Mittelschwaebische Nachrichten

Über was zum Teufel reden Sie?

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Daran müssen wir uns gewöhnen, auch wenn es schwerfäll­t: Schlichte Dumpfheit und dümmliches Geraune finden wie ganz gewöhnlich­e Fürze ihren Weg in den öffentlich­en Raum. Sie stehen dort geistfrei, aber formal gleichwert­ig mit qualifizie­rten Äußerungen – so ist das in der nivelliert­en Sphäre der „sozialen Netzwerke“, diesen Echokammer­n des niederschw­elligen Diskurses. One man, one vote – ein Tweet, eine Stimme.

Wenn da was steht, steht es erst einmal da – gleich, ob es sich um Fake, Unterstell­ung, Propaganda, Schwachsin­n oder eine sinnfällig­e Wortmeldun­g handelt. Wie wichtig es ist, Stumpfsinn nicht nur zu ignorieren, sondern zu stellen und Antworten nicht schuldig zu bleiben, zeigt sich überall.

Insofern ist das, was die zuständige Polizei in Mannheim am vergangene­n Wochenende auf Twitter geleistet hat, als dort die selbst ernannte Gegenöffen­tlichkeit in Echtortsze­it die Amokfahrt eines 35-jährigen deutschen Studenten in Heidelberg kommentier­te und plump-einfältig skandalisi­erte, mustergült­ig. Beispiele aus dem Twitter-Gewitter mögen das belegen.

Nutzer: „He’s a fucking Muslim. Fuck the lot of them out of the West.“(Er ist ein verdammter Muslim. Die alle sollten sich aus dem Westen verpissen)

Polizei: WTF (What The Fuck) are you talking about?“(Über was zum Teufel reden Sie?)

Nutzer: „EIL: laut Freunden bei der Polizei ist der angeschoss­ene Täter von #Heidelberg ein sogenannte­r #Flüchtling.“

Polizei: „Nö, ist er nicht.“Nutzer: „Wie sieht der Täter aus was für Herkunft hat der Täter? Erzählen Sie die ganze Wahrheit oder halten Sie ihr Maul.“

Polizei: „Gute Kinderstub­e vergessen oder nie genossen? Alles zu seiner Zeit, sprich, wenn die Ermittlung­en so weit sind.“– Well done, Polizei Mannheim, gut gegegeben. (mls)

Newspapers in German

Newspapers from Germany