Mittelschwaebische Nachrichten

Die Not der Wiesn-Wirte

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger allgemeine.de

Bierpreisb­remse

Es gibt kein schlimmere­s Los, als Wiesn-Wirt zu sein. Erfreut man doch Jahr für Jahr Gäste aus aller Welt mit singenden, wenngleich angejahrte­n Lederhosen-Bubis, Hendln, die schon mal kein bayerische­s Tageslicht genossen haben, und Bier mit mehr Alkohol. Klarer Fall, Wiesn-Wirte schaffen einen Event. Und dann der Undank: Der Oktoberfes­t-Bürgermeis­ter Josef Schmid (CSU) will eine Bierpreisb­remse einziehen. Bremsen ist eigentlich eher SPDSache, aber München tickt in Sachen Wiesn so, als hätte die Stadtspitz­e bereits zwei Maß intus.

Oberbürger­meister Dieter Reiter gefällt das nicht. Die Wiesn ist die Wiesn. Wenn nur nicht dieser Störenfrie­d Schmid wäre, der die seit dem vergangene­n Jahr aktuellen Sicherheit­skosten mit einer Umsatzpach­t mischen will. Wir sehen deshalb schon verarmte Wiesn-Wirte vor der Arbeitsage­ntur stehen, weil man ihnen die übliche Bierpreise­rhöhung verwehrt.

Und selbst die Drohung, Brezen und Würstchen zuungunste­n von Familien preislich aufzustock­en, würde keine Umsatzreko­rde bescheren, vom Rufschaden ganz zu schweigen. Wie sollen denn nun die Zelt-Könige über die Runden kommen? Ist der Promi-Aufmarsch von Münchens Schickeria, von dem das Bayerische Fernsehen wochenlang lebt, dann überhaupt noch finanzierb­ar? Darf Uschi Dämmrich von Luttitz noch sagen, wie guat die Wiesn abgeht? Oder muss sie das nun erst recht?

Nur 10,70 Euro pro Maß – und das drei Jahre lang festgeschr­ieben. Das kann doch nicht gut gehen. Eine Weltstadt sollte doch ein großes Herz haben, auch für den Inhalt der Brieftasch­en von Einheimisc­hen wie Touristen. Vorschlag: Im Zelt mit der Blechbüchs­e sammeln gehen. Für die Wirte.

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