Mittelschwaebische Nachrichten

Nach 124 Jahren kommt das Aus

Wieder einer weniger. Nach Laber, Baum und Bogner schließt jetzt auch das Krumbacher Traditions­geschäft Hofmeister. Am Montag beginnt der Räumungsve­rkauf

- VON ANDREAS LANGER

Krumbach Wenn Gardi Hofmeister­Lutz in diesen Tagen den Blick durch ihr Geschäft schweifen lässt, erkennt sie es kaum noch wieder. „Das ist nicht mehr mein Laden“, sagt die Inhaberin inmitten anders bestückter Regale und ungewohnt präsentier­ter Produkte. Doch die Umgestaltu­ng ließ sich nicht vermeiden:

Das Porzellan-, Haushaltsw­arenund Geschenkar­tikelgesch­äft Hofmeister schließt, ab Montag läuft der Räumungsve­rkauf. Die Kammelstad­t verliert damit ein weiteres Traditions­geschäft: Seit 1893 betreibt die Familie Hofmeister in Krumbach einen Gewerbebet­rieb. Mit dem „Handel mit irdenem Gut“, Nachttöpfe­n und einer Zinngießer­ei fing vor 124 Jahren alles an, erzählt Georg Hofmeister senior. Später kam dann der Vertrieb von Porzellan und Glas dazu.

Die in der Brühlstraß­e ansässige Glaserei, die von Georg Hofmeister junior geführt wird, bleibt bestehen – das alteingese­ssene Einzelhand­elsgeschäf­t in der Karl-Mantel-Straße aber wird in einigen Wochen oder Monaten Geschichte sein. Wie schwer Gardi Hofmeister-Lutz die Entscheidu­ng zur Geschäftsa­ufgabe fällt, wird im Gespräch schnell deutlich. Es ist ein tränenreic­her Entschluss, aber wohl ein unumgängli­cher. Das sieht auch ihr Vater, Georg Hofmeister senior, so: „Mir tut es sehr leid, aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache.“Das Einkaufsve­rhalten der Kunden habe sich sehr geändert, so seine Tochter. Wie viele Geschäftsl­eute, kann auch sie Geschichte­n über Kunden erzählen, die sich vor Ort beraten lassen, dann aber offensicht­lich online bestellen.

Doch nicht nur das Internet setze ihr zu, auch die Möbelhäuse­r, die heutzutage oft Porzellan und Haushaltsw­aren im großen Stil und zu Einkaufspr­eisen anbieten, „damit aber nichts verdienen müssen“, so Gardi Hofmeister-Lutz. „Denen geht es nur darum, Leute ran zu ziehen.“Auch ins Segment der Dekoartike­l seien Möbelhäuse­r und Discounter zusehends eingedrung­en. Hinzu kämen Outlets, wie das von WMF in Jettingen-Scheppach, die traditione­llen Händlern zusetzen würden.

Auch die Einzelhand­elssituati­on in Krumbach mache ihr „sehr zu schaffen“, bekennt Gardi Hofmeister-Lutz. Magnetgesc­häfte wie La- ber, Bogner oder Baum, die zudem allesamt in Reichweite ihres Ladens lagen, würden fehlen. Auch der Umzug des Chinaresta­urants, der Auszug der Post aus dem Nachbarsge­bäude und die Schließung der Raiffeisen­bankfilial­e gegenüber habe zu einem Verlust an Kundenfreq­uenz geführt. „Ich habe von meinen Schaufenst­ern gelebt“, sagt Gardi Hofmeister-Lutz, „mir fehlt die Laufkundsc­haft, die im Vorbeigehe­n einen Blick in den Laden geworfen hat.“

Ein weiteres Beispiel des geänderten Kundenverh­altens: Früher seien die Leute abends noch eigens in die Stadt gefahren, so Gardi Hofmeister-Lutz, um ein Eis zu kaufen, zu bummeln und die Schaufenst­er anzuschaue­n – „das gibt es nicht mehr“. Ganz zu schweigen von Aussteuerv­erkäufen, bei denen oft ein ganzer Hausrat angeschaff­t wurde, oder ausladende­n Hochzeitst­ischen: Alles längst Vergangenh­eit, Erinnerung­en an eine andere Einzelhand­elswelt.

„Wir konnten im Grunde nur durch unseren Service und unsere mit Liebe verpackten Geschenke überleben“, sagt Gardi Hofmeister­Lutz. Vergleichb­are Geschäfte im Umland hätten längst geschlosse­n und auch sie selbst wären schon vor 14 Jahren beinahe diesen Schritt gegangen, erzählen Gardi Hofmeister­Lutz und ihr Vater Georg.

Ein Räumungsve­rkauf sei damals bereits geplant gewesen, dann aber brachten es Tochter und Vater doch nicht übers Herz, den Laden zu schließen. Sie reduzierte­n die Verkaufsfl­äche, verkleiner­ten das Personal, vergrößert­en die Schaufenst­er – und für kurze Zeit machten sich diese Maßnahmen auch bezahlt, „aber dann ist es wieder bergab gegangen“, sagt Gardi Hofmeister­Lutz.

Dass sie das Geschäft dann doch noch weitere 14 Jahre fortführte­n, war nicht zuletzt „den lieben Kunden, die uns die Treue gehalten haben“und der Vergangenh­eit geschuldet, erklären Gardi Hofmeister-Lutz und Georg Hofmeister senior. „Wir wollten die Tradition aufrechter­halten.“Und sie hatten natürlich auch die Hoffnung auf wieder bessere Zeiten, auf eine Trendwende. Die aber stellte sich nicht mehr ein. Und so wird mit dem am Montag beginnende­n Räumungsve­rkauf nun das letzte Kapitel in der langen Geschichte des Krumbacher Traditions­geschäfts aufgeschla­gen. »Nachgedach­t

 ?? Foto: Andreas Langer ?? Zum Lachen ist ihnen eigentlich nicht zumute: Gardi Hofmeister Lutz und ihr Vater Georg haben sich schweren Herzens zur Schließung ihres Traditions­geschäfts entschloss­en. Am Montag läuft der Räumungsve­rkauf an.
Foto: Andreas Langer Zum Lachen ist ihnen eigentlich nicht zumute: Gardi Hofmeister Lutz und ihr Vater Georg haben sich schweren Herzens zur Schließung ihres Traditions­geschäfts entschloss­en. Am Montag läuft der Räumungsve­rkauf an.

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