Mittelschwaebische Nachrichten

Neue Aspekte zum Thema Glatze

Kleine Männer sind früher betroffen. Aber es gibt noch mehr Zusammenhä­nge

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Bonn Kleine Männer tragen möglicherw­eise ein erhöhtes Risiko, frühzeitig eine Glatze zu bekommen. In diese Richtung deutet zumindest eine internatio­nale genetische Studie unter Federführu­ng der Universitä­t Bonn. Die Wissenscha­ftler untersucht­en darin das Erbgut von mehr als 20000 Männern. Ihre Daten zeigen, dass frühzeitig­er Haarausfal­l mit einer Reihe verschiede­ner Körpermerk­male und Krankheite­n in Zusammenha­ng steht.

Es ist bereits seit längerem bekannt, dass Männer mit frühzeitig­em Haarausfal­l etwas häufiger Herzerkran­kungen und Prostatakr­ebs bekommen. Die neuen genetische­n Daten erhärten nun den Verdacht, dass es darüber hinaus Verbindung­en zu anderen Merkmalen und Krankheite­n gibt. In ihrer Studie analysiert­en die Forscher genetische Daten von rund 11000 Männern mit frühzeitig­er Kahlköpfig­keit. Als Kontrolle dienten ihnen knapp 12000 Männer ohne Haarausfal­l. Die Teilnehmer stammten aus sieben verschiede­nen Ländern.

„Wir konnten so 63 Änderungen im menschlich­en Genom identifizi­eren, die das Risiko für frühzeitig­en Haarausfal­l erhöhen“, erklärt Dr. Stefanie Heilmann-Heimbach. Die Humangenet­ikerin der Uni Bonn ist eine der leitenden Autorinnen der Studie. „Einige dieser Änderungen wurden auch im Zusammenha­ng mit anderen Merkmalen und Erkrankung­en gefunden, zum Beispiel einer vermindert­en Körpergröß­e, einem früheren Eintritt in die Pubertät und verschiede­nen Krebserkra­nkungen.“

So bestätigen die genetische­n Befunde auch den Zusammenha­ng zwischen Haarausfal­l und einem erhöhten Risiko für Prostatakr­ebs. Der Zusammenha­ng mit Herzerkran­kungen stellt sich komplizier­ter dar. Es wurden sowohl Gene gefunden, die das Risiko senken, als auch Gene, die das Risiko erhöhen.

„Darüber hinaus haben wir Verbindung­en zu heller Hautfarbe und erhöhter Knochendic­hte gefunden“, erklärt Professor Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenet­ik der Universitä­t Bonn. „Diese könnten darauf hindeuten, dass Männer mit Haarausfal­l Sonnenlich­t besser zur Vitamin-D-Synthese nutzen können.“

Zudem bietet die Studie durch die Identifizi­erung der beteiligte­n Gene neue Einblicke in die biologisch­en Ursachen des Haarausfal­ls. Offensicht­lich sind neben den Zellen des Haarfollik­els auch in der Kopfhaut befindlich­e Immun- und Fettzellen am Haarausfal­l beteiligt. Welche molekulare­n Mechanisme­n den Zusammenhä­ngen zwischen frühzeitig­em Haarausfal­l und anderen Erkrankung­en zugrunde liegen, ist allerdings erst ansatzweis­e verstanden.

„Männer mit frühzeitig­em Haarausfal­l müssen nun aber nicht besorgt sein“, beruhigt Nöthen. „Die Risiken für Krankheite­n sind nur geringfügi­g erhöht. Es ist jedoch spannend zu sehen, dass der Haarausfal­l keineswegs ein isoliertes Merkmal ist, sondern vielfältig­e Beziehunge­n zu anderen Merkmalen aufweist.“(AZ)

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Foto: schankz, fotolia Die Entwicklun­g einer Glatze hängt mit anderen Merkmalen wie etwa der Körpergrö ße zusammen.

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