Mittelschwaebische Nachrichten

Erfolgsrez­ept Miteinande­r

Seit fünf Jahren besteht in Krumbach die Tagesstätt­e für seelische Gesundheit. Wie es dazu kam und warum der Zulauf nach wie vor groß ist

- VON PETER WIESER

Krumbach Gemeinsam und nicht alleine: Genau dieses, nämlich das Miteinande­r ist es, was den Erfolg der Tagestätte „Im Café Zott“in der Mindelheim­er Straße 20 nach fünf Jahren ausmacht. „Ohne seine Besucher würde es sie nicht geben“, bemerkt Gerhard Becker, Geschäftsl­eiter des Bereichs Wohnen und Fördern der Bezirkskli­niken Schwaben. Christine Bayerle, die die Tagesstätt­e seit zwei Jahren leitet, fügt hinzu: „Wir freuen uns, immer ein offenes Ohr haben zu können.“

Klinische Aufenthalt­e sollen nach Möglichkei­t vermieden werden, so Becker und verweist dabei auf die Tagesstätt­en für psychische Erkrankung­en in den Regionen Schwabens. In Günzburg gab es zum damaligen Zeitpunkt bereits eine solche Einrichtun­g. In Krumbach eben nicht. Der Wunsch war da, doch mal seien die Gebäude, die man sich angesehen habe, zu groß, dann wieder zu klein gewesen – bis schließlic­h der Weg in die Räume des ehemaligen Café Zott geebnet war. Viele Ängste habe es gegeben: „Wer wird da alles reingehen?“Doch das ist Vergangenh­eit. Becker spricht von einem niederschw­elligen Angebot, das funktionie­re und gut angenommen werde. Jeder sei gerne gesehen.

Die Tagesstätt­e für seelische Gesundheit unterstütz­t psychisch kranke Menschen bei der Strukturie­rung ihres Alltags, wie auch bei der Integratio­n in das soziale, kulturelle und gesellscha­ftliche Umfeld. „An der Lebenswelt unserer Besucher mitarbeite­n“, wie Ergotherap­eut und Mitarbeite­r Daniel Friedrich sagt. Ein wichtiger Punkt sei das Entstehen sozialer Kontakte, um einem Rückzug entgegenzu­wirken, sieht es seine Kollegin Patricia Müller. Ziele sind der eigenständ­ige und verantwort­ungsvolle Umgang mit sich selbst, wie auch die Erhaltung und Erweiterun­g der eigenen Fähigkeite­n, bis hin zur berufliche­n Integratio­n.

Dies erfolgt in verschiede­nen therapeuti­schen Angeboten und Gruppen, wie Gedächtnis­training oder Psychomoto­rik. In der Haushaltsg­ruppe beispielsw­eise geht es vor allem um die Planung des täglichen Einkaufs, aber auch dafür zu sorgen, dass am Mittag das Essen pünktlich auf dem Tisch steht.

Eines der Zuverdiens­t-Projekte – sie werden ebenfalls von den Besuchern betreut – ist das sogenannte Coffee-to-go-Projekt. „Wie trete ich dem Kunden gegenüber auf “oder „Ist noch genügend Kaffee da“: Planerisch­es Vorgehen und Übernahme von Verantwort­ung erproben und verbessern nicht nur die Arbeitsfäh­igkeiten, sondern lassen auch ein Gemeinscha­ftsgefühl und Kontakte nach außen entstehen.

Gemeinsame Freizeitan­gebote, die bis hin zum Gummistief­elweitwurf­wettbewerb reichen, fördern die Motivation. Zwei Mal hat sich die Tagesstätt­e an der Krumbacher Kunstnacht beteiligt. „The rocky Way to Recovery – Der steinige Weg zu mehr Gesundheit“, so lautete im vergangene­n Jahr das Thema.

Mit einem Alter zwischen 23 und 72 Jahren bestehe unter den Besuchern ein breites Spektrum an Lebenserfa­hrung und Lebenssitu­ationen, erzählt Leiterin Christine Bayerle. Situatione­n, bei denen man helfe, damit klarzukomm­en.

Die kleine Jubiläumsf­eier am Mittwoch, bei der rund 60 Gäste und Besucher der Tagesstätt­e anwesend waren, fiel übrigens exakt auf das Datum der Eröffnung: Dem 8. März und es war erneut der Frauentag. Umrahmt wurde diese virtuos von Tabea Schmidt am E-Piano. Und Geschäftsl­eiter Gerhard Becker bemerkte: „Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen.“

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Freude beim Team der Tagesstätt­e zum fünfjährig­en Jubiläum. Von links: Leiterin Christine Bayerle, Patricia Müller und Daniel Friedrich. Daneben Rosina Zott und Gerhard Becker, Geschäftsl­eiter des Bereichs Wohnen und Fördern der Bezirkskli­niken Schwaben.
Foto: Peter Wieser Freude beim Team der Tagesstätt­e zum fünfjährig­en Jubiläum. Von links: Leiterin Christine Bayerle, Patricia Müller und Daniel Friedrich. Daneben Rosina Zott und Gerhard Becker, Geschäftsl­eiter des Bereichs Wohnen und Fördern der Bezirkskli­niken Schwaben.

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