Mittelschwaebische Nachrichten
Erfolgsrezept Miteinander
Seit fünf Jahren besteht in Krumbach die Tagesstätte für seelische Gesundheit. Wie es dazu kam und warum der Zulauf nach wie vor groß ist
Krumbach Gemeinsam und nicht alleine: Genau dieses, nämlich das Miteinander ist es, was den Erfolg der Tagestätte „Im Café Zott“in der Mindelheimer Straße 20 nach fünf Jahren ausmacht. „Ohne seine Besucher würde es sie nicht geben“, bemerkt Gerhard Becker, Geschäftsleiter des Bereichs Wohnen und Fördern der Bezirkskliniken Schwaben. Christine Bayerle, die die Tagesstätte seit zwei Jahren leitet, fügt hinzu: „Wir freuen uns, immer ein offenes Ohr haben zu können.“
Klinische Aufenthalte sollen nach Möglichkeit vermieden werden, so Becker und verweist dabei auf die Tagesstätten für psychische Erkrankungen in den Regionen Schwabens. In Günzburg gab es zum damaligen Zeitpunkt bereits eine solche Einrichtung. In Krumbach eben nicht. Der Wunsch war da, doch mal seien die Gebäude, die man sich angesehen habe, zu groß, dann wieder zu klein gewesen – bis schließlich der Weg in die Räume des ehemaligen Café Zott geebnet war. Viele Ängste habe es gegeben: „Wer wird da alles reingehen?“Doch das ist Vergangenheit. Becker spricht von einem niederschwelligen Angebot, das funktioniere und gut angenommen werde. Jeder sei gerne gesehen.
Die Tagesstätte für seelische Gesundheit unterstützt psychisch kranke Menschen bei der Strukturierung ihres Alltags, wie auch bei der Integration in das soziale, kulturelle und gesellschaftliche Umfeld. „An der Lebenswelt unserer Besucher mitarbeiten“, wie Ergotherapeut und Mitarbeiter Daniel Friedrich sagt. Ein wichtiger Punkt sei das Entstehen sozialer Kontakte, um einem Rückzug entgegenzuwirken, sieht es seine Kollegin Patricia Müller. Ziele sind der eigenständige und verantwortungsvolle Umgang mit sich selbst, wie auch die Erhaltung und Erweiterung der eigenen Fähigkeiten, bis hin zur beruflichen Integration.
Dies erfolgt in verschiedenen therapeutischen Angeboten und Gruppen, wie Gedächtnistraining oder Psychomotorik. In der Haushaltsgruppe beispielsweise geht es vor allem um die Planung des täglichen Einkaufs, aber auch dafür zu sorgen, dass am Mittag das Essen pünktlich auf dem Tisch steht.
Eines der Zuverdienst-Projekte – sie werden ebenfalls von den Besuchern betreut – ist das sogenannte Coffee-to-go-Projekt. „Wie trete ich dem Kunden gegenüber auf “oder „Ist noch genügend Kaffee da“: Planerisches Vorgehen und Übernahme von Verantwortung erproben und verbessern nicht nur die Arbeitsfähigkeiten, sondern lassen auch ein Gemeinschaftsgefühl und Kontakte nach außen entstehen.
Gemeinsame Freizeitangebote, die bis hin zum Gummistiefelweitwurfwettbewerb reichen, fördern die Motivation. Zwei Mal hat sich die Tagesstätte an der Krumbacher Kunstnacht beteiligt. „The rocky Way to Recovery – Der steinige Weg zu mehr Gesundheit“, so lautete im vergangenen Jahr das Thema.
Mit einem Alter zwischen 23 und 72 Jahren bestehe unter den Besuchern ein breites Spektrum an Lebenserfahrung und Lebenssituationen, erzählt Leiterin Christine Bayerle. Situationen, bei denen man helfe, damit klarzukommen.
Die kleine Jubiläumsfeier am Mittwoch, bei der rund 60 Gäste und Besucher der Tagesstätte anwesend waren, fiel übrigens exakt auf das Datum der Eröffnung: Dem 8. März und es war erneut der Frauentag. Umrahmt wurde diese virtuos von Tabea Schmidt am E-Piano. Und Geschäftsleiter Gerhard Becker bemerkte: „Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen.“