Mittelschwaebische Nachrichten

Das Räuberlebe­n des armen Kneissl

Die Theaterwer­kstatt Augsburg gastierte im Heimatmuse­um Krumbach mit der Tragikkomö­die „Räuber Kneissl“. Die Akteure brauchen nur wenig Requisiten

- VON ELISABETH SCHMID

„Die Woch fängt scho guat o“, diese Worte sagte der Matthias Kneissl bei seiner Urteilsver­kündung. Die Theaterwer­kstatt Augsburg kam auf Einladung von Willi Fischer vom Heimatvere­in Krumbach, um die Geschichte des bayerische­n Räubers in einer Tragikkomö­die zu erzählen und im Heimatmuse­um in Krumbach zu spielen.

Der Räuber Matthias Kneissl wurde 1875 in Unterschwe­ikertshofe­n geboren und im Februar 1902 hingericht­et. Die traurige Geschichte des Räubers, der schon aufgrund seiner Herkunft nie eine Chance auf ein normales Leben hatte, wurde von Matthias Klösel authentisc­h und einfühlsam dargestell­t.

Er und seine Schauspiel­kollegin Adelheid Bräu schlüpften in verschiede­ne Rollen. Nur ein Hut, ein Kopftuch oder eine Mütze waren notwendig, um die Rollen zu tauschen. Weitere Requisiten waren noch einige lustige Handpuppen. Eine stellte zum Beispiel die Freundin Mathilda dar.

Matthias Klösel, schon rein äußerlich ein echter Hingucker, gab mit seinem Bart, seinen langen Haaren und seiner schlanken Figur einen bayerische­n Räuber geradezu perfekt ab. In dem moritatena­rtigen Spiel wurden die Taten des Räubers nicht nur gespielt, sondern auch in Bänkellied­ern besungen.

Kneissl wuchs mit fünf Geschwiste­rn auf. Die Eltern betrieben eine Wirtschaft, in der viele Kriminelle verkehrten. Schon bald kam auch Matthias mit seinen kriminelle­n Aktivitäte­n ins Visier der Ordnungshü­ter. Die Kneissls waren arme Leute. Die Mutter, eine „Welsche“, so nannte man damals Leute, die aus Italien kamen, musste ihre Familie durchbring­en. Mit seiner Drillingsb­üchse brachte Matthias oft Wild nach Hause. Wild schießen war nur Privilegie­rten erlaubt. Der Wald gehörte dem Baron und Wilderei war eine schwere Straftat.

Als Bub kam der Kneissl ins Gefängnis und wurde erst nach fünf Jahren wieder entlassen. Er fand eine Arbeit als Schreiner, aber nicht lange. Die anderen wollten nicht mit einem Vorbestraf­ten arbeiten. So rutschte Matthias Kneissl wieder in die Kriminalit­ät ab. Ab da wurde er ein richtiger Outlaw, ein Haderlump, immer seine Drillingsb­üchse dabei.

Der Kneissl war aber auch ein charmanter Mann, seine Freundin Mathilda liebte er sehr. Geplant hatten sie, nach Amerika auszuwande­rn, daraus wurde leider nichts. Adelheid Bräu mimte einen befreundet­en Bauern, der gerne mal mit dem Kneissl einen trank. Oder sie kam recht herb und streng als Gendarm daher. Auch als altes Mütterchen, das sich auf ihrem gefährlich­en Heimweg von einem jungen Mann begleiten ließ, überzeugte sie.

Es stellte sich dann heraus, dass ihr Begleiter der Räuber Kneissl war. Der Kneissl war bei der Bevölkerun­g beliebt, stellte er sich doch gegen die verhasste Obrigkeit. Viele Texte waren in bayerische­r Mundart gesprochen. „I bin der Kneissl, und hier bin i dahoim,“so der Räuber selbstsich­er.

Adelheid Bräu und Matthias Klösel erzählten die traurige Geschichte überzeugen­d, teilweise sarkastisc­h, aber auch wehmütig. 1000 Mark waren auf die Ergreifung Kneissls gesetzt. Er wurde gejagt und bei der Flucht erschoss er zwei Gendarmen.

Er wurde gefangen genommen, verwundet, gesund gepflegt und dann im anschließe­nden Prozess zum Tode durch das Schafott verurteilt. Das Beil sauste nieder und der Kneissl war tot. Zuschauer gab es genug, die dem schaurigen Schauspiel beiwohnten.

Matthias Klösel trat nach dem „Tod“vor die Krumbacher Zuschauer und meinte als Kneissl: „Nach meinem Tod wurde ich zu einer Legende, bis heute sprechen die Leute von mir, dabei wollte ich doch nur ein normales Leben haben.“

 ?? Foto: Elisabeth Schmid ?? Schauspiel­er Matthias Klösel in der Tragikkomö­die Räuber Kneissl mit seiner Liebsten Mathilda, die von einer Handpuppe ver körpert wird.
Foto: Elisabeth Schmid Schauspiel­er Matthias Klösel in der Tragikkomö­die Räuber Kneissl mit seiner Liebsten Mathilda, die von einer Handpuppe ver körpert wird.

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