Mittelschwaebische Nachrichten
Das Räuberleben des armen Kneissl
Die Theaterwerkstatt Augsburg gastierte im Heimatmuseum Krumbach mit der Tragikkomödie „Räuber Kneissl“. Die Akteure brauchen nur wenig Requisiten
„Die Woch fängt scho guat o“, diese Worte sagte der Matthias Kneissl bei seiner Urteilsverkündung. Die Theaterwerkstatt Augsburg kam auf Einladung von Willi Fischer vom Heimatverein Krumbach, um die Geschichte des bayerischen Räubers in einer Tragikkomödie zu erzählen und im Heimatmuseum in Krumbach zu spielen.
Der Räuber Matthias Kneissl wurde 1875 in Unterschweikertshofen geboren und im Februar 1902 hingerichtet. Die traurige Geschichte des Räubers, der schon aufgrund seiner Herkunft nie eine Chance auf ein normales Leben hatte, wurde von Matthias Klösel authentisch und einfühlsam dargestellt.
Er und seine Schauspielkollegin Adelheid Bräu schlüpften in verschiedene Rollen. Nur ein Hut, ein Kopftuch oder eine Mütze waren notwendig, um die Rollen zu tauschen. Weitere Requisiten waren noch einige lustige Handpuppen. Eine stellte zum Beispiel die Freundin Mathilda dar.
Matthias Klösel, schon rein äußerlich ein echter Hingucker, gab mit seinem Bart, seinen langen Haaren und seiner schlanken Figur einen bayerischen Räuber geradezu perfekt ab. In dem moritatenartigen Spiel wurden die Taten des Räubers nicht nur gespielt, sondern auch in Bänkelliedern besungen.
Kneissl wuchs mit fünf Geschwistern auf. Die Eltern betrieben eine Wirtschaft, in der viele Kriminelle verkehrten. Schon bald kam auch Matthias mit seinen kriminellen Aktivitäten ins Visier der Ordnungshüter. Die Kneissls waren arme Leute. Die Mutter, eine „Welsche“, so nannte man damals Leute, die aus Italien kamen, musste ihre Familie durchbringen. Mit seiner Drillingsbüchse brachte Matthias oft Wild nach Hause. Wild schießen war nur Privilegierten erlaubt. Der Wald gehörte dem Baron und Wilderei war eine schwere Straftat.
Als Bub kam der Kneissl ins Gefängnis und wurde erst nach fünf Jahren wieder entlassen. Er fand eine Arbeit als Schreiner, aber nicht lange. Die anderen wollten nicht mit einem Vorbestraften arbeiten. So rutschte Matthias Kneissl wieder in die Kriminalität ab. Ab da wurde er ein richtiger Outlaw, ein Haderlump, immer seine Drillingsbüchse dabei.
Der Kneissl war aber auch ein charmanter Mann, seine Freundin Mathilda liebte er sehr. Geplant hatten sie, nach Amerika auszuwandern, daraus wurde leider nichts. Adelheid Bräu mimte einen befreundeten Bauern, der gerne mal mit dem Kneissl einen trank. Oder sie kam recht herb und streng als Gendarm daher. Auch als altes Mütterchen, das sich auf ihrem gefährlichen Heimweg von einem jungen Mann begleiten ließ, überzeugte sie.
Es stellte sich dann heraus, dass ihr Begleiter der Räuber Kneissl war. Der Kneissl war bei der Bevölkerung beliebt, stellte er sich doch gegen die verhasste Obrigkeit. Viele Texte waren in bayerischer Mundart gesprochen. „I bin der Kneissl, und hier bin i dahoim,“so der Räuber selbstsicher.
Adelheid Bräu und Matthias Klösel erzählten die traurige Geschichte überzeugend, teilweise sarkastisch, aber auch wehmütig. 1000 Mark waren auf die Ergreifung Kneissls gesetzt. Er wurde gejagt und bei der Flucht erschoss er zwei Gendarmen.
Er wurde gefangen genommen, verwundet, gesund gepflegt und dann im anschließenden Prozess zum Tode durch das Schafott verurteilt. Das Beil sauste nieder und der Kneissl war tot. Zuschauer gab es genug, die dem schaurigen Schauspiel beiwohnten.
Matthias Klösel trat nach dem „Tod“vor die Krumbacher Zuschauer und meinte als Kneissl: „Nach meinem Tod wurde ich zu einer Legende, bis heute sprechen die Leute von mir, dabei wollte ich doch nur ein normales Leben haben.“