Mittelschwaebische Nachrichten
Go West trotz Trump
Die Vereinigten Staaten sind das liebste Fernreiseziel der Deutschen. New York hat dennoch seinen Slogan geändert
Die neue Kampagne für den Big Apple sollte eigentlich „New York City – See it for yourself“(Schau es dir selbst an) heißen. Doch nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat man sich für einen programmatischen Slogan entschieden, erzählt der oberste Tourismuschef der Stadt, Fred Dixon. „New York City is welcoming the World“lautet der Titel nun – New York heißt die Welt willkommen. Dass Reisende in den USA willkommen sind, daran lässt Trump auch durch sein neues Einreiseverbot für Menschen aus nunmehr sechs muslimisch geprägten Ländern und seine scharfe Abschottungsrhetorik weiterhin Zweifel. Reisen nun weniger Deutsche in die USA? Gibt es einen negativen Trump-Effekt? Das ist die große Frage.
New York hatte 2017 eigentlich mit 61,7 Millionen Besuchern gerechnet. Doch diese Prognose ist nun nicht mehr haltbar. „Es könnte ein Problem geben“, sagte Dixon, Präsident von NCY & Company. Der Einreisestopp – oft als „Muslim Ban“bezeichnet – sei ein Symbol für Abschottung, auch wenn nur verhältnismäßig wenige Touristen davon betroffen sind.
Wie New York am Ende des Jahres abschneidet, wird sich zeigen. Ohnehin ist vieles noch Spekulation. Es gibt mehr Emotionen als harte Fakten. Eine GfK-Umfrage im Februar ergab: Fast jeder zweite Deutsche, der generell an einer USAReise interessiert ist, wollte zu diesem Zeitpunkt mit Blick auf die Politik Trumps nicht dort Urlaub machen. Doch Umfragen über Absichten sind mit Vorsicht zu genießen.
Klar ist: Die USA sind das beliebteste Fernreiseziel der Deutschen. Im Jahr 2015 kamen 2,27 Millionen Besucher aus Deutschland – ein Rekord. Laut der Tourismusorganisation Brand USA gibt es für 2016 bislang nur Zahlen bis Ende August. Diese weisen zwar ein klares Minus von rund zehn Prozent auf, doch das kann kein Trump-Effekt sein – die Wahlen waren im November. Der starke Dollar, der USA-Reisen spürbar verteuert hat, dürfte eher für den Einbruch verantwortlich sein. „Bislang war der Dollarkurs der wichtigste Faktor für das USAGeschäft“, sagte Matthias Huwiler vom Reiseveranstalter FTI. „Im Moment beeinflusst Donald Trump das gute Image der USA, und die Nachfrage ist stellenweise ein wenig zurückhaltend, aber wir können derzeit noch keine Einbrüche bei den Buchungen für 2017 feststellen.“Das Gleiche hört man von anderen Veranstaltern. Tui teilte mit: „Die Nachfrage ist ungebrochen hoch.“Das Buchungsplus liege aktuell bei elf Prozent.
Bei Thomas Cook sind die Buchungseingänge eigenen Angaben zufolge weiterhin positiv. DERTouristik erklärte: „Wir gehen auch weiter nicht davon aus, dass es größere Einbrüche bei den Zahlen geben wird.“Auch bei USA-Spezialist Canusa-Touristik gibt es derzeit keine Buchungsrückgänge. „Wir sehen im Moment keinen direkten Trump-Effekt“, sagt Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow. „Das Interesse an den USA ist weiterhin groß“, sagt der Präsident des deutschen Visit-USA-Committees, Hans Gesk. „Im Moment sieht es für 2017 noch gut aus.“Dass die Deutschen weiter in die USA reisten, seien keine „Fake News“, scherzte Gesk. Trump benutzt den Begriff „Fake News“häufig für Medien, die ihm kritische Fragen stellten.
