Mittelschwaebische Nachrichten
Die ersten SMÜ Autos sind unterwegs
Der Wechsel auf neue Nummernschilder geht schnell. Voranmeldungen und Internet helfen dabei
Schwabmünchen Eine lange Warteschlange schon früh am Morgen, ungeduldige und frierende Bürger, ein Ansturm, der einen Sicherheitsdienst notwendig macht. All dies erwartete das Landratsamt Augsburg am ersten Tag der Ausgabe der wieder eingeführten SMÜ- und WERAutokennzeichen.
Es kommt jedoch anders: Kurz vor sieben warten gerade mal vier Personen vor der verschlossenen Türe der Zulassungsstelle in Schwabmünchen. Bis halb acht, kurz vor Öffnung der Dienststelle, ist die Gruppe auf 13 angewachsen.
Doch nicht jeder will unbedingt das erste neue SMÜ-Schild haben. Mancher will nach der Ummeldung einfach nur schnell weiter zur Arbeit. Gelassen sieht es auch Markus Scharl aus Langenneufnach: „Da ich heute Zeit habe, bin ich hier. Ich brauche neue Schilder, weil die alten abgewetzt sind“, sagte er. Immerhin werde er somit der Erste in den Stauden mit neuem SMÜ-Kennzeichen sein, fügt er lächelnd hinzu.
Alle ziehen eine Wartenummer aus dem Automaten, der jetzt sogar eine besondere Taste für die Ummeldung zu SMÜ oder WER bereitstellt. Die Ruhe im Raum wird wenige Minuten später durch ein akustisches Zeichen unterbrochen: Die Vorgangsbearbeitung kann beginnen.
Nur fünf der Wartenden sind alleine wegen der neuen Kennzeichen gekommen, erzählen sie. „Ich freue mich mehr auf das neue Auto als auf das Kennzeichen“, sagt eine junge Schwabmünchnerin. Der vom Landratsamt befürchtete Ansturm auf die Zulassungsstelle blieb zunächst also aus. Das kann sich noch ändern, immerhin haben sich bereits über 2100 Autobesitzer für eine Ummeldung registrieren lassen. „Wir freuen uns, dass noch mehr Bürger von der ein Jahr gültigen Kennzeichenreservierung Gebrauch gemacht haben und uns nicht gleich die Türe einrennen“, sagt Jürgen Gurill, Fachbereichsleiter der Zulassungsstelle.
Neben intensiver politischer Intervention gründete sich 2016 in Schwabmünchen die Bürgerinitiative „pro SMÜ“, die in erfolgreichen Aktionen, wie bei der LandkreisOldtimerrallye sowie mit einer Unterschriftenaktion mit mehr als tausendfacher Beteiligung, Landrat Martin Sailer Anfang Oktober bewog, von seiner Position gegen die Wiedereinführung der alten Kennzeichen abzurücken.
Die beiden Zulassungsstellen des Landratsamtes in Schwabmünchen und Gersthofen haben sich daraufhin auf die Umstellung gut vorbereitet. Sie hatten erwartet, dass viele Menschen gleich am ersten Tag ihre Amtsstuben stürmen würden. Doch erstens war der Aschermittwoch für viele Autobesitzer auch ein normaler Arbeitstag, zweitens nutzten viele die Angebote, auch via Internet ein Wunschkennzeichen zu reservieren und einen Umschreibungstermin zu vereinbaren. Damit konnte sich zudem jeder gleich sein neues Nummernschild vorab prägen lassen. Alleine zehn Autobesitzer machten damit ihren Kennzeichenwechsel zur schnellen Nummer. Im Geschäft von EHA Autoschilder machte derweil Petra Weyer aus schnöden Blechvorlagen schwarz glänzende SMÜ-Tafeln, die manchem das Herz erwärmen. „Ich komme aus Schwabmünchen und will dies Stück Heimat auch zeigen“, sagt Christian Kruppe, aktives Mitglied der Bürgerinitiative bei seinem Termin. Es geht dabei sehr gelassen zu. „Wir haben Tage, da ist deutlich mehr zu tun. Heute geht es recht zügig“, bewertet Petra Weyer das Kundenaufkommen. Sehr zufrieden äußern sich auch Bürger über die Abläufe. „Ich habe für die Anmeldung zweier Fahrzeuge einschließlich dem Anfertigen der Kennzeichen nicht einmal eine halbe Stunde gebraucht“, freut sich eine Schwabmünchnerin. „Bei meinem Hausarzt wartet man länger“, sagt ein anderer.
Im Visier vieler Medienvertreter verlässt Walter Spengler aus Hiltenfingen das Amtsgebäude mit seinen neuen Kennzeichen. Wenige Minuten später fährt er als erster Bürger mit neuem SMÜ-Schild die Fuggerstraße entlang. Der für den Fall eines großen Zustroms eingesetzte Sicherheitsdienst hat wenig zu tun: kein Gedränge, keine Gefahr. Gegen zehn Uhr sind gerade mal zwei Personen im Wartebereich der Zulassungsstelle zu finden.
Bis zum Ende der Mittwochsöffnungszeit um 13 Uhr bearbeiteten die Mitarbeiterinnen in Schwabmünchen insgesamt 141 Vorgänge, wobei nur 55 im Zusammenhang mit einem SMÜ-Kennzeichen stehen. Ihr Chef Jürgen Gurill schaut zufrieden nach vorne: „Wenn es so weitergeht, können wir die Bugwelle der Ummeldungen bis Ende nächster Woche abarbeiten“. Die Abläufe in den nächsten Tagen werden es zeigen.