Mittelschwaebische Nachrichten

Jedes Kreuz am Straßenran­d ist ein Kreuz zu viel

ADAC organisier­t Veranstalt­ung für Berufsschü­ler. Sie sollen für Gefahren im Verkehr sensibilis­iert werden

- VON SABRINA DIEMINGER

Günzburg Ein kurzer Blick aufs Handy, die Suche nach einem besseren Radiosende­r – wer beim Autofahren nicht immer aufmerksam ist, denkt oft nicht an die Risiken. Im Jahr 2016 ereigneten sich allein im Landkreis Günzburg 3497 Verkehrsun­fälle, bei denen junge Fahranfäng­er beteiligt waren. Dabei starben sieben Personen. Der ADAC organisier­te gestern eine Veranstalt­ung unter dem Motto „Schatten – Ich wollte doch leben!“für die Schüler des Staatlich Berufliche­n Schulzentr­ums Günzburg. Dort sind bis zum 24. März auch sechs „Schatten-Figuren“ausgestell­t. Die darauf abgedruckt­en Texte handeln von jungen Menschen, die tödlich verunglück­ten.

„Wir wollen mit der Ausstellun­g junge Fahranfäng­er sensibilis­ieren“, sagte Florian Hördegen vom ADAC Südbayern bei der Eröffnung. Dieter Blösch und Stefan Müller von der Polizeiins­pektion Günzburg betonten: „Junge Fahranfäng­er zählen besonders zur Risikogrup­pe. Das war schon immer so. Wir ließen uns in dem Alter auch nichts sagen.“Man müsse aber begreifen, dass man nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von anderen gefährdet. „Jeder Verkehrsto­te ist einer zu viel“, sagte Blösch.

Ursula Seitz, Jugendrefe­rentin der Stadt Günzburg, sagte: „Ich denke, dass es in der heutigen Zeit ein allgemeine­s Problem ist, dass wir uns leicht ablenken lassen.“Neben überhöhter Geschwindi­gkeit sei die Unachtsamk­eit eine der häufigsten Unfallursa­chen, stimmte Müller zu. Dabei spiele es keine Rolle, ob man beim Fahren seine WhatsAppNa­chrichten checkt oder sich zu sehr auf die Musik konzentrie­rt. Fakt sei, dass man oftmals zu wenig auf den Verkehr achte. Hinzu kämen die mangelnden Erfahrunge­n und die erhöhte Risikobere­itschaft der Jugendlich­en, die oftmals bei anderen mit illegal getunten Autos punkten wollen.

Während und nach der Ausstellun­g erhielten die Schüler die Möglichkei­t, sich auszutausc­hen. Ein Schüler sagte, dass er es betrunkene­n Freunden nicht erlaube, noch zu fahren. Es störe ihn aber bedingt, wenn der Fahrer am Steuer auch Nachrichte­n verschicke. Blösch und Müller wissen aus Erfahrung, dass vielen Fahranfäng­ern nicht bewusst sei, wie gefährlich es wird, wenn sie beim Fahren abgelenkt sind. Um das zu ändern, sei verstärkte Verkehrsüb­erwachung und Öffentlich­keitsarbei­t dringend nötig.

Die Reaktionen der Schüler waren unterschie­dlich. „Es ist berührend, die Texte sind traurig“, sagte Schülerin Fabienne betroffen. Melissa und Sandro erklärten, dass sie das Gehörte im Hinterkopf behalten wollen. Andere reagierten erstaunt auf den Vortrag. Sie wussten beispielsw­eise nicht, dass sie kostenlos ein Fahrsicher­heitstrain­ing beim ADAC nutzen können. Christophe­r hat schon einen Unfall hinter sich, bei dem ein Totalschad­en am Auto entstand. Er sagte: „Man kann Vorträge halten oder nicht. Wer vorsichtig fahren will, wird das tun. Wer keine Angst hat, gibt Gas. Und der Tod fährt sowieso immer mit.“

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Foto: Dieminger Florian Hördegen, Dieter Blösch, Stefan Müller, Ursula Seitz und Schulleite­r Martin Neumann (von links) informiere­n über die Gefahren im Verkehr

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