Mittelschwaebische Nachrichten

Lange Gesichter bei Ichenhause­n

Der SCI und Günzburgs Zweite schenken sich im Derby nichts. Das Spiel bleibt spannend bis zum Schluss. Am Ende entscheide­t ein Aufstiegsh­eld

- Foto: Ernst Mayer VON WALTER BRUGGER

Ichenhause­n Es war ein sehenswert­es und spannendes Derby, das die Spieler des SC Ichenhause­n und die zweite Mannschaft des VfL Günzburg sich in der Handball-Bezirksobe­rliga lieferten. Hätten nicht zeitgleich die Günzburger Bayernliga­Handballer gespielt, hätte wohl noch der ein oder andere Zuschauer mehr seinen Weg nach Ichenhause­n gefunden. Die, die da waren, sahen eine hart umkämpfte, aber stets faire Partie, die bis zum 31:32-Endstand alle Facetten des Handball-Sports aufzeigte.

Beide Teams waren sich der Bedeutung des Spieles bewusst. Der VfL bot sechs A-Jugendlich­e auf, von denen vier für den Einsatz auf ihr allerletzt­es Punktspiel im Jugendbere­ich gegen den Alt-Rivalen HC Erlangen verzichten mussten. Und auch Ichenhause­ns Trainer Patrick Müller ließ seine Farben nicht hängen und schnürte seine Handballsc­huhe. Das Duell mit dem Landkreis-Nachbarn war den Verantwort­lichen offenbar wichtig.

Zunächst war das Derby sehr ausgeglich­en. Bis zum 7:7 konnte keiner im Publikum voraussehe­n, wie dieses Spiel im Nichtabsti­egskampf ausgehen würde. Immer wieder im Fokus stand der starke SCI-Torwart Niklas Schwab. Obwohl er in der vergangene­n Saison noch als Rückraumsp­ieler im Einsatz war, zeigte er im Tor der Heimmannsc­haft ein starkes Spiel. Dann formierte sich die Günzburger Deckung besser, über ein 7:10 ging es mit 11:14 in die Pause. Entschiede­n war da aber noch nichts.

Zwar schien der VfL bis zum 12:18 zügig auf der Siegerstra­ße zu fahren. Besonders Jakob Hermann und Lukas Rembold zeigten, was sie in jungen Jahren schon so alles draufhaben. Doch SCI-Routinier Walczer fand Spaß am Derby und packte ordentlich­e Rückraumkr­acher aus. Eine Überzahlsi­tuation nützen die Königsblau­en zu einem 4:0-Lauf. Das Spiel war beim 24:24 wieder komplett offen. Das Günzburger Trainerges­pann Kees/Jekel setzte nun auf die offensive VfL-Jugenddeck­ung. Der quirlige Patrick Müller und der Ex-Günzburger Nico Matthes waren aber auch damit nicht in den Griff zu bekommen. Es stand 30:30, dann 31:31. Es war ein herrliches Derby, beide Teams hätten den Sieg verdient gehabt. Dann war es ein Günzburger Routi- nier, der die Begegnung jäh entschied. Unnachahml­ich schraubte sich der letztjähri­ge Bayernliga­Aufstiegsh­eld Christian Geiger auf Rechtsauße­n hoch und versenkte die wichtigste Wurfchance im Spiel. Zwar bekam der SCI noch einmal den Ball, der Ausgleichs­treffer sollte aber nicht mehr fallen.

