Mittelschwaebische Nachrichten
Nach 124 Jahren kommt das Aus
Wieder einer weniger. Nach Laber, Baum und Bogner schließt jetzt auch das Krumbacher Traditionsgeschäft Hofmeister. Am Montag beginnt der Räumungsverkauf
Krumbach Wenn Gardi HofmeisterLutz in diesen Tagen den Blick durch ihr Geschäft schweifen lässt, erkennt sie es kaum noch wieder. „Das ist nicht mehr mein Laden“, sagt die Inhaberin inmitten anders bestückter Regale und ungewohnt präsentierter Produkte. Doch die Umgestaltung ließ sich nicht vermeiden:
Das Porzellan-, Haushaltswarenund Geschenkartikelgeschäft Hofmeister schließt, ab Montag läuft der Räumungsverkauf. Die Kammelstadt verliert damit ein weiteres Traditionsgeschäft: Seit 1893 betreibt die Familie Hofmeister in Krumbach einen Gewerbebetrieb. Mit dem „Handel mit irdenem Gut“, Nachttöpfen und einer Zinngießerei fing vor 124 Jahren alles an, erzählt Georg Hofmeister senior. Später kam dann der Vertrieb von Porzellan und Glas dazu.
Die in der Brühlstraße ansässige Glaserei, die von Georg Hofmeister junior geführt wird, bleibt bestehen – das alteingesessene Einzelhandelsgeschäft in der Karl-Mantel-Straße aber wird in einigen Wochen oder Monaten Geschichte sein. Wie schwer Gardi Hofmeister-Lutz die Entscheidung zur Geschäftsaufgabe fällt, wird im Gespräch schnell deutlich. Es ist ein tränenreicher Entschluss, aber wohl ein unumgänglicher. Das sieht auch ihr Vater, Georg Hofmeister senior, so: „Mir tut es sehr leid, aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache.“Das Einkaufsverhalten der Kunden habe sich sehr geändert, so seine Tochter. Wie viele Geschäftsleute, kann auch sie Geschichten über Kunden erzählen, die sich vor Ort beraten lassen, dann aber offensichtlich online bestellen.
Doch nicht nur das Internet setze ihr zu, auch die Möbelhäuser, die heutzutage oft Porzellan und Haushaltswaren im großen Stil und zu Einkaufspreisen anbieten, „damit aber nichts verdienen müssen“, so Gardi Hofmeister-Lutz. „Denen geht es nur darum, Leute ran zu ziehen.“Auch ins Segment der Dekoartikel seien Möbelhäuser und Discounter zusehends eingedrungen. Hinzu kämen Outlets, wie das von WMF in Jettingen-Scheppach, die traditionellen Händlern zusetzen würden.
Auch die Einzelhandelssituation in Krumbach mache ihr „sehr zu schaffen“, bekennt Gardi Hofmeister-Lutz. Magnetgeschäfte wie La- ber, Bogner oder Baum, die zudem allesamt in Reichweite ihres Ladens lagen, würden fehlen. Auch der Umzug des Chinarestaurants, der Auszug der Post aus dem Nachbarsgebäude und die Schließung der Raiffeisenbankfiliale gegenüber habe zu einem Verlust an Kundenfrequenz geführt. „Ich habe von meinen Schaufenstern gelebt“, sagt Gardi Hofmeister-Lutz, „mir fehlt die Laufkundschaft, die im Vorbeigehen einen Blick in den Laden geworfen hat.“
Ein weiteres Beispiel des geänderten Kundenverhaltens: Früher seien die Leute abends noch eigens in die Stadt gefahren, so Gardi Hofmeister-Lutz, um ein Eis zu kaufen, zu bummeln und die Schaufenster anzuschauen – „das gibt es nicht mehr“. Ganz zu schweigen von Aussteuerverkäufen, bei denen oft ein ganzer Hausrat angeschafft wurde, oder ausladenden Hochzeitstischen: Alles längst Vergangenheit, Erinnerungen an eine andere Einzelhandelswelt.
„Wir konnten im Grunde nur durch unseren Service und unsere mit Liebe verpackten Geschenke überleben“, sagt Gardi HofmeisterLutz. Vergleichbare Geschäfte im Umland hätten längst geschlossen und auch sie selbst wären schon vor 14 Jahren beinahe diesen Schritt gegangen, erzählen Gardi HofmeisterLutz und ihr Vater Georg.
Ein Räumungsverkauf sei damals bereits geplant gewesen, dann aber brachten es Tochter und Vater doch nicht übers Herz, den Laden zu schließen. Sie reduzierten die Verkaufsfläche, verkleinerten das Personal, vergrößerten die Schaufenster – und für kurze Zeit machten sich diese Maßnahmen auch bezahlt, „aber dann ist es wieder bergab gegangen“, sagt Gardi HofmeisterLutz.
Dass sie das Geschäft dann doch noch weitere 14 Jahre fortführten, war nicht zuletzt „den lieben Kunden, die uns die Treue gehalten haben“und der Vergangenheit geschuldet, erklären Gardi Hofmeister-Lutz und Georg Hofmeister senior. „Wir wollten die Tradition aufrechterhalten.“Und sie hatten natürlich auch die Hoffnung auf wieder bessere Zeiten, auf eine Trendwende. Die aber stellte sich nicht mehr ein. Und so wird mit dem am Montag beginnenden Räumungsverkauf nun das letzte Kapitel in der langen Geschichte des Krumbacher Traditionsgeschäfts aufgeschlagen. »Nachgedacht