Mittelschwaebische Nachrichten

Nicht schlau, aber gefährlich

- VON JÖRG HEINZLE jöh@augsburger allgemeine.de

Die Razzia im Mai 2015 erregte großes Aufsehen. Spezialkrä­fte stürmten Häuser, Verdächtig­e wurden per Hubschraub­er nach Karlsruhe geflogen. Womöglich, sagte Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) damals, sei eine rechtsradi­kale Organisati­on nach dem Vorbild des NSU verhindert worden. Nun, kurz vor Ende des Prozesses gegen die rechtsextr­eme Gruppe „Oldschool Society“(OSS) kann man feststelle­n: Vom NSU, dessen Mitglieder mordeten und raubten, ist die „Oldschool Society“meilenweit entfernt.

Besonders gewieft waren die Mitglieder der OSS und ihr aus Augsburg stammender „Präsident“nicht. Sie traten sogar öffentlich im sozialen Netzwerk Facebook in Erscheinun­g. Auch deshalb dauerte es nicht lange, bis der Verfassung­sschutz auf die Gruppe aufmerksam wurde. Ein Journalist bezeichnet­e sie deshalb als die „dümmsten“Terroriste­n Deutschlan­ds.

Unabhängig davon, welches Urteil die Richter am Mittwoch sprechen werden, war es richtig, dass die Sicherheit­sbehörden die OSS ernst genommen haben und konsequent eingeschri­tten sind. Von einer Radikalisi­erung im Netz bis zu echter Gewalt ist es mitunter nur ein kleiner Schritt. Zumal sich Mitglieder der Gruppe bereits mit Böllern und Nägel eingedeckt hatten. Es stimmt: Die Gruppe mag nicht besonders schlau agiert haben. Das heißt aber nicht, dass ihre Mitglieder nicht gefährlich waren.

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