Mittelschwaebische Nachrichten
Wie soll die Fassade aussehen?
Hitzige Diskussion über die Details des Dorfgemeinschaftshauses
Neuburg Detailentscheidungen zum Bau des Dorfgemeinschaftshauses sorgten im Neuburger Marktgemeinderat teilweise zu hitzigen Diskussionen. Dicke Luft und „rauchende Köpfe“machten sich im Neuburger Sitzungssaal breit. Ursächlich hierfür war die Fassadengestaltung am Neubau des Dorfgemeinschaftshauses, eine 40 000 Euro teure Trennwand im künftigen Veranstaltungssaal sowie die Ausführung der Fensterrahmen im ehemaligen Gasthaus Stern.
Zahlreiche Wattenweiler Vereinsvertreter hatten sich in der jüngsten Sitzung des Neuburger Marktrats eingefunden. Schnell waren sich die Markträte einig, dass den künftigen Veranstaltungssaal ein PVC-Bodenbelag schmücken soll. Fliesen in Feinstein sollen Flur, WC und Dusche zieren. Auf Wunsch des Musikvereins wird die Decke des Veranstaltungssaales, der in Sport- und Musikraum zweigeteilt werden kann, mit einer Akustikdecke versehen. Die Deckenbalken und die hierfür notwendige Stahlkonstruktion sollen gestrichen werden. In die Farbgestaltung der einzelnen Gewerke werden die Vereine eingebunden.
Auf Anregung der Feuerwehr werden die Fenster im Feuerwehrgerätehaus im unteren Bereich festverglast. Ansonsten würden die davorstehenden Heizkörper das Öffnen der Fenster ausschließen. Auf eine Hebeanlage für die Entsorgung Das Dorfzentrum Wattenweiler um fasst den Bau eines Dorfgemein schaftshauses sowie die Sanierung des rund 200 Jahre alten ehemali gen Gasthauses Stern. Die Kosten für den Neubau einschließlich der Au ßenanlagen belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Euro. Die Sanie rungskosten des Gasthofes betragen weitere 700 000 Euro. Im neuen Gebäude ist im Untergeschoss das Feuerwehrgerätehaus integriert. Ein großer abtrennbarer Saal ist Herzstück des Erdgeschosses. Die ser wird als Veranstaltungssaal, Mu sik und Sportraum vielfältig ge nutzt. Im ehemaligen Gasthaus findet im Obergeschoss der Schützenver ein eine Bleibe. Kühlraum, Küche, Lager und Gastraum prägen das Erdgeschoss. Das Dachgeschoss dient als multifunktionaler Aufbe wahrungsort. Die Gesamtkosten wer den mit rund 700 000 Euro über das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben von Europa sowie wei teren 110 000 Euro vom Freistaat Bayern für das Feuerwehrgeräte haus gefördert. (dje) des Abwassers kann verzichtet werden.
Nochmals zurückgestellt wurde die Art der Ausführung der Außenfassade am Dorfgemeinschaftshaus. Der Neubau wird in Ziegelbauweise erstellt. Planer Josef Schuster sah im Bereich des Erdgeschosses eine hinterlüftete Holzlärchenverkleidung vor. Hierzu gab es einigen Widerstand aus den Reihen der Markträte. „Gefällt mir nicht“, sagte unter anderem Karl Müller. Zu den Befürwortern zählte Helmut Komm. „Der Neubau muss hervorstechen.“Alternativ wurde ein normaler Außenputz ins Gespräch gebracht. Die Angelegenheit wurde schließlich zurückgestellt. Eine Kostenüberstellung sowie die Meinung der Wattenweiler Vereine sollen näheren Aufschluss bringen. Im Neubau sind anthrazitfarbene Alu-Glasfenster vorgesehen. Naturrote glatte Ziegeldachplatten kommen auf das Dach.
Ebenfalls keine Entscheidung gab es für die Ausführung der Fenster im ehemaligen Gasthaus Stern. Planer Josef Schuster warb für Fenster mit Holzrahmen auf der Süd- und Ostseite des Gebäudes. Kunststofffenster sah er für die beiden anderen Gebäudeseiten vor. Absolut dagegen war Otto Bader. „Die Zweckmäßigkeit steht hier im Vordergrund“, meinte Bader. Holzfenster seien im Unterhalt zu kosten- und arbeitsintensiv. Bernhard Sonner sprach sich ebenfalls für eine funktionale Lösung aus. „Der Charakter des Gebäudes kann nur mit Holzfenster erhalten bleiben“, entgegnete Alexander Böller und wies darauf hin, dass der Kostenrahmen eingehalten werde. Das Dach des traditionsreichen ehemaligen Gasthauses erhält Strangfalzziegel.
