Mittelschwaebische Nachrichten
Fake oder wahr?
„Wir sind hier, um die Wahrheit zu sprechen, die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit.“So Donald Trump, und dann seine Behauptung: „Die Schweden haben große Zahlen von Flüchtlingen aufgenommen, und jetzt haben sie Probleme, die sie nie für möglich gehalten haben.“Selbst Spezialisten tun sich damit schwer. Sind das lediglich Vermutungen, Gerüchte, eine falsch verstandene Satire, Versuchsballons oder bewusste Lügen? Unklarheit führt zu Befürchtungen und Misstrauen. Das ist Gift schon in der Kinderstube, aber auch in der großen Politik. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!“
Über viele Kanäle rauschen „Wahrheiten“auf uns zu. „Was ist Wahrheit?“, fragt Pilatus den gefesselten Jesus (Joh 18,38). Meint er es gelangweilt achselzuckend? Meint er es zynisch oder total verwirrt? Über Meinungen kann man streiten, doch Fakten bleiben Fakten. Bei der Tatsachenwahrheit wird Statistiken immer noch hohe Kompetenz zugebilligt trotz ihrer schon sprichwörtlichen Fragwürdigkeit. Selbst wissenschaftliche Studien sind nicht das Evangelium. Sogar Bemühungen, Gott als Zeugen zu präsentieren, garantieren keine Sicherheit.
Die Suche nach der Wahrheit ist mühsam, doch unverzichtbar. Jetzt, wo eine Reihe von Wahlen in unserem Land und in Europa ansteht, kann nicht eindringlich genug darauf hingewiesen werden: Wer die Faktentreue bewusst verletzt und ehrliches Sachwissen ignoriert, der gefährdet die Demokratie und den Frieden. Darauf mit einer populistischen Kopie zu reagieren, ist genauso fahrlässig. Allen, denen an einem guten Miteinander in Freiheit gelegen ist, sei der Dreischritt der christlichen Soziallehre empfohlen: „Sehen, Urteilen, Handeln“. Das hilft, den lügnerischen Vereinfachern in Wort und Tat zu widerstehen und Schaden abzuwenden – in der Politik, in den Medien, am Stammtisch oder im Kinderzimmer.