Mittelschwaebische Nachrichten

Warum Vorsorge so wichtig ist

Hodenkrebs betrifft besonders häufig junge Männer. Die wissen das aber oft nicht. Ein 24-jähriger Augsburger erzählt, wie er mit der Diagnose umgegangen ist. Und wie es ihm jetzt geht

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg 4000 jungen Männern geht es jedes Jahr so wie Thomas Laschyk. Der 24-jährige Augsburger spürte vor etwa fünf Monaten plötzlich Schmerzen in seinen Hoden. Zunächst dachte er sich nichts dabei, doch der Schmerz verschwand nicht. Im Gegenteil: Er wurde schlimmer. Also ging er zum Arzt, und der schickte ihn ins Krankenhau­s. Dort bestätigte sich ein schlimmer Verdacht: Der junge Mann hat Hodenkrebs. Er selbst sieht das inzwischen ziemlich entspannt. Auch damals machte er sich nicht allzu große Sorgen, sondern dachte lieber daran, den Krebs zu besiegen.

Mit 4000 Erkrankung­en im Jahr ist die Krebsart zwar nicht besonders häufig, aber gerade junge Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gehören zur Risikogrup­pe. Und sie wissen das oftmals gar nicht. Deshalb hat die Deutsche Gesellscha­ft für Urologie diese Woche zur Aktionswoc­he gegen Hodenkrebs erklärt.

Auf diese Weise möchte sie junge Männer darauf aufmerksam machen, wie leicht sie doch vorsorgen können. Auch Laschyk hatte sich vor seiner Diagnose nicht mit dem Thema auseinande­rgesetzt, erzählt er. Dass er in seinem Alter Krebs bekommen könnte, hielt er für relativ unwahrsche­inlich.

Doch dann war der Tumor da. „Es ist nicht so, dass ich mich nicht informiere­n würde, aber das Thema hat in meiner Wahrnehmun­g keine Rolle gespielt“, sagt der 24-Jährige. Das ist auch der Grund, warum er die Aktionswoc­he gutheißt. „Es reicht ja, wenn man einmal von der Krankheit hört und dann weiß, was man dagegen tun kann.“Und der Aufwand sei nicht besonders hoch, findet Laschyk. Einmal im Monat sollten Männer im Alter zwischen 14 und 45 Jahren ihre Hoden abtasten, raten Ärzte. Am besten im Stehen unter der warmen Dusche, weil die Hoden dann gut zu fühlen sind. Sie sollten den Hodensack erst von unten betasten und dann jeden Hoden einzeln mit Daumen und Zeigefinge­r auf Auffälligk­eiten untersuche­n.

So steht es in der Anleitung der Deutschen Gesellscha­ft für Urologie. Stellen Männer eine Verhärtung fest, kann das ein Zeichen für Hodenkrebs sein. Allerdings sei es nicht so, dass jeder ungewöhnli­che Knubbel gleich bedeute, dass man einen Tumor habe, sagt der Urologe Christian Wülfing. Zur Sicherheit solle man die Veränderun­g von einem Arzt untersuche­n lassen. Auch Schmerzen, wie sie Laschyk spürte, können ein Anzeichen sein.

95 Prozent aller Fälle von Hodenkrebs werden nach Angaben der Deutschen Gesellscha­ft für Urologie geheilt. Meist muss dafür allerdings ein Hoden entfernt werden. So war es auch bei Thomas Laschyk. Der 24-Jährige lebt damit ganz gut. Eingeschrä­nkt sei er deshalb nicht. „Ich bin voll zeugungsfä­hig und auch die Testostero­n-Produktion hat der andere Hoden übernommen“, sagt der Student. Und wenn es anders gekommen wäre?

„Als ich ins Krankenhau­s kam, haben mir die Ärzte gesagt, sie wollen eine Probe des gesunden Hodens entnehmen, um auszuschli­eßen, dass der Krebs ihn befallen hat“, erzählt Laschyk. Um sich abzusicher­n, spendete er Samen und ließ ihn einfrieren. Selbst wenn die Ärzte auch im anderen Hoden einen Tumor entdeckt und ihn abgenommen hätten, hätte er so eine Familie gründen können. „Ich müsste jetzt Hormone schlucken. Viele Männer finden das schlimm. Aber ich sage mir: Wenn Frauen das zur Verhütung machen, warum sollte ich das nicht tun.“

Laschyk ist wieder vollkommen gesund. Der Tumor ist vollständi­g entfernt und hat keine Metastasen gebildet. Der 24-Jährige tastet sich inzwischen regelmäßig ab. Angst hat er nicht dabei. „Ich hatte den bestmöglic­hen Krankheits­verlauf. Der Krebs ist vollständi­g verschwund­en, ich musste keine Chemothera­pie machen und nach einem Monat war ich wieder auf den Beinen“, sagt er.

Die Ursachen von Hodenkrebs sind unbekannt. Aber Männer, die nach der Geburt einen Hodenhochs­tand hatten, bei denen also das Organ nicht aus der Leiste in den Hodensack gewandert ist, haben ein erhöhtes Risiko. Hodenhochs­tand wird meist im Kleinkinda­lter korrigiert. Auch wenn Bruder oder Vater schon erkrankt waren, kann das auf eine genetische Vorbelastu­ng hindeuten. (mit dpa)

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Symbolfoto: Maurizio Degl’ Innocenti, dpa Der „David“von Michelange­lo – Sinnbild für Männlichke­it. Wer an Hodenkrebs er krankt, denkt aber oft, sie ist in Gefahr.
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Thomas Laschyk

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