Mittelschwaebische Nachrichten
Italienischer Wirt belohnt brave Kinder
Signor Ferrari aus Padua gibt fünf Prozent Nachlass auf die Rechnung. Ein Grund, sich zu empören?
Augsburg/Padua Wer jemals mit Kindern seinen Urlaub in einem Badehotel an der Adria verbracht hat, erinnert sich gerne an die Hotelkellner, die den Kleinen noch eine zweite Portion gelato alla fragola (Erdbeereis) nachreichten. Und das brav am Tisch sitzende Kind seinen Angelo zum Freund fürs Leben erklärte. Klar, dass es da laut herging. (Mamma, una limonata!)
Wenn sie sich heutzutage nur benehmen könnten, unsere Kinder. Dann bräuchte es Signor Ferrari nicht, der in seinem Restaurant in Padua Gästen Rabatt einräumt, deren Kinder brav sind.
Wenn Soße ausgespuckt, Nachbarn unter den Tisch gegriffen wird und der Thunfisch zu früh seinen Gang in die Toilette findet, stimmt etwas nicht. Bevor wir uns aber entrüsten, schauen wir mal auf eine Rechnung über 261 Euro, herbeigeschlemmert von vier Erwachsenen und sechs Kindern. Dank der gut erzogenen Kinder zog der Wirt 13,05 Euro ab. Nicht viel eigentlich. Signor Ferrari sagt dazu ganz unitalienisch: „Für die Kinder und die Eltern ist der Rabatt wie ein Spiel, eine Herausforderung, die es zu bestehen gilt.“
Ist es in Deutschland jedoch besser als in Italien? Christopher Lück vom Hotel- und Gaststättenverband verweist darauf, dass sich in vielen Restaurants hierzulande einiges getan habe: Hochstühle (in Italien selbstverständlich), Kindermenüs, Spielecken und Malstifte gehörten seiner Meinung nach dazu. Und am Ende sei es die Aufgabe der Eltern, zu entscheiden, ob sie ihre Kinder schon mit ins Restaurant nehmen oder eben nicht.
„Viele Eltern können ihren Kindern keine Grenzen setzen oder sie sind zu bequem dazu“, sagt RabattGegnerin Elisabeth Bonneau, die mehrere Bücher über Tischmanieren geschrieben hat. So würden Vater und Mutter in der Öffentlichkeit plötzlich streng, tadelten und ermahnten die Kinder, aber zu Hause ließen sie ihnen Chaos am Tisch durchgehen. Damit der Nachwuchs brav im Restaurant ist, muss er das also schon zu Hause lernen. Am besten doch wohl beim Gespräch am Abend – und bei einem schönen Essen. (mit dpa)