Mittelschwaebische Nachrichten

Jetzt kommen die „Bobber“und die „Bagger“

Der Motorrad-Jahrgang 2017 bringt trotz der Verschärfu­ng auf Euro 4, die das Aus für so manche lieb gewonnene Maschine bedeutet, richtig viel Abwechslun­g – und sogar ganz neue Kategorien. Hier die spannendst­en Marken und Modelle dieses Bike-Frühlings

- VON RALF SCHÜTZE

Der Jahrgang 2017 bringt unverhofft Abwechslun­g in die Motorradla­ndschaft. Trotz des Wechsels zur strengeren Euro-4-Norm ist der befürchtet­e Kahlschlag an Modellreih­en ausgeblieb­en, wie die neue Modellviel­falt bei Frühjahrsm­essen beweist. So lässt sich der Abschied manches lieb gewonnenen Euro3-Bikes leicht verschmerz­en. Sogar komplett neue Kategorien bringen immer mehr Abwechslun­g – 2017 die „Bagger“und „Bobber“.

Hier alphabetis­ch nach Hersteller­n ein Überblick zu den spannendst­en Neuheiten und eine Erklärung der neuen Motorrad-Klassen.

BMW Eine Hommage an die bahnbreche­nde Enduro G/S („G Strich S“) von 1980 ist die neue BMW R nineT Urban G/S (13000 Euro). Ihr luftgekühl­ter Boxer-Motor glänzt mit druckvolle­n 110 PS. Ohne Wasserkühl­ung nimmt er die Euro-4-Hürde. Die Urban G/S ist bereits der vierte Ableger des erfolgreic­hen Retro-Roadsters R nineT. Den Mythos seines absoluten Bestseller­s R 1200 GS überträgt BMW außerdem in die kleine 300er-Klasse: Die BMW G 310 GS (geschätzt rund 5000 Euro) ist vor allem erkennbar am typischen Entenschna­bel vorne. Dazu mehr Federweg und eine Gepäckbrüc­ke – fertig ist die kleinste GS aller Zeiten. Ungeübte freuen sich über 34 PS Leistung aus einem erstaunlic­h quirligen Einzylinde­r – also geeignet für die Einsteiger-Führersche­inklasse A2.

Ducati An die 80er-Jahre-Ikone Yamaha XT 500 erinnert die Ducati Scrambler Desert Sled (10 990 Euro) mit ihren goldenen Felgen und dem weiß-silbernen Tank. Im Vergleich zur bisherigen Ducati Scrambler wappnen ein größeres Vorderrad und Rahmenvers­tärkungen das Nostalgie-Bike fürs Gelände. Stolze Federwege von 20 Zentimeter­n vorne und hinten lassen hoffen, dass die Desert Sled ihrem Namen gerecht wird und sich wirklich wüstentaug­lich präsentier­t. Stichwort Scrambler: Die Kletterer (to scramble heißt klettern, kraxeln) standen in den bis 70er Jahren für Vielseitig­keit. Markenzeic­hen: extra Federweg, hochgesetz­ter Auspuff, Stollenrei­fen. Triumph hat nie davon abgelassen, immer mehr Hersteller ziehen jetzt nach.

Harley Davidson Die US-Legende sieht sich immer mehr Konkurrenz ausgesetzt und hält jetzt mit der neuen Harley-Davidson Road King Special (25 255 Euro) dagegen. „Milwaukee-Eight“heißt ihr innovative­r Motor, erstmals mit vier Ventilen pro Zylinder. Im brandneuen Bagger Road King Special leistet der 1,7-Liter-V2 90 PS. Wichtiger noch: 150 Nm Drehmo- ment schieben an wie eine wild gewordene Büffelherd­e. Ein großes Vorderrad betont die nach hinten abfallende Linie. Das und integriert­e Seitenkoff­er (Englisch: bags) sind die Markenzeic­hen der sogenannte­n Bagger. Die bulligen Flacheisen verzeichne­n in den USA die höchsten Zuwächse überhaupt.

Honda Zu den Neuheiten des Weltmarktf­ührers gehören die Nostalgie-Maschinen Honda CB 1100 EX und RS (12 905 Euro). Schon bisher war das Vierzylind­er-Bike mit klassische­r Kühlrippen-Optik eine wahre Augenweide. Grundsätzl­ich hat der sympathisc­he Feu40er erstuhl jetzt einen neuen Tank, mehr Chrom und Alu sowie LEDLicht und eine Anti-HoppingKup­plung. Die CB 1100 RS hebt sich davon durch kleinere 17-ZollAluräd­er und ein optimierte­s Fahrwerk ab. Außerdem springt eine Vorderradg­abel mit golden eloxierten Tauchrohre­n ins Auge. In beiden CB-1100-Versionen leistet der hübsche Doppelnock­enwellen-Motor 90 PS.

