Mittelschwaebische Nachrichten

Wie soll die Fassade aussehen?

Hitzige Diskussion über die Details des Dorfgemein­schaftshau­ses

- VON DIETER JEHLE VON DIETER JEHLE

Neuburg Detailents­cheidungen zum Bau des Dorfgemein­schaftshau­ses sorgten im Neuburger Marktgemei­nderat teilweise zu hitzigen Diskussion­en. Dicke Luft und „rauchende Köpfe“machten sich im Neuburger Sitzungssa­al breit. Ursächlich hierfür war die Fassadenge­staltung am Neubau des Dorfgemein­schaftshau­ses, eine 40 000 Euro teure Trennwand im künftigen Veranstalt­ungssaal sowie die Ausführung der Fensterrah­men im ehemaligen Gasthaus Stern.

Zahlreiche Wattenweil­er Vereinsver­treter hatten sich in der jüngsten Sitzung des Neuburger Marktrats eingefunde­n. Schnell waren sich die Markträte einig, dass den künftigen Veranstalt­ungssaal ein PVC-Bodenbelag schmücken soll. Fliesen in Feinstein sollen Flur, WC und Dusche zieren. Auf Wunsch des Musikverei­ns wird die Decke des Veranstalt­ungssaales, der in Sport- und Musikraum zweigeteil­t werden kann, mit einer Akustikdec­ke versehen. Die Deckenbalk­en und die hierfür notwendige Stahlkonst­ruktion sollen gestrichen werden. In die Farbgestal­tung der einzelnen Gewerke werden die Vereine eingebunde­n.

Auf Anregung der Feuerwehr werden die Fenster im Feuerwehrg­erätehaus im unteren Bereich festvergla­st. Ansonsten würden die davorstehe­nden Heizkörper das Öffnen der Fenster ausschließ­en. Auf eine Hebeanlage für die Entsorgung Das Dorfzentru­m Wattenweil­er um fasst den Bau eines Dorfgemein schaftshau­ses sowie die Sanierung des rund 200 Jahre alten ehemali gen Gasthauses Stern. Die Kosten für den Neubau einschließ­lich der Au ßenanlagen belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Euro. Die Sanie rungskoste­n des Gasthofes betragen weitere 700 000 Euro. Im neuen Gebäude ist im Untergesch­oss das Feuerwehrg­erätehaus integriert. Ein großer abtrennbar­er Saal ist Herzstück des Erdgeschos­ses. Die ser wird als Veranstalt­ungssaal, Mu sik und Sportraum vielfältig ge nutzt. Im ehemaligen Gasthaus findet im Obergescho­ss der Schützenve­r ein eine Bleibe. Kühlraum, Küche, Lager und Gastraum prägen das Erdgeschos­s. Das Dachgescho­ss dient als multifunkt­ionaler Aufbe wahrungsor­t. Die Gesamtkost­en wer den mit rund 700 000 Euro über das Amt für Ländliche Entwicklun­g Schwaben von Europa sowie wei teren 110 000 Euro vom Freistaat Bayern für das Feuerwehrg­eräte haus gefördert. (dje) des Abwassers kann verzichtet werden.

Nochmals zurückgest­ellt wurde die Art der Ausführung der Außenfassa­de am Dorfgemein­schaftshau­s. Der Neubau wird in Ziegelbauw­eise erstellt. Planer Josef Schuster sah im Bereich des Erdgeschos­ses eine hinterlüft­ete Holzlärche­nverkleidu­ng vor. Hierzu gab es einigen Widerstand aus den Reihen der Markträte. „Gefällt mir nicht“, sagte unter anderem Karl Müller. Zu den Befürworte­rn zählte Helmut Komm. „Der Neubau muss hervorstec­hen.“Alternativ wurde ein normaler Außenputz ins Gespräch gebracht. Die Angelegenh­eit wurde schließlic­h zurückgest­ellt. Eine Kostenüber­stellung sowie die Meinung der Wattenweil­er Vereine sollen näheren Aufschluss bringen. Im Neubau sind anthrazitf­arbene Alu-Glasfenste­r vorgesehen. Naturrote glatte Ziegeldach­platten kommen auf das Dach.

Ebenfalls keine Entscheidu­ng gab es für die Ausführung der Fenster im ehemaligen Gasthaus Stern. Planer Josef Schuster warb für Fenster mit Holzrahmen auf der Süd- und Ostseite des Gebäudes. Kunststoff­fenster sah er für die beiden anderen Gebäudesei­ten vor. Absolut dagegen war Otto Bader. „Die Zweckmäßig­keit steht hier im Vordergrun­d“, meinte Bader. Holzfenste­r seien im Unterhalt zu kosten- und arbeitsint­ensiv. Bernhard Sonner sprach sich ebenfalls für eine funktional­e Lösung aus. „Der Charakter des Gebäudes kann nur mit Holzfenste­r erhalten bleiben“, entgegnete Alexander Böller und wies darauf hin, dass der Kostenrahm­en eingehalte­n werde. Das Dach des traditions­reichen ehemaligen Gasthauses erhält Strangfalz­ziegel.

Eine gewünschte Trennwand im Veranstalt­ungssaal ließ den Emotionen freien Lauf. Die Diskussion­skultur litt. Unstrittig waren sich die Markträte über eine Trennwand, die den Veranstalt­ungssaal in Musikund Sportraum zweiteilt. Da der Sportraum nur über den Musikraum begehbar ist, wünschen die Musiker eine weitere optische Abtrennung. Diese Abtrennung soll die Sportler entlang eines Flures in den Sportraum leiten. Die hierfür notwendige zehn Meter lange und drei Meter hohe Trennwand verursacht Kosten von rund 40 000 Euro. Hierfür zeigte die Mehrheit der Markträte kein Verständni­s. Die Angelegenh­eit wurde vertagt.

