Mittelschwaebische Nachrichten
Auto Club kämpft gegen Blinkmuffel
Immer mehr Menschen scheinen nicht mehr zu wissen, welcher Hebel sich da links neben dem Lenkrad befindet. Der ADAC kann das nicht weiter mit ansehen
Augsburg Manchmal, sagt Siegfried Brockmann, würde er beim Autofahren gerne aussteigen. Dann würde er zu seinem Vordermann gehen und ihm erklären, dass das, was sich links neben dem Lenkrad befindet, keine Zierde, sondern ein Hebel zum Blinken ist. Offenbar wüssten das zunehmend weniger Menschen. Brockmann ist Unfallforscher beim Gesamtverband der Deutschen Versicherer und seine Worte sprechen wohl vielen Autofahrern aus dem Herzen. „Wenn die Menschen nicht blinken, dann ist das ein Ärgernis“, findet der 57-Jährige.
Das Blinken auf Deutschlands Straßen ist so aus der Mode gekommen, dass der ADAC es offenbar nicht länger mit ansehen will. Denn vom Automobil-Club kommt jetzt ein Video, das Blinkfeinde aufklären will, sagt Verkehrspsychologin Nina Wahn. Das Filmchen, das unter anderem auf der Facebook-Seite des ADAC zu sehen ist, haben bereits mehr als 750 000 Menschen angeschaut. Der Zeichentrickfilm zeigt im Fahrschul-Stil, wann Autofahrer blinken müssen. Etwa beim Einund Ausscheren zum Überholen, beim Links- und Rechtsabbiegen, beim Verlassen des Kreisverkehrs und wenn sie einer abknickenden Vorfahrtsstraße folgen. „Gehört hat diese Regeln sicher jeder schon einmal in der Fahrschule. Aber was man lernt, kann man auch wieder verlernen“, sagt Wahn.
Zahlen zur Blink-Abneigung der Deutschen haben weder der ADAC noch Unfallforscher Brockmann. Auch ob die Zahl der Blinkmuffel steigt, weiß niemand so genau. Verkehrspsychologin Wahn kennt aber die Gründe, warum Menschen aufhören zu blinken. „Manche kennen die Regeln nicht, manche wollen einfach nicht blinken. Was Unsinn ist. Denn, wenn man regelmäßig blinkt, wird es schnell zum Automatismus.“Das Fehlverhalten kann sich auch langsam einschleichen. „Vielleicht lässt man es einmal weg, weil eh keiner hinter einem herfährt, und vergisst es dann öfter“, sagt sie.
Der Blinker ist vor allem ein Zeichen an die anderen Verkehrsteilnehmer. „Er ist unser einziges Kommunikationsmittel im Auto“, sagt Wahn. Dem Nicht-Blinker falle aber meist nicht auf, dass er mit seinem Verhalten andere ärgere. Denn der Hintermann, der seinetwegen abrupt bremsen muss, ist nicht in seinem Blickfeld.
Notorische Nicht-Blinker sollen durch das Erklär-Video daran erinnert werden, wie man im Straßenverkehr richtig mit anderen kommuniziert. „Ich glaube, dass Menschen, die nicht blinken, zum Hindernis werden und der Verkehrsfluss ihretwegen stockt“, sagt Unfallforscher Brockmann. „Aber ein Unfall wird deshalb selten passieren – vor allem, wenn man genügend Sicherheitsabstand einhält.“
Verkehrspsychologin Wahn hofft, dass ihr Gewissen die Autofahrer zu einem Umdenken motiviert. Denn allzu viel offizielle Sanktion haben Blinkmuffel nicht zu befürchten: Der Tatbestand „Fahrtrichtungsanzeiger nicht wie vorgeschrieben benutzt“wird mit einem Bußgeld von zehn Euro geahndet.