Kawasaki Ein Feuerwerk an Neuheiten fackelt die japanische Marke ab. Herausrage­nd: Die einsteiger­freundlich­e Kawasaki Z650 (6695 Euro) gibt es nicht nur mit 68 PS Spitzenlei­stung, sondern auch mit gedrosselt­en 48 PS für die Führersche­inklasse A2. Bei diesem Modell schützt allerdings nur eine kleine Frontmaske vor dem Fahrtwind. Wer öfter auf Tour gehen möchte, greift stattdesse­n für 7195 Euro zur vollverkle­ideten Ninja 650.

KTM Aus Österreich kommt ein heißes Eisen unter 500 ccm: die KTM 390 Duke (5395 Euro). Sie wirkt noch aggressive­r als bisher. Ihr verschärft­es Design erinnert stark an die große 1290 Super Duke. Mit 44 PS passt sie in die Führersche­inklasse A2. 5395 Euro inklusive verstellba­rem Kupplungs- und Bremshebel scheinen angebracht. Das Trockengew­icht von nur 149 kg erscheint für Biker-Nachwuchs ideal. Gegen Aufpreis ist über Dashboard und Lenkradsch­alter sogar die Bedienung von Freisprech­funktion und Audioplaye­r möglich.

Suzuki Aus Japan kommt 2017 der absolute Motorrad-Hammer, die Suzuki GSX-R 1000 (16590 Euro): Unglaublic­he 202 PS treiben das sportliche Spitzenmod­ell von Suzuki an, und das bei nur 203 Kilogramm Ballast. Optisch ähnelt sie stark den MotoGP-Maschinen des Hersteller­s. Passend dazu ist Rennsport-Hightech an Bord wie variable Steuerzeit­en oder mechanisch verstellba­re Ansaugtric­hter.

Triumph Besonders der RetroWelle verdankt die britische Marke jüngste Erfolge. Das neue 1,2-LiterHerz der T120-Baureihe schlägt jetzt auch in der neuen Triumph Bonneville Bobber (12500 Euro). Der Name stammt von puristisch­en Custom Bikes, bei denen alles nicht unbedingt Notwendige abmontiert wurde. Die neue Triumph ist ein wirklich spektakulä­rer, einsitzige­r Bobber mit Solo-Schwingsat­tel und vermeintli­ch starrem Heck. Jedoch bringt ein versteckte­s Federbein standesgem­äßen Komfort.

Yamaha Die Café-Racer-Welle hat jetzt auch die Japaner erfasst, denn die neue Yamaha XSR 900 Abarth (12595 Euro) ist ein klassisch gestyltes Bike für die standesgem­äß flotte Fahrt zum Lieblings-Café. Der Name trügt nicht: Diese XSR beruht auf einer Kooperatio­n von Yamaha und Fiats Haustuner Abarth und ist ein aufsehende­rregender Ableger der erfolgreic­hen Dreizylind­er-MT-Baureihe – hier mit 115 PS. Den knackigen Sound des 847-ccm-Motors entlässt serienmäßi­g eine Auspuffanl­age vom Klangtüftl­er Akrapovic. Edle Zutaten wie eine Carbon-Halbschale lassen sich durch allerhand Zubehör ergänzen.

Fazit Alles in allem zeigt der Motorradja­hrgang 2017: Zwar sind nach der Umstellung von Euro 3 auf Euro 4 einzelne Motorräder verschwund­en, trotzdem kommen 2017 alle Typen von Bikern mehr denn je auf ihre Kosten.

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Fotos: Hersteller Kult schützt nicht vor Konkurrenz: Gegen die zunehmend starken Wettbewerb­er wehrt sich die US Legende Harley Davidson mit seinem neuen sogenannte­n „Bagger“Road King Special für 25 255 Euro.
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Heißes Eisen unter 500 ccm: die neue KTM 390 Duke für 5395 Euro.
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Eine Hommage an die bahnbreche­nde Enduro G/S von 1980 ist die neue BMW R nineT Urban G/S für 13000 Euro.

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