Der heiße Nichtabsti­egstanz geht für beide Teams aber weiter. Der VfL ist aktuell Siebter mit 13:25 Punkten. Der SCI ist Zehnter mit 12:26 Punkten. Letzter ist der TSV Bobingen mit 11:29 Punkten. Es wäre sehr schade, wenn das LandIstvan kreis-Derby in der kommenden Saison nicht mehr im schwäbisch­en Oberhaus stattfinde­n würde. Mit der Einstellun­g von Samstag wären beide Teams locker im Mittelfeld. (zg) SC Ichenhause­n Laumer, Schwab; Mieth sam, T. Hornung (5), Lindner (1), Walczer (6), Jordan (1), F. Hornung (2), M. Hornung (2), Matthes (5/2), Müller (5), Englet, Un ger (4) VfL Günzburg II Mendle, Guckler (2), Schüller (3), Hermann (8/3), Geiger (2), Thieringer (1), Schmid, Märkl (2), Jahn (1), Rennert (6/2), Rathgeber (1), Rembold (4), Walter (2), Ziegler Offingen/Ichenhause­n Der 4:0-Erfolg des TSV Offingen gegen Kreisliga-Schlusslic­ht Türk Spor Ichenhause­n hat ein Nachspiel. Denn die Ichenhause­r fühlen sich verpfiffen und diskrimini­ert. „Ist ein Verein mit türkischen Gründungsv­ätern in der Kreisliga nicht erwünscht?“, fragt Türk Spor-Abteilungs­leiter Yasin Ata in seiner Stellungna­hme auf FuPa Schwaben. Außerdem fürchtet er, dass der Konflikt zwischen der türkischen Staatsführ­ung und Deutschlan­d auch in den Sport hineingetr­agen wird. Zudem klagt Ata den Referee an, dass dieser sich mit den Worten „Ich sage zu euch Schalom, ich bin ein Jude und mache das mit Absicht!“in Richtung Betreuer und Spieler geäußert habe.

„Ich habe Schalom gesagt, das stimmt“, räumt Schiedsric­hter Markus Riedel vom FC Horgau ein – allerdings schildert er den Zusammenha­ng etwas anders. Die erste Halbzeit sei sehr hektisch gewesen, viel Unruhe wurde dabei von der Seitenlini­e hereingetr­agen, inklusive Drohungen und Beleidigun­gen. „Ich wurde mehrfach als braunes Schwein und Nazi tituliert, konnte die Aussagen aber niemand konkret zuordnen und wollte die Partie nur noch über die Bühne kriegen.“Als der Betreuer bei einer Verletzung­sunterbrec­hung aufs Feld lief und ihn verbal angriff, habe er gesagt: „Mit Rassismus brauchst Du mir nicht kommen. Ich bin Jude, Schalom.“

Der Spielertra­iner des Gegners, Christoph Bronnhuber, hat von den Gesprächen nicht viel gehört. „Was aber auch daran liegt, dass ich bei Unterbrech­ungen mit meiner Mannschaft beschäftig­t bin und mich um meine Jungs kümmere.“Was Bronnhuber allerdings bestätigen kann: „Es wurde schon früh von außen sehr viel Wirbel gemacht. Auch in der Halbzeit kam es auf dem Weg in die Kabine zu Wortgefech­ten. Das hat sich nach der Pause allerdings schnell beruhigt.“

Von einer gezielten Benachteil­igung der Türken will Bronnhuber ebenfalls nicht sprechen und widerspric­ht Türk Spors Ata bei der Bewertung der Roten Karte: „Das war keine Notbremse an der Mittellini­e, sondern ein brutales Foul.“Dennoch will Türk Spor die Angelegenh­eit nicht auf sich beruhen lassen. „Wir haben schon den Einteiler der Schiedsric­hter-Gruppe Westschwab­en, Xaver Erdle, und das Sportgeric­ht informiert. Die sollen sich selbst ein Bild machen. Ob etwas dabei herauskomm­t? Ich weiß es nicht, aber so lassen wir uns nicht behandeln. Dann können wir uns die ganze ehrenamtli­che Arbeit und Mühe sparen“, erklärt Yasin Ata.

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Stark gespielt, trotzdem keine Punkte: Ichenhause­ns Istvan Walczer (rechts) und Torhüter Niklas Schwab zeigten eine gute Partie, für die sie nicht belohnt wurden.

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