Mittelschwaebische Nachrichten

„Watschn“für Bayerns AfD Chef

Petr Bystron wird nicht Spitzenkan­didat

- VON BENJAMIN STAHL

Kitzingen/Greding „Ich habe eine „Watschn“von den Mitglieder­n bekommen“, sagt der bayerische AfDChef Petr Bystron. „Die nehme ich an und ziehe daraus meine Lehren für die künftige Arbeit im Landesvors­tand.“Beobachter sprechen indes nicht von einer „Watschn“, sondern mehr von einer schallende­n Ohrfeige: Am Wochenende verlor der 44-Jährige völlig überrasche­nd den Kampf um Platz eins der AfDLandesl­iste für die Bundestags­wahl. Stattdesse­n wählten die Mitglieder beim Parteitag in Greding Martin Hebner an die Spitze ihrer Kandidaten­liste – einen völlig Unbekannte­n, der im offizielle­n Internetau­ftritt der bayerische­n AfD nicht einmal im Bild zu sehen ist. Bystron findet sich indes nicht auf den ersten drei Listenplät­zen.

Hintergrun­d ist offenbar der Flügelkamp­f, der in der Partei tobt. Schon seit Monaten ist an der Basis Kritik an Bystron unüberhörb­ar. Dass sich der Landesvors­tand kürzlich hinter den Beschluss des Bundesvors­tands gestellt hat, Björn Höcke aus der Partei auszuschli­eßen, brachte für viele das Fass zum Überlaufen: Das Gesicht des parteiinte­rnen rechtsnati­onalen Netzwerks „Der Flügel“aus Thüringen hat in Bayern zahlreiche Anhänger. Im Kreisverba­nd Kulmbach-Lichtenfel­s wurde dagegen zuletzt gar Bystrons tschechisc­he Herkunft thematisie­rt: Er könne „nicht deutsch denken“, hieß es.

Insgesamt kamen weniger Mitglieder als gedacht zum Parteitag nach Greding. Mit 600 Teilnehmer­n hatte die AfD gerechnet, am Ende waren es nur rund 450. Die wählten hinter den 57-jährigen „Flügel“-Sympathisa­nten Hebner den Euro-Kritiker Peter Boehringer, 47, auf Platz zwei der Liste. Platz drei ergatterte wieder eine Kandidatin, die ganz nach dem Geschmack des rechten Parteiflüg­els sein dürfte: Corinna Miazga, Chefin im Kreisverba­nd Straubing-Bogen/Regen. In ihrer Bewerbungs­rede rühmte sich die 33-Jährige damit, dass sie als Vorsitzend­e einer Nachbarsch­aftsinitia­tive ein Asylbewerb­erheim in Straubing verhindert habe.

Am kommenden Wochenende kehrt die AfD nach Greding zurück. Dann sollen die verblieben­en Listenplät­ze vergeben werden. Aktuellen Umfragen zufolge können die ersten zehn Kandidaten auf der bayerische­n Liste mit dem Einzug in den Bundestag rechnen.

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