Mittelschwaebische Nachrichten
Ein großartiger Tag für einen genialen Sport
Die 2000 Mitglieder zählende Sektion Günzburg des Alpenvereins eröffnet ihre neue Sportfläche. Viele Kinder lassen sich zum Schnupperklettern verführen. Der positive Trend schürt neue Wünsche
Günzburg Lena Schneider liebt Teamarbeit und Herausforderungen. Der Weg zum Sportklettern war deshalb gar nicht weit für sie. Und die 16-Jährige aus Silheim ist richtig gut darin, fremdes Terrain zu erkunden. Eine Talentprobe gab sie gestern, zusammen mit drei anderen Mädchen aus der Klettergruppe der Sektion Günzburg im Deutschen Alpenverein (DAV), anlässlich der feierlichen Eröffnung der nagelneuen Kletterwand in der Jahnhalle. An die 150 Gäste ließen sich begeistern und überraschend viele Kinder wollten Kraft und Geschicklichkeit sofort beim Schnupperklettern demonstrieren.
70000 Euro hat das Schmuckstück gekostet und auch das war nur möglich, weil die Alpenvereinsmit- glieder ungefähr 1000 freiwillige Arbeitsstunden in das Projekt steckten. Das Ergebnis prangt nun an der Stirnseite der Jahnhalle auf 180 Quadratmetern, die bis in eine Höhe von 11,50 Meter 60 verschiedene Routen aller Schwierigkeitsgrade bieten. „Klein, aber fein“nannte der Günzburger DAV-Vorsitzende Hans-Jürgen Abmayr die Wand. Das stimmt natürlich im Vergleich zu den Kletterhallen, die einige Nachbarsektionen besitzen. In Krumbach zum Beispiel kann seit einiger Zeit auf 700 Quadratmetern geklettert werden. Die Glückwünsche der freundschaftlich verbundenen Sektion überbrachte Jugendreferentin Dorothea Leopold, die daran erinnerte, dass die Sportler aus der Sektion Krumbach einst jahrelang auf der alten Günzburger Kletterwand üben durften. „Das war für uns sehr hilfreich“, sagte Leopold. Als Gratulanten aus der Politik sprachen die stellvertretende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab und Günzburgs Bürgermeister Anton Gollmitzer.
Mit breiter Brust erwähnte Abmayr, dass die Mitgliederzahl in der DAV-Sektion innerhalb der vergangenen fünf Jahre um annähernd 500 auf nun ziemlich genau 2000 gestiegen ist. In einem Umfeld, in dem viele Sportarten und Sportvereine unter Mitgliederschwund leiden, sei das geradezu phänomenal. Zu verdanken sei der Boom überwiegend der Trendsportart Mountainbike, führte Abmayr aus. Das sei zwar kein Verdienst des Alpenvereins, betonte er, der könne sich allerdings aus einem anderen Grund ein bisschen auf die eigene Schulter klopfen, denn: „Wir sperren uns halt auch nicht gegen moderne Entwicklungen.“
Zu diesen zähle neben dem Hallenklettern auch das Bouldern – eine Variante, die „der Alpenverein vielleicht ein bisschen verschlafen hat“, wie Abmayr selbstkritisch anmerkte. Umso stärker sei inzwischen der Wunsch, eine gute Boulderhalle in Günzburg zu errichten und zusammen mit der Kletterwand dann eine überragende Kombination anbieten zu können. Planungen für einen solchen Bau laufen bereits.
Glücklich mit dem bereits Erreichten zeigte sich der Teamleiter Kletterwand der Günzburger Sektion, Thomas Engleder. Eine „TopWand“könne der Verein nun Mitgliedern und (das war allen Sprechern wichtig zu betonen) Nichtmitgliedern bieten, eine Sportfläche, „die nach neuestem Stand aufgebaut ist.“Gar einen Quantensprung für das Sportklettern in der Region erhofft sich Trainer Harry Franke. Im Vergleich zur Größe der Stadt sieht er in Günzburg noch viel zu wenige Kletterer. „Ich hoffe, dass künftig wesentlich mehr kommen“, sagte er. Immerhin schule Klettern die Konzentration und beanspruche den ganzen Körper. Allein das sei schon ein Vorzug gegenüber vielen anderen Sportarten. Lena Schneider hebt derweil den Teamgedanken heraus. „Man kann sich mit anderen absprechen, welche Route sich zum Ausprobieren anbietet. Und man muss sich gegenseitig vertrauen können“, sagt die 16-Jährige.
Informationen zum Deutschen Al penverein und Möglichkeiten zum Schnupperklettern gibt’s online unter www.dav guenzburg.de