Eine gewünschte Trennwand im Veranstaltungssaal ließ den Emotionen freien Lauf. Die Diskussionskultur litt. Unstrittig waren sich die Markträte über eine Trennwand, die den Veranstaltungssaal in Musikund Sportraum zweiteilt. Da der Sportraum nur über den Musikraum begehbar ist, wünschen die Musiker eine weitere optische Abtrennung. Diese Abtrennung soll die Sportler entlang eines Flures in den Sportraum leiten. Die hierfür notwendige zehn Meter lange und drei Meter hohe Trennwand verursacht Kosten von rund 40 000 Euro. Hierfür zeigte die Mehrheit der Markträte kein Verständnis. Die Angelegenheit wurde vertagt.
Josef Schuster wies am Ende darauf hin, dass die Baukosten derzeit um rund 15 Prozent höher sind als im vergangenen Jahr. Den Zuschlag für die Baumeisterarbeiten erhielt in nicht öffentlicher Sitzung das Bauunternehmen Grimbacher aus Münsterhausen zum Angebotspreis von rund 530 000 Euro. Wattenweiler „Heute ist ein guter Tag für Wattenweiler und Europa“, sagte Europaabgeordneter Markus Ferber beim Spatenstich anlässlich des Baus des Dorfgemeinschaftshauses mit Feuerwehrgerätehaus in Wattenweiler. Bürgermeister Rainer Schlögl nannte es ein „historisches Ereignis“für das Dorf im Günztal. Landrat Hubert Hafner war sich sicher, dass dieses „Multifunktionshaus“die Attraktivität von Wattenweiler steigern wird.
Auf einem Sandhaufen steckten die Spaten, geschmückt mit Schleifen im europäischen Design. Drei Flaggen in den Farben von Europa, des Freistaates Bayern und des Marktes Neuburg wehten im Wind. Sie rahmten eine große Bautafel ein. Blaue Fähnchen mit zwölf goldenen Sternen garnierten die Stehtische. Europa rückte in diesem Moment in Wattenweiler ein Stück näher. Warum? Fast 83 Prozent der Fördersumme von rund 700 000 Euro für den Bau des Wattenweiler Dorfzentrums sind Mittel aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER).
Der Rahmen deutete auf einen besonderen Moment hin. Der Spatenstich für das Wattenweiler Dorfzentrum konnte kommen. Kraftraubende Diskussionen und intensive Gespräche im Vorfeld des Wattenweiler „Jahrhundertbauwerks“waren vergessen. Bürgermeister Rainer Schlögl hatte für die vielen Vorgespräche eine Begründung: „Das Fundament muss stimmen, das Gebäude fest im Boden verankert sein,
Dorfzentrum Wattenweiler
hat es einen guten Stand.“Er erinnerte an ein Seminar in der Schule der Dorf- und Landentwicklung in Thierhaupten im Jahr 2011. „Nach dem Kauf des WassermannAreals durch den Markt Neuburg formulierten hier engagierte Bürger Gedanken zu dessen Gestaltung.“Nun könne es losgehen. Der Bürgermeister bedankte sich beim Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben, welches ihn auf die Förderung aufmerksam gemacht habe sowie beim Ingenieurbüro Schuster Engineering.
„Neuburg ist Trendsetter für andere Kommunen in Schwaben“, sagte Markus Ferber. Der Markt habe das ELER-Angebot angenommen und die Hürden der Antragstellung auf sich genommen. „Ich danke allen, die sich diese Mühen unterzogen haben“, so der Europaabgeordnete. Er freute sich, dass das Bauwerk im Dorfkern einen Platz findet und so die Gestaltung im Herzen des Dorfes stattfindet. „Es ist mustergültig, was sie hier vorstellen. Es wird die Dorfgemeinschaft stärken.“Bayern stünden bis 2020 etwa 84 Millionen Euro an ELERMitteln zur Verfügung, 4,6 Millionen Euro davon erhalten bereits 15 Gemeinden aus Schwaben. „Gute Projekte und schnelle Gemeinden kommen dran“, sagte Ferber. Der Markt Neuburg könne stolz sein, bereits in der ersten Auswahlrunde 2016 erfolgreich gewesen zu sein. Bundestagsabgeordneter Georg Nüsslein sprach von einem guten Ansatz, das Leben im Dorf zu haldann ten. „Es macht mich stolz zu sehen, wie durch Zusammenhalt ein so innovatives Projekt im Landkreis Günzburg realisiert werden kann“, sagte Landrat Hubert Hafner. Von einem wichtigen Meilenstein sprach auch der Wattenweiler Vereinsvertreter Helmut Komm. „Die Bürger von Wattenweiler haben schon viele Projekte realisiert, so wird das auch hier sein“, versprach Komm und sicherte entsprechende Eigenleistung zu.
Planer Josef Schuster betonte, dass der Platz mitten im Ortskern wie geschaffen für das Dorfgemeinschaftshaus ist. Er stellte das Gesamtprojekt vor und hoffte, dass die vielen noch ausstehenden Detailfragen einvernehmlich mit den Markträten und Vereinen gelöst werden.