Mittelschwaebische Nachrichten
Aufpassen, was die Rechten tun
Freiheit Konstantin Wecker kämpft gegen Rechtsextremismus und Nationalismus. Das hat mit der Familiengeschichte zu tun. „Pazifismus wurde mir wohl in die Wiege gelegt“, sagt er vor seinem Auftritt in Bad Wörishofen
Wecker, Sie wohnen in München und so ist Bad Wörishofen fast ein Heimspiel. Waren Sie schon einmal hier oder was sagt Ihnen die Stadt? Konstantin Wecker: Ich kenne Bad Wörishofen natürlich und bin dort auch schon aufgetreten. Ich gehe gerne in die Sauna oder ins Dampfbad, bin aber auch Kaltwasserfreund und habe mich mit der Lebensgeschichte von Kneipp befasst. Kneipp und Therme sind mir für Wörishofen durchaus ein Begriff und deshalb freue ich mich auf den Auftritt dort.
Sie sind Musiker, Liedermacher, Buchautor und haben auch in Filmen mitgewirkt. Gibt es dabei einen besonderen Schwerpunkt? Wecker: Wichtig war für mich immer die Poesie in Verbindung mit der Musik zu bringen. Als Liedermacher wollte ich natürlich nicht in ein gewisses Schema gesteckt werden. Aber heute bin ich darauf stolz, denn Haltung zu bewahren, gehört in dem Beruf ebenfalls dazu.
Sie haben unheimlich viele Titel, Tourneen und Alben bewerkstelligt. Ist viel arbeiten etwas, was Sie besonders antreibt? Wecker: Ich arbeite gerade an meiner Biografie und habe bei der Beschreibung meines Lebenslaufes mich selbst darüber gewundert, dass ich dennoch so viel Zeit für andere Vergnügungen gefunden habe. Aber ich hatte das Glück, dass mir die Arbeit immer Freude bereitet hat und dass ich damit den Lebensunterhalt verdienen konnte. Ich habe es deshalb auch nie als Arbeit empfunden, außer vielleicht mal bei Dreharbeiten.
Sie sind seit über 40 Jahren im Geschäft. Gibt es dafür ein Erfolgsgeheimnis oder eine Erfolgsstrategie? Wecker: Mein Dank geht hier zuerst an das Publikum, das mir circa drei Stunden zuhört. Es hat scheinbar immer gemerkt, dass ich das, was ich mache, mit Leidenschaft herübergebracht habe. Es hat oft die gleiche Sehnsucht wie ich, und so wurden wir eine verschworene Gemeinschaft, was mir auch wieder An- sporn zurückgab. Ich habe musikalisch auch oft andere Wege eingeschlagen wie Konzerte mit Sinfonieorchestern oder mit Jazzmusikern. So konnte ich mich weiterentwickeln. Auch das war wichtig.
Sie bekämpfen sehr aktiv den RechtsHerr extremismus und den Nationalismus. Warum beschäftigt Sie dieses Thema mehr als vielleicht andere Künstler? Wecker: Das hat nicht zuletzt schon mit meinem Elternhaus zu tun. Meine Eltern waren zwar nicht direkt im Widerstand, aber sie waren erklärte Nazi-Gegner, und ich konnte schon als Kind mit meinen Eltern über diese grauenvolle Zeit reden. Mein Vater war ein sehr aufrechter Mann, der den Wehrdienst verweigerte, was damals bestimmt nicht einfach war. Pazifismus wurde mir damit wohl in die Wiege gelegt. Wenn wir jetzt nicht aufpassen, kann vielleicht wieder etwas Schlimmes passieren. Als Künstler ist es mir möglich, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Sie haben während ihrer Laufbahn viele Auszeichnungen bekommen. Was bedeuten Ihnen Erfolg und Anerkennung? Wecker: Besonders wichtig ist mir die Anerkennung durch das Publikum. Gefreut habe ich mich zuletzt aber über den „Erich-MühsamPreis“. Erich Mühsam war ein großartiger und aufrechter Dichter. Er wurde von den Nazis zu Tode geprügelt.
Was dürfen die Besucher von Ihrem Auftritt am heutigen Freitag erwarten? Wecker: Wir treten hier als Trio mit Klavier, Gesang und Cello auf. Mit der Cellistin Fany Kammerlander, die ich aber schon lange kannte, arbeite ich nun seit zwei Jahren zusammen. Seit Dezember machen wir, dazu gehört natürlich noch Jo Barnikel als langjähriger Begleiter, diese Trio-Tour. Ich hatte schon immer eine Sehnsucht nach einem mehr lyrischen Programm und in dieser Zusammensetzung können wir der Poesie mehr Raum geben als mit einer großen Band.
Was kann man von Konstantin Wecker in den nächsten Jahren erwarten? Wecker: Ich bin Jahrgang 1947. Da macht man nicht mehr die ganz großen Pläne. Es wird zu meinem 70er heuer ein Jubiläumsprogramm mit dem Titel „Poesie und Widerstand“geben. Außerdem habe ich mit Frau Käßmann das Buch „Entrüstet euch“über Pazifismus geschrieben und habe sie dabei kennen und schätzen gelernt. Deshalb bin ich wohl zu einer Reformationsveranstaltung auf den Elbwiesen in Dresden im Sommer eingeladen.
Interview: Helmut Bader
Mit Konstantin Wecker gastiert am heutigen Freitag einer der bekanntes ten Liedermacher in der Kurstadt Bad Wö rishofen. Wecker ist Jahrgang 1947, Musiker, Buchautor und gelegentlich Schauspieler. Er kommt zusammen dem Pianisten Jo Barnikel und der Cellistin Fany Kammer lander als Konstantin Wecker Trio mit dem Programm „Poesie und Musik mit Cello und Klavier“. Das Konzert beginnt um 20 Uhr im Kursaal. Karten gibt es un ter anderem beim MZ Ticketservice in Mindelheim unter der Telefonnummer 08247/35035.