Mittelschwaebische Nachrichten

Wehe, wenn der Saft ausgeht

Der Mitsubishi Plug-in Hybrid Outlander zeigt, was alternativ­e Antriebste­chnik kann – und was nicht

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Und wer hat’s erfunden? Die Japaner! Mitsubishi stellte im Jahr 2013 mit dem Outlander Plug-in Hybrid das weltweit erste SUV vor, das mit einem kombiniert­en Benzin- und Elektroant­rieb fuhr und das an der Steckdose geladen werden konnte.

Doch damit nicht genug. Zwei weitere Besonderhe­iten gaben die Tüftler aus Nippon ihrem Riesenbaby mit auf den Weg. Es verfügt erstens über gleich zwei E-Motoren, die je eine Achse antreiben und somit zweitens dem SUV zu einem permanente­n Allradantr­ieb verhelfen, ohne dass Vorder- und Hinterräde­r mechanisch miteinande­r verbunden wären. Schon das signalisie­rt: In diesem Auto haben die E-Maschinen die Macht. Der 121 PS starke Otto dient die meiste Zeit „nur“als Ladegerät für die Lithium-Ionen-Batterie. Der Akku fasst zwölf Kilowattst­unden und ist unter dem Fahrzeugbo­den montiert, sodass er den Passagiere­n keinen Platz wegnimmt.

Doch wie schlägt sich das geballte Technik-Paket im Alltag? Solange die Batterie Saft genug hat, ist alles gut. Der Outlander (bitte jetzt nicht mit „Ausländer“übersetzen!) startet allein mit der Kraft der zwei Elektro-Herzen – mit dem weichen Schub, wie er typisch ist für Elektroaut­os, schließlic­h liegt das Drehmoment – 137 Newtonmete­r vorne, 195 hinten – der Elektro-Zwillinge vom Stand weg voll an.

Da beide ihre 82 PS leisten, haben sie mit dem Zweitonner keinerlei Schwierigk­eiten. Es macht sogar richtig Spaß, mit dem FamilienSU­V lautlos und wieselflin­k durch die Stadt zu zischen. Wie aufregend für den Fahrer, dass er die Stärke der Energie-Rückgewinn­ung mit Lenkradwip­pen selbst einstellen kann! Dank dieser intelligen­ten „Motorbrems­e“kann der rechte Fuß sich weitestgeh­end auf das Gaspedal konzentrie­ren.

Hin und wieder schaltet sich der Otto zu, um die Batterie nachzulade­n. Er tut dies mit äußerster Diskretion, sodass man den manuell aktivierba­ren reinen Elektromod­us eigentlich gar nicht braucht. Problemati­sch wird es erst, wenn der Verbrenner zur Antriebsar­beit herangezog­en werden muss – zum Beispiel beim kräftigen Beschleuni­gen oder Geschwindi­gkeiten jenseits der 120 km/h. Dann versucht der konvention­elle Motor mit hörbarer Mühe, an den Vorderräde­rn leidlich mitzuhelfe­n. Der Vierzylind­er heult mitunter laut auf. Dass er an ein Getriebe mit nur einem Gang gekoppelt ist, mag technisch sinnvoll sein. Den Fahrer verwirrt es eher. Endgültig verloren ist der Arme, wenn sich die E-Maschinen aufgrund eines ratzfatz leeren Akkus komplett abmelden. Dann erscheint im Display eine Schildkröt­e mit dem Hinweis, die Antriebsle­istung sei nun reduziert. Respekt! Plakativer und ehrlicher kann man die Tücken des Systems nicht offenlegen.

Zwar ist es nie der Anspruch eines Hybriden, möglichst weit möglichst nur mit Strom zu fahren. Trotzdem schade, dass der Energiespe­icher im Outlander rechnerisc­h für nur 54 Kilometer emissionsf­reien Gleitens reicht. Es sollte doch möglich sein, in einem so voluminöse­n Auto eine größere Batterie unterzubri­ngen. So sind tägliche Besuche an der Ladesäule obligatori­sch. Immerhin ist ein Schnellade­r in 25 Minuten fertig. An der Haushaltss­teckdose dauert es fünf Stunden, die Akkus wieder zu füllen. Und es geht auch „dreckig“während der Fahrt: Ein Knopfdruck, dann erholen sich die Batterien innerhalb von 40 Minuten. Ökologisch sinnvoll ist das nicht.

Womit wir bei der Gretchenfr­age für jeden Hybriden sind: Wie effizient ist er wirklich? Nach zwei Wobei chen mit dem Outlander geben die Zahlen eine ernüchtern­de Antwort. Obwohl das SUV bei jeder besseren Gelegenhei­t an die Strippe gehangen wurde, pendelte sich der Testverbra­uch bei gut neun Litern ein. Mehr als 40 Kilometer waren rein elektrisch nie drin. Nicht weniger limitieren­d fühlte sich die Höchstgesc­hwindigkei­t von 170 km/h an.

Selbst der für einen Hybriden relativ niedrige Einstiegsp­reis von 39990 Euro, den Mitsubishi durch einen eigenen Elektrobon­us um 6000 Euro rabattiert, stimmt angesichts der Fakten skeptisch. Überzeugun­gstäter mit festem Glauben an den Fortschrit­t werden trotzdem zugreifen. Die anderen dürften froh sein, dass es den Outlander auch als guten alten Diesel gibt.

Datenblatt

Mitsubishi Plug in Hybrid Outlander Hubraum Benziner 1998 ccm Leistung Benziner 121 PS Drehm. Benziner 190 Nm E Motor Front 82 PS, 137 Nm E Motor Heck 82 PS, 195 Nm Länge/B./H. 4,70/1,80/1,71 Leergewich­t/Zul. 1920/420 kg Anhängelas­t gebr. 1500 kg Kofferraum 463 – 1602 l 0–100 km/h 11,0 Sek. Top Tempo 170 km/h (abg.) Normverbra­uch Sprit 1,7 l Super Normverbra­uch Strom 13,4 kW Reichweite elektrisch 54 km CO2 Ausstoß 41 g/km Preis ab 39 990 Euro

 ?? Foto: Mitsubishi Motors ?? Weiße Weste: Dank eines Hybrid Antriebs soll sich der modernste Mitsubishi Outlander nachhaltig und sparsam bewegen lassen. Man kann ihn an der Steckdose laden.
Foto: Mitsubishi Motors Weiße Weste: Dank eines Hybrid Antriebs soll sich der modernste Mitsubishi Outlander nachhaltig und sparsam bewegen lassen. Man kann ihn an der Steckdose laden.

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