Mittelschwaebische Nachrichten
Wie konnte Tips ausbrechen?
Osnabrücker Zoodirektor versucht sich an einer Erklärung. Und verteidigt den Abschuss
Osnabrück Der Zoo in Osnabrück hat das Erschießen seiner „Cappuccino-Bärin“verteidigt. An dem Abschuss der Mischlingsbärin Tips habe kein Weg vorbeigeführt, sagte gestern Zoodirektor Michael Böer, der zeitweise mit den Tränen kämpfte. Zehn Minuten nach ihrem Ausbruch war die 13-jährige Bärin am Samstag erschossen worden. Eine Betäubung sei nicht möglich gewesen, erläuterte Böer. „Oberstes Gebot ist die Herstellung von Sicherheit. Wir mussten im Interesse unserer Zoobesucher handeln.“
Die Bärin sei im Begriff gewesen, zwei Mitarbeiter des Zoos anzugreifen, so der Zoodirektor. In etwa 50 Meter Entfernung hätten sich au- ßerdem Zoobesucher befunden. Ein angeschossener Bär im Zoo sei lebensgefährlich. Die Bärin hätte innerhalb kürzester Zeit bis zu 70 Meter zurücklegen können. Bis die Betäubung gewirkt hätte, wären 15 Minuten vergangen.
Die Bärin, die noch schlank vom Winterschlaf war, hatte sich offensichtlich durch eine Öffnung gezwängt, die für Füchse im Gehege konstruiert war. Doch wie genau sie ausgebrochen ist, weiß man im Zoo nicht. Innerhalb des Geheges trennt ein Elektrozaun den gemeinsamen Bereich von einem Ruheareal für die Füchse ab. Irgendetwas hinter dem Zaun müsse die Bärin gereizt haben, vermutete Böer. Jedenfalls durch- brach die Bärin den 90 Zentimeter hohen Zaun, so Böer, ohne sich an einem Elektroschock zu stören. Anscheinend habe sie das Objekt, das sie in Aufregung versetzt habe, nicht gefunden – sei aber wegen des Elektrozauns nicht in ihren Bereich zurückgekehrt. Stattdessen habe sie sich durch einen 30 mal 45 Zentimeter großen Schieber gezwängt, der für die Füchse vorgesehen ist.
In einem nächsten Bereich des Geheges durchbrach sie dann den Außenzaun, der „bärensicher“hätte sein sollen. Tips habe wohl einen Weg zurück in ihre vertraute Umgebung gesucht, sagte Böer. Ihr Bruder Taps darf nun vorerst nicht mehr ins Freigehege. (dpa)