Mittelschwaebische Nachrichten
Grundschüler wollen bedrohten Vögeln helfen
Auch der Landkreis will Vorbild sein. Das ist bei der Eröffnung der Umweltwoche in Kissendorf deutlich geworden
Landkreis/Kissendorf Die Kinder der Grundschule in Kissendorf hatten sich viel Mühe gemacht. Wochenlang haben sie gebastelt und gemalt, Lieder einstudiert und dabei viel gelernt – über die heimischen Vögel. Deren Lebensraum wird immer knapper, die Bestände vieler Arten sind teils dramatisch geschrumpft. Betroffen sind nicht zuletzt die Gebäudeund Nischenbrüter. „Ein Platz für Mehlschwalbe & Co. – Hilfe für Gebäudebrüter“sind deshalb mehrere Info-Veranstaltungen im Landkreis überschrieben. Einzelheiten wurden gestern bei der Eröffnung der 33. Umweltwoche in der Kissendorfer Grundschule erläutert.
Wie in jedem Frühjahr gehen auch heuer wieder Mitglieder von Vereinen und Organisationen, Schulklassen sowie zahlreiche Freiwillige in Wald und Flur, um jenen Müll einzusammeln, den allzu viele noch immer achtlos wegwerfen oder gezielt entsorgen, wie Landrat Hubert Hafner bei der Eröffnungsveranstaltung bedauerte.
Im Mittelpunkt dieses Jahres aber stehen die Gebäude- und Nischenbrüter. Rauch- und Mehlschwalben, Mauersegler, Spatzen und Hausrotschwanz finden an sanierten Gebäuden und in monotonen Vorgärten immer weniger Brutmöglichkeiten und Nahrungsquellen. „Wir haben viele Obdachlose“, umschrieb Ottmar Frimmel, Naturschutzfachkraft beim Landratsamt, die Lage anschaulich. „Deshalb wollen wir mehr sozialen Wohnungsbau.“Mit gutem Beispiel gehen dabei die Kinder und Lehrkräfte der Grundschule Kissendorf voran. Unter fachkundiger Anleitung werden sie in den kommenden Tagen Nistkästen bauen, um sie am elterlichen Haus, im heimischen Gar- ten oder auch im Schulgarten anzubringen. „Der Grundstein für gelebten Naturschutz wird bei den Kindern gelegt“, erklärte der Landrat. Vorbild will auch der Landkreis sein. Werden kreiseigene Gebäude saniert, soll unter anderem an die Gebäudebrüter gedacht werden. Etwa an einem Haus im Günzburger Hofgartenweg wird mit speziellen Nistvorrichtungen den Mauerseglern geholfen. Mit einer Reihe von Info-Veranstaltungen will der Landkreis im Laufe des Jahres interessierten Bürgern praktische Tipps zum Vogelschutz geben.
Wie seine Vorredner zeigte sich auch der Bibertaler Bürgermeister Oliver Preußner dankbar und stolz, dass an der Kissendorfer Grundschule ein aktiver Beitrag zum Schutz der heimischen Vögel geleistet wird. Hafner, Frimmel und Preußner baten die Kinder, bei Eltern, Verwandten oder Nachbarn Werbung für den Vogelschutz zu machen. „Kinder wissen oft mehr als Erwachsene“, erklärte Stefan Böhm, der Vorsitzende der Kreisgruppe Günzburg im Landesbund für Vogelschutz.
Ohne großen Aufwand könne den oft bedrohten Vogelarten geholfen werden, erläuterte Böhm. Durch einen möglichst vielfältigen und naturnahen Garten mit etwas Altholz oder einem kleinen Steinhügel, durch Fassadenbegrünung sowie den einen oder anderen Nistkasten am Haus. Das biete Vögeln und anderen Kleintieren Lebensraum und Nahrungsquellen – zum Wohle auch der Menschen. Mit Liedern aus Rolf Zuckowskis „Vogelhochzeit“umrahmten die Kinder der Grundschule Kissendorf die Veranstaltung. Dass Schulleiterin Ute Lechler und ihr Kollegium bei der Vorbereitung ganze Arbeit geleistet haben, zeigte sich beim Vortrag von Stefan Böhm. Immer wieder warteten die Kinder auf entsprechende Fragen mit erstaunlichem Fachwissen auf.