Mittelschwaebische Nachrichten
„Diäten sind nicht Sinn der Fastenzeit“
Prodekan Klaus Bucher erklärt, was er mit Aschekreuz und Fastenzeit verbindet
Breitenthal Mit dem Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Eine Zeit der Besinnung auf das Wesentliche. Viele Menschen nehmen die Wochen vor Ostern auch zum Anlass, auf etwas zu verzichten. Wir haben mit Prodekan Klaus Bucher über die Bedeutung der Fastenzeit und den Sinn des Verzichtens gesprochen.
Haben Sie selbst mit einer Diät begonnen? Klaus Bucher: Nein und das bleibt auch so. Diäten sind nicht Sinn der Fastenzeit, sondern eher einer Schrothkur oder des FDH-Kurses der AOK.
Was bedeutet für Sie persönlich die Fastenzeit? Bucher: Das Aschekreuz gibt mir die Richtung vor: „Mensch, bedenke, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, habe ich mir bei der Auflegung sagen lassen. Die Kirche will da ja nicht als große Spaßbremse mit der Todeskeule schwingen. Wie beispielsweise gute Eltern ihre Kinder immer wieder an wichtige Dinge erinnern, ist die Kirche am Beginn der Fastenzeit die Mutter, die mir sagt: Achte auf das Wesentliche! Die Fastenzeit ist für mich jedes Jahr neu das große Trainingslager, um das Ziel des Lebens wieder ins Auge zu nehmen. Die drei Schwerpunkte dieser Trainingszeit nennt Jesus im Evangelium vom Aschermittwoch: Wie steht es um meine Beziehung zu Gott? Wie schaut es aus beim „Nächsten“? – und da gehts ja gerade um die Menschen, die mir zu nahe treten; und dann eben auch: Kann ich auf etwas verzichten, das eigentlich gut ist?
Was sollte man in der Fastenzeit auf keinen Fall tun? Bucher: Man sollte sich auf keinen Fall zu extreme Ziele setzen und dann frustriert abbrechen. Ein teilweiser Verzicht kann sinnvoller sein als eine Radikalkur. Es wäre schon viel, wenn wir zumindest in der Fastenzeit das Freitagsgebot wieder entdecken, verstehen und halten würden. Da gehts ja nicht um einen veganen Veggie-Day. Da geht es drum, dass ich Gott so viel wert bin, dass er seinen Sohn für mich an ein Kreuz hat schlagen lassen und ich darf ihm durch ein Freitagsopfer zeigen, das er mir etwas wert ist! Dann sollte man das Fasten nicht auf Süßigkeiten reduzieren; warum nicht Internet-Fasten, Fernseh-Fasten, Auto-Fasten, Whatsapp-Fasten oder Facebook-Fasten. Auch ein Tratsch-und-Klatsch-Fasten wäre sicher heilsam. Und auf keinen Fall sollte man seine Fastenvorsätze und hoffentlich auch Erfolge vor sich hertragen. Meine Vorsätze gehen nur den lieben Gott und mich etwas an, sonst niemanden.
Viele nehmen in der Fastenzeit geradezu radikal ab – um danach in kurzer Zeit schwerer zu sein als zuvor. Was raten Sie diesen Menschen? Bucher: Soweit ich weiß, sind solche Kuren schon aus medizinischer Sicht eher schädlich. Und erst recht in geistlicher Hinsicht sollte man bei Extremen sehr vorsichtig sein, da sie oft ins Gegenteil umschlagen.
Interview: Peter Bauer