Mittelschwaebische Nachrichten

Helfen ist nicht so einfach

- VON IRMGARD LORENZ redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Der Ichenhause­r Feuerwehrk­ommandant Ralf Berchtold wird das nicht so schnell vergessen: Im vergangene­n Jahr hatte ein Kamerad die Eindrücke eines schwierige­n Einsatzes nicht allein verarbeite­n können und Beistand gesucht. Die Kosten dafür hätte die Stadt Ichenhause­n gerne an ihre Versicheru­ng weitergere­icht oder auch selber übernommen, aber das konnte sie nicht, weil der Feuerwehrm­ann keinen von den Krankenkas­sen anerkannte­n Therapeute­n aufgesucht hatte und zudem anonym bleiben wollte. Die Rechnungsp­rüfung hätte die Kostenüber­nahme moniert. Schließlic­h ist der Feuerwehrv­erein eingesprun­gen und hat die Rechnung im niedrigen dreistelli­gen Bereich beglichen. Der Ehrenamtli­che, dem Folgen eines Einsatzes schwer auf der Seele lagen, musste also nicht auch noch selber für die Hilfe bezahlen.

Das war ein Einzelfall. Dennoch versuchen die Kommandant­en Ralf Berchtold und Oliver Stritzinge­r nach Möglichkei­t vorzusorge­n und strukturel­l etwas für ihre Mannschaft zu tun. Sie legen großen Wert auf regelmäßig­e Einsatzbes­prechungen, sie sprechen über Taktik und Einsatzopt­imierung und achten aufmerksam darauf, ob jemand im Team besonderen Gesprächsb­edarf hat. Denn nicht nur Erlebnisse im Feuerwehrd­ienst können belastend sein, auch der wachsende Stress im Beruf oder familiäre Sorgen wirken sich zunehmend auf das Ehrenamt aus.

Dass es für die Rettungskr­äfte – übrigens nicht nur bei den Feuerwehre­n – vielfältig­en und nötigenfal­ls auch profession­ellen Beistand geben muss, wenn Einsätze die seelische Gesundheit gefährden, steht außer Frage. Ob das Konzept zur Psychosozi­alen Notfallver­sorgung für Einsatzkrä­fte taugt, wird sich – hoffentlic­h – zeigen. Würde es von den Einsatzkrä­ften in den Feuerwehre­n nicht akzeptiert, wäre es das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist.

Zuvor ist noch eine weitere Hürde zu nehmen: Wenn die Landkreisk­ommunen das Konzept nicht solidarisc­h unterstütz­en (und finanziere­n!), dann nützt es den Einsatzkrä­ften herzlich wenig. Es darf an den Zweckverba­nd für das Leipheimer Hallenbad erinnert werden...

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