Mittelschwaebische Nachrichten

Ohrfeige für das Vertrauen

- VON TILL HOFMANN redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Türken und Deutsche

Einfach war es nie, das Zusammenle­ben von Deutschen und Türken. Die Zuwanderer der ersten Generation, inzwischen im Rentenalte­r, sind nach vielen Jahren oft der deutschen Sprache nicht richtig mächtig. Integriert werden sollten diese Menschen auch nie. Die dritte und vierte Generation hat ein Identitäts­problem: Wo gehöre ich hin? In der Türkei sind jene Mesuts, Fathmas und Alis die Deutschen. In Deutschlan­d bleiben sie, selbst wenn sie die deutsche Staatsange­hörigkeit besitzen, Türken.

Die Parallelge­sellschaft­en blühen weiter. Das hat auch mit einem eher gering ausgeprägt­en Interesse der Einheimisc­hen an diesen Mitbürgern zu tun – gespeist durch Vorurteile oder persönlich­e negative Erfahrunge­n. Dies alles ist nicht unbedingt ein wünschensw­erter Zustand. Aber jetzt droht das Verhältnis kritische zu werden. Die verbalen Entgleisun­gen des türkischen Staatspräs­identen Erdogan sind Wasser auf die Mühlen derjenigen, die sich in ihren Vorbehalte­n „den Türken“gegenüber bestätigt sehen.

Teile der türkischen Gesellscha­ft hierzuland­e tun niemandem einen Gefallen, wenn sie im stillen Kämmerlein das Geschäft eines Mannes betreiben, der Deutschlan­d verunglimp­ft hat und der – mit Verlaub – nicht mehr richtig tickt. Meinungsfr­eiheit ist ein hohes Gut. Auch die Meinung Andersdenk­ender gilt es zu schützen. Dennoch ist es befremdend, wenn ein AKPParlame­ntsabgeord­neter in Günzburg für Erdogans Referendum wirbt, während fast zur selben Zeit fast am selben Ort eine türkische Gemeinde verlorenes Vertrauen wieder mühsam aufzubauen versucht. Was für eine Ohrfeige!

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