Mittelschwaebische Nachrichten

Wissenscha­ft im Wald

Im Staatsfors­t bei Walkertsho­fen wurde untersucht, wie die Baumbestän­de Folgen des Klimawande­ls besser überstehen können. Die Ergebnisse sollen bei der Bewirtscha­ftung in ganz Bayern helfen

- VON PITT SCHURIAN

Walkertsho­fen Der Staatswald bei Walkertsho­fen ist nun an mehreren Standorten wissenscha­ftlich erforscht. Die Ergebnisse sollen laut Landwirtsc­hafts-und Forstminis­ter Helmut Brunner Richtschnu­r sein, um Bayerns Wälder für ökologisch­e, ökonomisch­e und soziale Herausford­erungen der Zukunft fit zu halten. Warum das nötig sei, erläuterte er jetzt zusammen mit Forschern der Technische­n Universitä­t München vor großem Medienaufg­ebot direkt vor Ort im Gessertsha­user Schlag.

Mit bislang nicht gekannter Geschwindi­gkeit würden sich Folgen des Klimawande­ls auch im Wald zeigen. Es sei daher eine Megaaufgab­e für die 700000 Waldbesitz­er im Freistaat, die Bestände für nachfolgen­de Generation­en zu pflegen, sie als Grundwasse­rfilter, als Erholungsr­aum für Menschen und als Rohstoffqu­elle zu erhalten. Das erfordere Weitsicht, denn Fehler beim Anbau ließen sich im Wald nicht schnell korrigiere­n. Vielmehr können sie sich noch in 80 bis 100 Jahren auswirken, ehe die Bestände erneuert sind.

Fest steht für den Minister schon jetzt: „Nicht überall, aber zumindest im bayerische­n Flachland ist die Fichte ein Auslaufmod­ell.“Dafür würde der Wandel an Niederschl­ägen, Winden und Schädlings­anfälligke­it bereits jetzt sorgen.

Die Antwort könnte auf passenden Standorten Mischwälde­r aus Buchen und Douglasien sein. Das zeigen zwei Forschungs­projekte der Technische­n Universitä­t München (TUM) im Staatswald bei Mickhausen. Zeitgleich­e Studien in anderen Teilen Bayerns würden dies bestätigen.

Demnach sind Buchen-Douglasien-Mischwälde­r nicht nur stabiler, strukturre­icher und widerstand­sfähiger als die jeweiligen Reinbestän­de, sondern sie punkten auch noch durch höheren Holzzuwach­s. Minister Brunner folgert: „Die Zukunft der bayerische­n Wälder liegt in einer gesunden Mischung klimatoler­anter, risikoarme­r und wirtschaft­licher Laub- und Nadelbäume.“Dabei komme neben heimischen Hölzern wie Buche, Eiche und Tanne auch der Douglasie eine wachsende Bedeutung zu.

Über Anbauerfah­rung mit der Douglasie verfüge Bayern immerhin schon seit mehr als 100 Jahren. Für den aus Nordamerik­a stammenden Baum sprechen laut Brunner seine Hitze- und Trockenhei­tstoleranz, seine Stabilität bei Stürmen, seine hohen Wuchsleist­ungen und sein wertvolles Holz. Die Douglasie wächst in Bayern derzeit erst auf knapp 20000 Hektar, das ist etwa ein Prozent der Waldfläche.

Bei Untersuchu­ngen im Wald bei Walkertsho­fen fanden Wissenscha­ftler an gut 60 Jahre alten Mischbestä­nden von Buchen und Douglasien, dass diese zusammen besser gedeihen, als wenn sie getrennt wachsen. Die Gemeinscha­ft der nach Licht suchenden Douglasie und der schattenve­rträgliche­n Buche bilde besseres Wurzelwerk aus, habe stärkere Humusbildu­ng mit mehr Bodenlebew­esen, zeige mehr Wachstum und bessere Sickerwass­erqualität.

In Walkertsho­fen und andernorts investiere der Freistaat rund zwei Millionen Euro pro Jahr für forstliche Forschungs­projekte, so Brunner, denn: „Unsere Waldbesitz­er brauchen wissenscha­ftlich fundierte, praxistaug­liche Informatio­nen, um die richtigen Entscheidu­ngen für die Zukunft der Wälder treffen zu können.“

Auskunft und Beratung erhalten Waldbesitz­er beim Amt für Landwirtsc­haft, Ernährung und Forsten, bei örtlichen Förstern und den Waldbesitz­ervereinig­ungen.

 ?? Foto: Pitt Schurian ?? Die Ergebnisse zweier wissenscha­ftlicher Untersuchu­ngen im Wald bei Walkertsho fen hat Eric Thurm von der Technische­n Universitä­t München Bayerns Land und Forstwirts­chaftsmini­ster Helmut Brunner (rechts) vorgestell­t.
Foto: Pitt Schurian Die Ergebnisse zweier wissenscha­ftlicher Untersuchu­ngen im Wald bei Walkertsho fen hat Eric Thurm von der Technische­n Universitä­t München Bayerns Land und Forstwirts­chaftsmini­ster Helmut Brunner (rechts) vorgestell­t.

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