Ist Trump also kein Thema für USA-Urlauber? Ende Januar noch hatte die GfK ermittelt, dass sich die Bundesbürger mit USA-Buchungen zurückhalten. Sie nannte ein Minus von neun Prozent, wies aber darauf hin, dass es nicht klar sei, ob das auf Trumps Politik oder den starken Dollar zurückzuführen ist. Beim Veranstalter America Unlimited liegt das Land im Plus. „Mein Gefühl sagt mir, dass die USA unter einem anderen Präsidenten weitaus stärker gewachsen wären“, sagte jedoch Geschäftsführer Timo Kohlenberg.
Viele Negativmeinungen kämen von Menschen, die sowieso nicht in die USA gereist wären. „Allerdings sind sicher auch einige dabei, die ihre USA-Pläne auf Eis gelegt haben.“Wen Trump nicht stört, der kommt dieses Jahr ziemlich günstig in die USA. Das Angebot an Flügen aus Deutschland sei noch nie so groß gewesen, sagte Hans Gesk. Gesk zufolge liegt das daran, dass die Fluggesellschaften viele der günstigen Buchungsklassen, die sonst sehr schnell weg sind, offenhalten. Ein Repräsentant aus Palm Springs verweist auf die große Unberechenbarkeit der derzeitigen US-Regierung. Man wisse einfach nicht, was kommt. Beispiel: Wie reagiert Trump, wenn es zu einem weiteren schweren Anschlag in den USA kommt? Kippt er dann die visumfreie Einreise, die auch für deutsche Touristen gilt?
Urlauber mögen keine Unsicherheit. New York versteht sich als das Tor zu den USA und will absolut keinen Zweifel an seiner Willkommenskultur aufkommen lassen. Die Freiheitsstatue sei in nahezu jedes Werbebanner der neuen Kampagne für die Stadt eingebaut worden, sagte Fred Dixon. Philipp Laage „Was macht man denn da jetzt?“Verwunderung bis Unverständnis erntet, wer im Winter oder auch im beginnenden Frühjahr, wenn die Nordsee unter Garantie zu kalt ist zum Baden, vom Kurzurlaub auf Sylt zu schwärmen beginnt. Aber die Frage, was man denn da um diese Jahreszeit unternimmt, taucht für echte Nordseefans nicht auf. Ja was wohl, schließlich sind kilometerlange Strände nicht nur zum Planschen da, und Wellen können auch Spaß machen, wenn man sich nicht in sie hineinstürzt. Man geht also spazieren, stundenlang, gegen den Wind hin, mit dem Wind im Rücken zurück. Schaut aufs Meer, kämpft sich durch den Sand, blickt in den Himmel und vor allem holt man tief Luft. Und meist ist das Wetter viel besser, als alle daheim es glauben.
Weil die Tage zu dieser Jahreszeit für Unternehmungen noch kurz sind, schätzt man das zentrale Quartier in der Hauptstadt Westerland, denn von dort geht der Bus in alle Richtungen. Nein, zur Hochsaison möchte man hier nicht sein, im Hotel Clausen direkt in der Fußgängerzone. Wenn unten in den Cafés die Menschen beim vierten Bier etwas lauter werden und die Hungrigen direkt gegenüber bei Gosch Schlange für besten Makrelenbrötchen Deutschlands anstehen. Aber in der Vor- und Nachsaison ist es ideal. Fünf Minuten schiebt man seinen Koffer vom Bahnhof aus und steht vor dem schmalen Hoteleingang, den man zwischen Bäckerei und Schmuckladen fast verpasst hätte. Gemütliche, neu renovierte Zimmer machen den Aufenthalt auch in den Abendstunden, wenn man dann doch lieber drinnen als draußen ist, angenehm und ins Wohnzimmer in der ersten Etage lockt jeden Morgen ein Frühstücksbuffet, das an keinem Tag gleich ist. Da kann man dann Pläne schmieden für den Tag. Ja, was macht man denn nur heute, vielleicht hinauf zum Ellenbogen, oder vielleicht durch die Braderuper Heide oder hinauf aufs Rote Kliff...?
Birgit Müller-Bardorff