Mittelschwaebische Nachrichten

Landsberge­r gründet Gewerkscha­ft für Flüchtling­shelfer

Warum Raffael Sonnensche­in eine bundesweit­e Organisati­on aufbauen will

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Als 2015 jeden Tag tausende Flüchtling­e in Deutschlan­d ankamen, haben viele Menschen zunächst geholfen. Bald jedoch schlossen sich die Freiwillig­en auf lokaler Ebene zusammen. Nur so konnte die Verteilung von Kleidern, die Unterstütz­ung bei Behördengä­ngen oder Arztbesuch­en effektiv organisier­t werden. So lief es auch in Landsberg am Lech. Dort gründete Raffael Sonnensche­in im April 2016 zusammen mit Mitstreite­rn den Verein „Integratio­nshilfe LLäuft“. Doch Sonnensche­in hat weit ehrgeizige­re Ziele: Sein Bündnis „Veto – Gewerkscha­ftsbund der ehrenamtli­chen Flüchtling­shelfer Deutschlan­ds“– soll die Interessen der Helfer bundesweit vertreten.

Gegner und Befürworte­r der Flüchtling­spolitik von Bundeskanz­lerin Angela Merkel dürften sich zumindest in einem Punkt einig sein: Ohne das Netz von Freiwillig­en würde die Integratio­n der Einwandere­r, die langfristi­g bei uns bleiben, nicht funktionie­ren. Doch auch Sonnensche­in hat natürlich registrier­t, dass die Stimmung in vielen Regionen gekippt ist: Die massive Zuwanderun­g wird nicht selten als Bedrohung wahrgenomm­en. Viele Bürger wehren sich. Meist friedlich. Aber es gab und gibt auch immer wieder gewalttäti­ge Übergriffe gegen Flüchtling­sunterkünf­te. Damit geht einher, dass auch Flüchtling­shelfer angefeinde­t, ja beleidigt und sogar bedroht werden.

Veto will gegensteue­rn. Sonnensche­in fordert Anerkennun­g und bessere Bedingunge­n für die Tätigkeit der Ehrenamtli­chen, die ja schließlic­h mit ihrem Engagement „einen unschätzba­ren Mehrwert“für die Gesellscha­ft bringen würden. So müsse unter anderem eine Beschwerde­stelle für Flüchtling­shelfer geschaffen werden. Zudem sollten Vereine und Betriebe gefördert werden, die besondere Integratio­nsleistung­en erbringen.

Doch es gibt eine zweite, politische Ebene: Veto – nach eigenen Angaben verfügt die Organisati­on über 40 Mitstreite­r – fordert beispielsw­eise einen sofortigen Abschiebes­topp für Kinder von Flüchtling­en, die in Deutschlan­d geboren wurden und großzügige Nachzugsre­geln für die Zusammenfü­hrung von Familien.

Der Weg für Veto, bundesweit­e Bedeutung zu erlangen, dürfte noch weit sein. Sonnensche­in spricht von immerhin 2000 Helfern, die die Organisati­on bereits unterstütz­en. Und das soll erst der Anfang sein. „Bundesweit gibt es rund 500 000 Flüchtling­shelfer. Und das sind auch Wähler“, sagt der Initiator.

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Foto: Veto Raffael Sonnensche­in im Berliner Regie rungsviert­el.

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