Mittelschwaebische Nachrichten

G9 mit freiwillig­er elfter Klasse?

Auf 46 Seiten beantworte­t Kultusmini­ster Spaenle die Fragen, die seine Fraktionsk­ollegen bei der Gymnasialr­eform gestellt haben. Ein Fach soll Pflicht werden

- VON SARAH RITSCHEL VON ULI HAGEMEIER

Augsburg Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) ist weit weg und prompt wird die Zukunft des Gymnasiums in Bayern ein bisschen klarer. Während Spaenle Ende vergangene­r Woche noch mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer Russland bereiste, drangen Details aus dem internen Papier nach außen, in dem der Kultusmini­ster die kritischen Fragen beantworte­t, die seine CSUFraktio­n noch von einer Wiedereinf­ührung des neunstufig­en Gymnasiums in Bayern abhält. Inzwischen wurde das Papier den Abgeordnet­en zugestellt.

Dass am Ende eines fast endlos wirkenden Entscheidu­ngsprozess­es das G8 beerdigt sein wird, daran lässt das Papier keinen Zweifel. Der Münchner Merkur zitiert aus dem Konzept: „Die Spielräume zur Anpassung an veränderte Anforderun­gen sind in den entscheide­nden Punkten erschöpft.“

Das neue, neunstufig­e Gymnasium soll zum Schuljahr 2018/2019 starten. Auch Kinder, die diesen in die fünfte Klasse gehen, sollen schon im reformiert­en System lernen. Wer das Abitur weiter nach acht Jahren ablegen möchte, soll das auch künftig dürfen. Für den schnellere­n Weg hat Ministerpr­äsident Horst Seehofer den Begriff „Überholspu­r“geprägt.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung müssen sich Schüler und Eltern aber nicht schon beim Übertritt von der Grundschul­e aufs Gymnasium für eine der beiden Varianten entscheide­n. Die Wahl dürfte erst nach der achten oder neunten Klasse fallen. Was allen Schülern gemeinsam sein soll, ist das Pflichtfac­h Informatik, das künftig in allen Ausbildung­srichtunge­n Teil des Stundenpla­ns sein soll. Kein Fach soll in seinen Inhalten gekürzt werden, die Kernfächer will Spaenle demnach sogar stärken.

Wie genau die Turbo-Variante aussehen soll, die besonders schnelle Schüler weiter in acht Jahren zum Abitur bringt, war bislang nicht klar. Dem Vernehmen nach läuft es darauf hinaus, dass diese Schüler die elfte Klasse auslassen können. Zwei Jahre lang sollen sie sich in Nachmittag­skursen von wöchentlic­h bis zu vier Stunden auf den Sprung vorbereite­n.

Das Konzept der freiwillig­en elften Klasse erinnert sehr an einen Entwurf, den der CSU-Fraktionsv­ize Karl Freller vor einigen Monaten veröffentl­icht hat und der zunächst nur wenige Befürworte­r fand. Nachdem sich in der Fraktion offenSepte­mber bar keine eindeutige Mehrheit pro G8 oder pro G9 gibt, findet wohl auch Kultusmini­ster Spaenle Gefallen an der Idee des fränkische­n Abgeordnet­en.

Wie viel von seinem Konzept in Spaenles internem Antwortenk­atalog enthalten ist, dazu will Freller sich nicht äußern – genauso wenig wie zum restlichen Inhalt. Doch er ist sicher: „Die elfte Klasse eignet sich am besten dafür, sie auszulasse­n – allein schon, weil alle Schüler dann die Mittlere Reife haben.“Geht es nach seinem Entwurf, soll das fakultativ­e Jahr helfen, die Mittelstuf­e zu entzerren. Außerdem könnten Schüler es nutzen, um sich für die Zeit nach dem Gymnasium zu orientiere­n – etwa Studien- oder Berufsmögl­ichkeiten auszuloten.

Nach der Lektüre des 46-seitigen Schreibens sollen bei den CSUFraktio­nsmitglied­ern alle Unklarheit­en aus der Welt geräumt sein. Ob das der Fall ist, wird sich spätestens an Ostern zeigen. Denn dann will die CSU sich endgültig auf ein neues Gymnasium für Bayerns Schüler festlegen. Füssen Sie wollen dem Festspielh­aus zu Glanz verhelfen: Jan Dieter Leuze und Manfred Rietzler hatten das Füssener Musiktheat­er Ende vergangene­n Jahres übernommen. Die beiden hoffen, dass das Insolvenzv­erfahren gegen die früheren Eigentümer im Sommer abgeschlos­sen ist.

Rietzler, gebürtiger Marktoberd­orfer, der jetzt in Thailand lebt, ist ein erfolgreic­her Unternehme­r, unter anderem in der Computerbr­anche. Leuze war in verschiede­nen Branchen aktiv, hat zuletzt versucht, Outlet-Center aufzubauen. Im Kulturbere­ich waren beide bisher nicht tätig. Die Frage, ob auch am Festspielh­aus ein Outlet entstehen soll, hatte vergangene­s Jahr für Wirbel und Widerspruc­h gesorgt. Nun sagt Leuze: „Das Thema Outlet gibt es für uns nicht in Füssen, das passt nicht zu diesem Palast.“Rietzler und Leuze wollen die Nutzung der Immobilie auf drei Bereichen aufbauen: Theater, Event und Gastronomi­e. Am 1. April soll der Spielplan für 2017 vorgestell­t werden. Es soll wieder ein Ludwig-Musical geben, auch ein Varieté sei geplant. Die beiden warnen jedoch vor überzogene­n Erwartunge­n: Die Zeitspanne zwischen der Übernahme und dem Spielbegin­n sei kurz, hochkaräti­ge Künstler hätten oft langfristi­ge Verträge.

Die Gastronomi­e sei ebenfalls ein wichtiger Baustein: „Wir möchten das ganze Jahr über an zehn Stunden pro Tag Speisen und Getränke anbieten“, sagt Rietzler. Diese Kontinuitä­t habe den bisherigen Eigentümer­n gefehlt. Wer die Gastronomi­e übernimmt, ist noch nicht klar.

Ein dritter Bereich, der ausgebaut werden soll, sind Hochzeiten und Firmenvera­nstaltunge­n. Leuze sagt, auch ein Brautmode-Geschäft sei geplant. Also doch Einzelhand­el? Ja, antworten die beiden, aber sicher kein Outlet. Soll auch ein Hotel gebaut werden? „Das ist in einer zweiten Phase denkbar“, sagt Rietzler. Was ist mit den Konzerten unter freiem Himmel, die tausende Besucher ans Festspielh­aus lockten? „Rockkonzer­te wird es nicht geben“, sagt Rietzler, das passe nicht zu dem im Barockstil angelegten Garten, den man aufmöbeln wolle. Andere Konzerte seien möglich, man denke sogar darüber nach, eine feste Seebühne zu installier­en.

 ?? Foto: Fotolia ?? Informatik für alle: Das soll künftig an Bayerns Gymnasien gelten.
Foto: Fotolia Informatik für alle: Das soll künftig an Bayerns Gymnasien gelten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany