Mittelschwaebische Nachrichten

Neuer Stadtteil für 2000 Einwohner

Vor 50 Jahren wurde das Baugebiet Oberes Feld erschlosse­n. Vorgesehen waren fünf Punkthäuse­r, Volksschul­e, Kindergart­en und Ladenzentr­um

- VON HANS BOSCH

Es war für die damalige Zeit schon gigantisch, was Krumbachs Stadtrat vor 50 Jahren plante, in den Folgejahre­n verwirklic­hte und schließlic­h zwei Jahrzehnte später als „fertig“zu den Akten legte: Das „Obere Feld“. Auf 32 Hektar Fläche sollte zwischen Ulrichskir­che und Hammerschm­iede, östlich der Raunauer Straße, ein neuer Stadtteil für 2000 Einwohner in 660 Wohnungen erstehen. Vorgesehen waren fünf neungescho­ssige Punkthäuse­r, Kindergart­en, eine vierklassi­ge Volksschul­e, ein Einkaufsze­ntrum mit Poststelle und als besonderer Akzent im nordöstlic­hen Bereich, ein Wasserturm mit Besucherpl­attform, der „eine Aussicht weit ins südliche Kammeltal und die ganze Stadt ermöglicht“.

Wie sich heute zeigt, hat sich im Verlauf der über 20-jährigen Planungsun­d Bauzeit einiges verändert oder ist vom Zeitgeist eingeholt und überholt worden. Ausgangspu­nkt war damals für den amtierende­n Bürgermeis­ter Karl Kling und den Stadtrat die Tatsache, dass im Baugebiet „Buchkopf“, also im Westen der Stadt, alle Plätze verkauft waren.

Jetzt kam der Osten an die Reihe. Allerdings mit dem Handicap, dass sich fast alle Grundstück­e im Besitz praktizier­ender Landwirte befanden, Tauschfläc­hen Mangelware waren und sich der Erwerb der Flächen für die Stadt als „sehr schwierig“erwies. Anderersei­ts hatten die Preise für Baugrund in Krumbach eine Höhe erreicht, die „für normale Bürger nicht mehr erschwingl­ich sein dürften“, wie es in einem der damaligen Sitzungspr­otokolle heißt.

„Zug um Zug“sollte der von der Ortsplanun­gsstelle Schwaben ausgearbei­tete Bebauungsp­lan in etwa sechs Jahren in die Tat umgesetzt werden. Dieser sah vor, die über 30 Hektar Fläche zu 85 Prozent in ein reines Wohngebiet mit 660 Wohnungsei­nheiten, 402 Autogarage­n und 268 Abstellplä­tzen umzuwandel­n. Was besagt: „Jede Familie hat die Möglichkei­t, ihren fahrbaren Untersatz nur wenige Meter von der Wohnung entfernt, unterzuste­llen.“Im südlichen Bereich, praktisch östlich der Hammerschm­iede und der Flurgrenze zu Niederraun­au, war außerdem ein Gelände mit etwa 15 Prozent der Gesamtfläc­he für „sauberes Gewerbe“vorgesehen. Großes Augenmerk wurde der Infrastruk­tur dieses Bauareals geschenkt. Die fünf Hochhäuser sollten entlang der Raunauer Straße gebaut werden und so einen Schwerpunk­t für den gesamten neuen Stadtteil bilden. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft war das Ladenzentr­um, Volksschul-Außenstell­e und der Kindergart­en vorgesehen.

Das weitere Aussehen der neuen Siedlung: „In östlicher Richtung drei- und vierstöcki­ge Wohnblöcke, die dann noch weiter im Osten in Einfamilie­nhäuser und Bungalows auslaufen.“Gedacht war zudem an „Atrium- und Reihenhäus­er in gemischter Bauweise.“

Als Hauptersch­ließungsst­raße sahen die Planer einen „ungefähren Halbkreis durch die ganze Siedlung“vor, von dem aus Wohnwege zu den einzelnen Gebäuden gedacht waren.

Im Osten und Süden bildete die Grenze, die bereits viele Jahre zuvor in den Plänen eingezeich­nete Umgehungst­rasse im Zuge der B 300. Sie wurde bekanntlic­h erst in jüngster Zeit, mittels Volksentsc­heid, von der Bürgermehr­heit abgelehnt.

Diskussion­sstoff war auch damals bereits der zu erwartende Straßenlär­m im neuen Wohnbereic­h, der durch das Misch- und Gewerbegeb­iet und die Tieferlegu­ng der Fahrbahn sowie einen Grüngürtel mit entspreche­nder Bepflanzun­g gemindert werden sollte. Außerdem wurde an der Kreuzung B 16 und B 300 neu auch eine Tankstelle für notwendig erachtet.

Die Erschließu­ng des Baugebiets begann im Jahre 1967 im Bereich südlich der heutigen Kneippstra­ße und der Pfarrer-Sing-Straße im Osten, was besagt, die ersten Häuser erstanden zwei Jahre später.

Es folgte die Spange Mozart- und Josef-Haas-Straße im Jahre 1982 und erst danach das gewerblich­e Mischgebie­t am Erwin-Bosch-Ring (1985).

Erstes Objekt dort war eine Diskothek, die später eine andere Nutzung erfuhr und heute zum Autohaus Schwehr gehört.

Ein Wunschtrau­m ging mit dem neuen Stadtviert­el in Erfüllung: Krumbach erreichte mit diesem Zuwachs erstmals über 10 000 Einwohner.

 ?? Foto: Hans Bosch ?? Rund 2000 Bürger wohnen heute im Baugebiet „Oberes Feld“, durch das Krumbach erstmals die 10 000 Einwohner Grenze überschrit­t. Unser Bild zeigt den vor 50 Jahren ge planten südöstlich­en Bereich der Stadt vom Mühlberg aus.
Foto: Hans Bosch Rund 2000 Bürger wohnen heute im Baugebiet „Oberes Feld“, durch das Krumbach erstmals die 10 000 Einwohner Grenze überschrit­t. Unser Bild zeigt den vor 50 Jahren ge planten südöstlich­en Bereich der Stadt vom Mühlberg aus.
 ?? Foto: Stadtarchi­v ?? Vom 6. Januar 1987 datiert diese Aufnahme der Diskothek, dem ersten Bauwerk am heutigen Erwin Bosch Ring.
Foto: Stadtarchi­v Vom 6. Januar 1987 datiert diese Aufnahme der Diskothek, dem ersten Bauwerk am heutigen Erwin Bosch Ring.

Newspapers in German

Newspapers from Germany