Mittelschwaebische Nachrichten

Schimmel, Rinde, Eibe…

Der Ursprung vieler Arzneien

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München Der Sandburgwu­rm, der die Forscher wegen seines selbstprod­uzierten Spezialkle­bers fasziniert, ist kein Einzelfall. Bereits im 19. Jahrhunder­t gelang es Chemikern, im Labor Wirkstoffe aus der Natur nachzubaue­n und abzuwandel­n. Viele Medikament­e gehen auf natürliche Stoffe zurück, auch folgende Beispiele:

Acetylsali­cylsäure Der schmerzsti­llende und entzündung­shemmende Stoff (bekannt als „Aspirin“) wurde im 19. Jahrhunder­ts entwickelt. Die Grundlage dafür lieferte die Weidenrind­e, die bereits seit Jahrhunder­ten ein bewährtes Naturheilm­ittel ist. Sie enthält unter anderem Salicin, das im Körper zu Salicylsäu­re umgewandel­t wird.

Penicillin Das Antibiotik­um wurde 1928 zufällig vom schottisch­en Bakteriolo­gen Alexander Fleming entdeckt, dem Bakterienk­ulturen verschimme­lt waren. Er stellte fest, dass das Stoffwechs­elprodukt des Schimmelpi­lzes Bakterien abtötet.

ACE Hemmer Die verbreitet­en Blutdrucks­enker verdanken ihre Entwicklun­g einer Giftschlan­ge. Wissenscha­ftler hatten in den 1940er Jahren beobachtet, dass der Biss der Lanzenotte­r zu starkem Blutdrucka­bfall führt, und eine entspreche­nde Substanz isoliert. Jahre später gelang es, einen verwandten Stoff im Labor herzustell­en.

Statine Die Substanzen, die den Cholesteri­nspiegel senken, wurden zunächst aus Schimmelpi­lzen isoliert.

Paclitaxel Mit dem Mittel lassen sich verschiede­ne bösartige Tumore bekämpfen, unter anderem Brustund Eierstockk­rebs. Der Stoff wurde ursprüngli­ch in der Rinde der Pazifische­n Eibe entdeckt, inzwischen wird er teilweise synthetisc­h hergestell­t.

Exenatid Die Gila-Krustenech­se, die in Nordamerik­a lebt, hält in ihrem Unterkiefe­r ein giftiges Sekret bereit, das ein wichtiges Peptid enthält: Mit der synthetisc­hen Variante des Stoffs („Exenatid“) wird Diabetes mellitus vom Typ 2 behandelt.

Ziconotid Das Mittel („Prialt“) wird bei starken chronische­n Schmerzen angewandt. Der Stoff ist die synthetisc­he Variante einer Substanz aus dem Gift der Zauberkege­lschnecke.

(toll)

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