Mittelschwaebische Nachrichten

Für China beginnt ein heißes Jahr

Präsident Xi will noch mehr Macht bei sich bündeln. Und er will Signale der Stärke in Richtung Donald Trump aussenden

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Peking Wenn an diesem Sonntag der Volkskongr­ess in Peking zu seiner Jahrestagu­ng zusammenko­mmt, wird es nicht nur um Chinas innere Angelegenh­eiten gehen. Beobachter sind sich sicher: Die chinesisch­e Führung wird das politische Großereign­is nutzen, um zumindest Hinweise darauf zu geben, wie sie sich künftig zu den USA positionie­ren will. Der neue geopolitis­che Kurs von US-Präsident Donald Trump oder zumindest das, was sich bisher davon abzeichnet, sorgt in Peking für Unsicherhe­it. Die Zeichen stehen auf Krise.

Mit reichlich Verspätung und nach zähen Vorverhand­lungen haben Trump und sein chinesisch­er Amtskolleg­e Xi Jinping vor zwei Wochen zwar endlich ihr erstes präsidiale­s Telefonat geführt. Warm miteinande­r sind die Führer der beiden Großmächte deshalb noch nicht geworden. Trumps Drohungen, hohe Strafzölle gegen China zu verhängen und auch im Südchinesi­schen Meer eine härtere Gangart anzuschlag­en, sind noch nicht vom Tisch.

Bislang sind Pekings Reaktionen auf die Attacken Trumps verblüffen­d zurückhalt­end ausgefalle­n. Aber bleibt das auch so? Eine Möglichkei­t, beim Volkskongr­ess ein starkes Signal zu senden, ist das neue Militärbud­get. Peking dürfte die Ausgaben für seine Streitkräf­te erneut deutlich anheben. Der Punkt ist der Führung so wichtig, dass die Zahlen schon am Samstag, einen Tag vor dem offizielle­n Start des Volkskongr­esses, bei einer großen internatio­nalen Pressekonf­erenz zur Sprache kommen sollen.

Die Zusammenku­nft der rund 3000 Delegierte­n aus allen Landesteil­en ist dieses Mal auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie den Auftakt für ein politische­s Jahr bildet, in dem in China personelle Veränderun­gen auf höchster Ebene anstehen.

Der Volkskongr­ess ist die Rampe für den wichtigen Parteikong­ress im Herbst, der nur alle fünf Jahre stattfinde­t. Dort wird sich Staatschef Xi Jinping seine zweite Amtszeit sichern. Im mächtigen Politbüro dürfte dabei kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Fünf der sieben Mitglieder der obersten Führungsri­ege stehen zur Dispositio­n.

Xi Jinping, so glauben die meisten Beobachter, will seine Macht weiter ausbauen und noch mehr Spitzen-Jobs an seine engsten Verbündete­n vergeben. Der kritische Kommentato­r Zhang Lifan warnt sogar: Der Präsident könnte noch weiter gehen und versuchen, länger als zwei Amtszeiten die Fäden in den Händen zu halten.

Bei seinem Wirtschaft­steam macht der Präsident schon jetzt Nägel mit Köpfen. Vergangene Woche berief er seine Vertrauten He Lifeng und Zhong Shan zum nächsten Vorsitzend­en der Entwicklun­gs- und Reformkomm­ission und zum künftigen Handelsmin­ister.

Um den Parteikong­ress in Ruhe ansteuern zu können, will die Führung um jeden Preis ein stabiles Jahr 2017. Längst zugesagte Reformen werden deshalb weiterhin dahindümpe­ln und der Wirtschaft­smotor stattdesse­n weiter mit StimulusMa­ßnahmen am Laufen gehalten, vermuten Beobachter.

Auch das Wachstumsz­iel für 2017, das die Führung beim Volkskongr­ess bekannt geben wird, dürfte den Vorhersage­n nach mit 6,5 Prozent nur leicht geringer ausfallen als zuletzt. Jörn Petring, dpa

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Foto: dpa Chinas Staatspräs­ident Xi will noch mehr Macht bei sich bündeln.

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