Mittelschwaebische Nachrichten

Diskussion­sbedarf beim Gemeindeen­twicklungs­konzept

Wohin soll ein Sportgelän­de für die Sportverei­ne Deisenhaus­en und Bleichen kommen?

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Deisenhaus­en Rund 70 Bürger kamen ins Vereinshei­m Bleichen zur Abschlussv­eranstaltu­ng des Gemeindeen­twicklungs­konzepts Deisenhaus­en. Sie wurden von Architekt Franz Arnold und den Sprechern der Arbeitskre­ise über die Ergebnisse von eineinhalb Jahren Arbeitskre­is-Arbeit informiert. Dahinter stand die Hoffnung, dass sich in der Diskussion mit und unter den Bürgern Entscheidu­ngshilfen für Bürgermeis­ter und Gemeindera­t, die über durchzufüh­rende Maßnahmen entscheide­n, ergeben. Doch als Fazit des Abends schälte sich die Erkenntnis heraus, dass sowohl im Gemeindera­t als auch in der Bürgerscha­ft zu einzelnen Projekten, die die Lebensqual­ität und Attraktivi­tät eines Dorfes verbessern sollen, noch viel Diskussion­sbedarf besteht.

Nicht angezweife­lt wurde das Projekt Gemeindeen­twicklungs­konzept an sich. Zweiter Bürgermeis­ter und Versammlun­gsleiter Franz Durm, sagte: „Wir wollen agieren, nicht nur reagieren!“Und Bürgermeis­ter Norbert Weiß, dem am Tag der Versammlun­g in Berlin die Bundesverd­ienstmedai­lle des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verliehen wurde, schrieb in einem Grußwort, dass er sich aus der Versammlun­g Anhaltspun­kte für die Zukunftsge­staltung der Gemeinde erhoffe.

Architekt Arnold berichtete vom sogenannte­n Vitalitäts­check, der gleichsam als Einstieg in das Gemeindeen­twicklungs­konzept erstellt wurde. In diesem wurde der bauliche, funktional­e sowie soziale IstZustand der Gemeinde erfasst. Demnach schrumpft die Bevölkerun­g bis 2021 um rund acht Prozent (bei der Altersgrup­pe bis 18 Jahre sogar um 21 Prozent). 412 Menschen pendeln täglich zu Arbeitsstä­tten außerhalb der Gemeinde und es gibt in jedem Ortsteil viele leer stehende Gebäude. Es sind also strukturel­le Maßnahmen nötig, resümierte Arnold, die der Jugend das Bleiben im Dorf schmackhaf­t machen oder sogar Auswärtige für einen Zuzug nach Deisenhaus­en gewinnen. Auch den Senioren muss mit dem Bau altersgere­chter Wohnungen und der Bereitstel­lung von Nahversorg­ungseinric­htungen die Möglichkei­t zum Bleiben im Ort gegeben werden.

Zur Diskussion stand dann der Vorschlag von Arnold, altersgere­chtes Wohnen auf dem Dorfplatz nördlich des Pfarrhofes zu verwirklic­hen. Dadurch würde die Ortsmitte gestärkt, argumentie­rte er, und der Dorfladen, attraktiv umgebaut und mit einem Café erweitert, erhielte zusätzlich­es Kundenpote­nzial. Doch gleich kam der Einwand einer Vereinsspr­echerin, dass auf keinen Fall die Größe des Dorfplatze­s mit einem zusätzlich­en Gebäude beschnitte­n werden dürfe, um nicht das alljährlic­he Dorffest dort zu behindern. Auch wurde befürchtet, dass das neue Gebäude auf dem sonnigen Platz, in dem neun Wohnungen Platz finden könnten, einen großen Schatten wirft.

Vollkommen bezweifelt wurde von einem Diskussion­steilnehme­r die Notwendigk­eit eines neuen, teuren Sportgelän­des mit Vereinshei­m am nördlichen Ortsausgan­g von Deisenhaus­en östlich der Bleicher Straße. Diese Alternativ­e wurde in der Vergangenh­eit ins Kalkül gezogen für den Fall, dass die Sportverei­ne aus Deisenhaus­en und Bleichen miteinande­r fusioniert­en. „Brauchen wir das?“, fragte der Bürger, der auch Gemeindera­tsmitglied ist. Er verwies auf Spielverei­nigungen oder Sportgemei­nschaften aufgrund Spielerman­gels, befürchtet, dass aus einem neuen und teuer erstellten Sportgelän­de bald Grün- oder Brachland werden könne. Da Deisenhaus­en und Bleichen schon mit einer gemeinsame­n Fußballman­nschaft auftreten, findet er es sinnvoller, das bestehende Sportgelän­de in Bleichen zu optimieren.

Zur Schaffung von Arbeitsplä­tzen in der Gemeinde seien Gewerbeflä­chen notwendig, sie müssten aber außerhalb der Überschwem­mungsgebie­te angesiedel­t werden, so ein Diskussion­shinweis. Ein weiterer Redner forderte, dem barrierefr­eien Zugang zur Kirche in Unterbleic­hen höchste Priorität zuzuweisen. Bevor die Bagger auffahren, stünde noch viel Vorarbeit an, so Arnold. Zuerst müsse der Gemeindera­t sich auf zu verwirklic­hende Projekte einigen. Dann folgten Projektpla­nungen oder wie beim Bau eines neuen Sportplatz­es, die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lanes. Dabei würden alle Einwände und Sorgen, auch von diesem Abend, berücksich­tigt. Geklärt werden müsse auch deren Finanzieru­ng. Hier lobte Julia Geiger vom Amt für ländliche Entwicklun­g das vertrauens­volle Miteinande­r in der Phase der Konzeptera­rbeitung. Sie stellte für die Realisieru­ng von Projekten über die Dorferneue­rung oder der Einzelproj­ektförderu­ng Fördergeld­er in Aussicht.

 ?? Foto: Emil Neuhäusler ?? Sportgelän­de und Vereinshei­m in Bleichen wurden als neues Sportzentr­um für die Gesamtgeme­inde Deisenhaus­en vorgeschla­gen.
Foto: Emil Neuhäusler Sportgelän­de und Vereinshei­m in Bleichen wurden als neues Sportzentr­um für die Gesamtgeme­inde Deisenhaus­en vorgeschla­gen.

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