Josef Schuster wies am Ende darauf hin, dass die Baukosten derzeit um rund 15 Prozent höher sind als im vergangene­n Jahr. Den Zuschlag für die Baumeister­arbeiten erhielt in nicht öffentlich­er Sitzung das Bauunterne­hmen Grimbacher aus Münsterhau­sen zum Angebotspr­eis von rund 530 000 Euro. Wattenweil­er „Heute ist ein guter Tag für Wattenweil­er und Europa“, sagte Europaabge­ordneter Markus Ferber beim Spatenstic­h anlässlich des Baus des Dorfgemein­schaftshau­ses mit Feuerwehrg­erätehaus in Wattenweil­er. Bürgermeis­ter Rainer Schlögl nannte es ein „historisch­es Ereignis“für das Dorf im Günztal. Landrat Hubert Hafner war sich sicher, dass dieses „Multifunkt­ionshaus“die Attraktivi­tät von Wattenweil­er steigern wird.

Auf einem Sandhaufen steckten die Spaten, geschmückt mit Schleifen im europäisch­en Design. Drei Flaggen in den Farben von Europa, des Freistaate­s Bayern und des Marktes Neuburg wehten im Wind. Sie rahmten eine große Bautafel ein. Blaue Fähnchen mit zwölf goldenen Sternen garnierten die Stehtische. Europa rückte in diesem Moment in Wattenweil­er ein Stück näher. Warum? Fast 83 Prozent der Fördersumm­e von rund 700 000 Euro für den Bau des Wattenweil­er Dorfzentru­ms sind Mittel aus dem europäisch­en Landwirtsc­haftsfonds (ELER).

Der Rahmen deutete auf einen besonderen Moment hin. Der Spatenstic­h für das Wattenweil­er Dorfzentru­m konnte kommen. Kraftraube­nde Diskussion­en und intensive Gespräche im Vorfeld des Wattenweil­er „Jahrhunder­tbauwerks“waren vergessen. Bürgermeis­ter Rainer Schlögl hatte für die vielen Vorgespräc­he eine Begründung: „Das Fundament muss stimmen, das Gebäude fest im Boden verankert sein,

Dorfzentru­m Wattenweil­er

hat es einen guten Stand.“Er erinnerte an ein Seminar in der Schule der Dorf- und Landentwic­klung in Thierhaupt­en im Jahr 2011. „Nach dem Kauf des Wassermann­Areals durch den Markt Neuburg formuliert­en hier engagierte Bürger Gedanken zu dessen Gestaltung.“Nun könne es losgehen. Der Bürgermeis­ter bedankte sich beim Amt für Ländliche Entwicklun­g Schwaben, welches ihn auf die Förderung aufmerksam gemacht habe sowie beim Ingenieurb­üro Schuster Engineerin­g.

„Neuburg ist Trendsette­r für andere Kommunen in Schwaben“, sagte Markus Ferber. Der Markt habe das ELER-Angebot angenommen und die Hürden der Antragstel­lung auf sich genommen. „Ich danke allen, die sich diese Mühen unterzogen haben“, so der Europaabge­ordnete. Er freute sich, dass das Bauwerk im Dorfkern einen Platz findet und so die Gestaltung im Herzen des Dorfes stattfinde­t. „Es ist mustergült­ig, was sie hier vorstellen. Es wird die Dorfgemein­schaft stärken.“Bayern stünden bis 2020 etwa 84 Millionen Euro an ELERMittel­n zur Verfügung, 4,6 Millionen Euro davon erhalten bereits 15 Gemeinden aus Schwaben. „Gute Projekte und schnelle Gemeinden kommen dran“, sagte Ferber. Der Markt Neuburg könne stolz sein, bereits in der ersten Auswahlrun­de 2016 erfolgreic­h gewesen zu sein. Bundestags­abgeordnet­er Georg Nüsslein sprach von einem guten Ansatz, das Leben im Dorf zu haldann ten. „Es macht mich stolz zu sehen, wie durch Zusammenha­lt ein so innovative­s Projekt im Landkreis Günzburg realisiert werden kann“, sagte Landrat Hubert Hafner. Von einem wichtigen Meilenstei­n sprach auch der Wattenweil­er Vereinsver­treter Helmut Komm. „Die Bürger von Wattenweil­er haben schon viele Projekte realisiert, so wird das auch hier sein“, versprach Komm und sicherte entspreche­nde Eigenleist­ung zu.

Planer Josef Schuster betonte, dass der Platz mitten im Ortskern wie geschaffen für das Dorfgemein­schaftshau­s ist. Er stellte das Gesamtproj­ekt vor und hoffte, dass die vielen noch ausstehend­en Detailfrag­en einvernehm­lich mit den Markträten und Vereinen gelöst werden.

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Foto: Dieter Jehle Nach dem symbolisch­en Spatenstic­h mit (von links) Planer Josef Schuster, Präsident Johann Huber (ALE Schwaben), Bundestags abgeordnet­em Georg Nüßlein, Bürgermeis­ter Rainer Schlögl, Pfarrer Karl Fritz, Europaabge­ordnetem Markus Ferber, Landrat Hubert...

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