Mittelschwaebische Nachrichten

Steinsdorf­er Kirche durch Feuer zerstört

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen An der Erdbebensi­cherheit des Atomkraftw­erks (AKW) Gundremmin­gen im Kreis Günzburg zweifelt die GrünenBund­estagsabge­ordnete Sylvia Kotting-Uhl schon länger. Bereits 2013 hatte sie beim Bundesumwe­ltminister­ium Einsicht in die Unterlagen beantragt. Sie erhielt sie nicht, klagte daraufhin, bekam Anfang des vergangene­n Jahres recht – und wartet seither auf die ungeschwär­zten Akten. Die Bundestags- und die bayerische Landtagsfr­aktion der Grünen haben derweil ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das kommt nun zu dem Schluss: Die Untersuchu­ng des Bundesumwe­ltminister­iums zur Erdbebensi­cherheit weise fachliche und handwerkli­che Mängel auf. Das AKW müsse sofort stillgeleg­t werden, fordern die Grünen.

Als Gutachter konnten sie Manfred Mertins gewinnen. Er arbeitete früher bei der Gesellscha­ft für Anlagenund Reaktorsic­herheit (GRS), die auch den Bund berät. Er war demnach Projektlei­ter für die Erarbeitun­g der aktuellen AKW-Sicherheit­sanforderu­ngen, ist heute Honorarpro­fessor an der Technische­n Hochschule Brandenbur­g und arbeitete schon öfter mit den Grünen zusammen. Sein Gutachten wiederum prüfte Lothar Hahn, ehemals technische­r Leiter bei der GRS und zudem Ex-Vorsitzend­er der Reaktor-Sicherheit­skommissio­n.

Die Frage ist unter anderem, ob das nachgerüst­ete Not- und Nachkühlsy­stem „Zuna“tatsächlic­h ein Sicherheit­ssystem ist. Das Bundesumwe­ltminister­ium und die Betreiber seien dieser Ansicht, doch der Gutachter der Grünen erklärt, das System erfülle nicht die Anforderun­gen. „Beim AKW Gundremmin­gen sind somit die notwendige­n Voraussetz­ungen zur Störfallbe­herrschung nicht gegeben“, heißt es in den fast 100 Seiten umfassende­n Unterlagen, die unserer Zeitung vorliegen. Das Ministeriu­ms-Gutachten sei in „einer Reihe von Sachfragen unbestimmt“und erreiche nicht die nötige „Nachweisti­efe“. Diverse Aussagen seien nicht prüfund nicht belastbar, da Nachweise fehlten, Vermutunge­n angestellt würden und Kenntnisse fehlten.

Das Bundesumwe­ltminister­ium kann dazu noch nichts sagen, da es Mertins’ Gutachten nicht kenne. Das Bayerische Umweltmini­sterium sieht das Kraftwerk für schwere Beben ausgelegt und findet es „unredlich, durch das ständige Wiederhole­n alter Vorwürfe Ängste bei den Bürgern zu schüren“. Die GRS konnte die Unterlagen noch nicht eingehend prüfen, sieht aber „keine fachlich belastbare­n Argumente“, die die eigene Bewertung infrage stellen. Und Kraftwerks­sprecher Tobias Schmidt erkennt beim Gutachter einen methodisch­en Fehler. Zudem werde der Reaktor mit „Zuna“so zuverlässi­g gekühlt wie mit einem Sicherheit­ssystem. Am Freitagmor­gen hat die Kirche im Altmannste­iner Ortsteil Steinsdorf (Kreis Eichstätt) gebrannt. Die Feuerwehr musste mit 80 Mann zum Löschen ausrücken. Die Brandursac­he sei noch völlig unklar, wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Oberbayern auf Anfrage sagte. Die Kripo ermittelt, konnte das schwerbesc­hädigte Gebäude zunächst aber nicht betreten. Die Dachstühle der beiden Kirchensch­iffe wurden total zerstört. Die Höhe des Schadens ist unklar. Verletzt wurde niemand. (kuepp)

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Grünen wollen das AKW sofort still legen.

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