Mittelschwaebische Nachrichten

Nicht nur Bauern müssen lernen

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r zeitung.de Landwirtsc­haft

Kühe sind vor allem glücklich, wenn sie lilafarben sind, später zu Schokolade verarbeite­t werden oder – wie im hügeligen Allgäu – einen Berg- und Talfuß haben. Das ist natürlich überzeichn­et. Aber es gibt eine schleichen­de Entfremdun­g zwischen Landwirten und Verbrauche­rn, deren Urteile häufig genug durch Unkenntnis genährt werden. Daran muss angesetzt werden, wenn die Nahrungsmi­ttelproduz­enten und -konsumente­n zueinander­finden wollen. Regionale Aktionstag­e, die spezielle Themen ins Blickfeld rücken, können hilfreich sein, um zu verstehen, wie vielfältig es in der Landwirtsc­haft zugeht, wo die Herausford­erungen liegen und welche Schritte notwendig sind, um Nahrungsmi­ttel vom Feld und vom Stall in die Regale des Einzelhand­els zu bekommen.

Es darf auch gerne die Direktverm­arktung ab Hof sein. Für kaum einen Bauern dürfte das freilich die Grundlage für ein ausreichen­des Auskommen bilden. Die Umsätze und Gewinne, die in diesem Segment erzielt werden, rechtferti­gen wirtschaft­lich betrachtet oft den Aufwand nicht. Der Hofladen aber lohnt sich doch, um Menschen mit der Landwirtsc­haft bekannt zu machen und Vertrauen aufzubauen, das durch wenige schwarze Schafe zerstört worden ist. Das macht ihn gewisserma­ßen unbezahlba­r.

Bayerns Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner hat das Heimspiel in Schwaben gestern sichtlich genossen. Erst war er in Walkertsho­fen im Landkreis Augsburg, um sich als Forstminis­ter darüber zu informiere­n, wie der Mischwald der Zukunft aussehen könnte. Danach hatte er in einem „agrarpolit­ischen Fachgesprä­ch“in Autenried viele Menschen vor sich, die er als Minister in München, Berlin und Brüssel vertritt. Die Landwirte sind augenschei­nlich zufrieden mit seiner Politik, auch wenn der Freistaat auf europäisch­er Ebene letztlich nur wenig ausrichten kann.

Die Unübersich­tlichkeit eines globalen Marktes, in dem die Preise von vielen, oft nicht vorhersehb­aren Unwägbarke­iten abhängen, ist die Chance für eine nach wie vor von Familienbe­trieben geprägte, regionale Landwirtsc­haft in Bayern. Diese Chance gilt es zu nutzen. Da sind Verbrauche­r gefordert, ihre „Geiz ist geil“-Mentalität abzulegen. Und die Bauern müssen begreifen, dass sie nicht nur produziere­n, sondern auch Dienstleis­ter sind – den Kunden zugewandt.

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