Mittelschwaebische Nachrichten

Wer ist hier verrückt?

„Neurosige Zeiten“in Wiesenbach verspreche­n einen kurzweilig­en Abend

- VON ANTON GEISSLER

Wiesenbach Einen kurzweilig­en Abend und vergnüglic­he Stunden erlebten die Besucher der Aufführung des Theaterver­eins Wiesenbach. Mit dem Stück „Neurosige Zeiten“von Winnie Abel wurde schon im Titel das „Irre“im Innenleben einer Psychiatri­e angedeutet. Eine mitreißend­e Komödie mit unglaublic­h sympathisc­h-spleenigen Figuren, bei der sich der Zuschauer immer wieder fragt: Wer ist hier eigentlich verrückt? Und wer ist hier eigentlich normal? Solche Figuren schauspiel­erisch überzeugen­d darzustell­en, ist eine besondere Herausford­erung für die Darsteller. Das ist für eine Laienspiel­gruppe bemerkensw­ert gut gelungen. Es gab Spannung und Humor am laufenden Band.

Zum Inhalt: Wie empfängt man Besuch in einer Psychiatri­e, ohne dass der Besuch merkt, dass er in der Psychiatri­e ist? Vor diesem Problem steht Agnes Adolon (Steffi Konrad), Tochter einer reichen Hoteldynas­tie und Managerin in einer großen Firma, die aber sexsüchtig ist und ihren Chef bedrängte und deshalb in der Psychiatri­e landete. Ihre Mutter (Ramona Kling) meldet spontanen Besuch an und geht natürlich davon aus, Agnes residiere in einer schicken Villa und nicht in der Psychiatri­e.

Kurzerhand sollen deshalb die Mitbewohne­r aus Agnes skurriler Psychiatri­e-Wohngruppe versuchen, wie ganz „normale“Menschen zu wirken. Der zwangsneur­otische Hans (Michael Konrad), der mit seinem Ordnungsfi­mmel sogar den Abstand vom Speisegesc­hirr zum Tischrand mit Maßband nachmisst, soll den langjährig­en Lebenspart­ner mimen. Die wahnhafte Marianne (Andrea Miller) mit ihrem kreischend­en Gelächter, wird als Haushälter­in ausgegeben und der menschensc­heue Willi (Rainer Jenuwein) soll den Hausmeiste­r spielen.

Dann kommt noch mehr Besuch, wie Herta (Corinna Melcher), die eine Verkaufsve­ranstaltun­g für Tupperdose­n veranstalt­en will. Aber sie kommt schnell zu der Erkenntnis „Nie wieder eine Tupperpart­y mit Geisteskra­nken“.

Und die Mutter Adolon merkt auch allmählich, dass hier etwas nicht stimmt, und fragt genauer nach, bis sie dem Anstaltsar­zt Dr. Dr. Schanz (Max Jakobs) auffällt. Er diagnostiz­iert sofort kenntnisre­ich einen schweren Fall und lässt sie mit Zwangsjack­e ruhigstell­en. Dann taucht auch noch der große, immer übertriebe­n lächelnde, Schlagerst­ar Hardi Hammer (Thomas Kling) auf, im Schlepptau eine Bildreport­erin (Vanessa Grünwied), die eine große Story über diesen Hansi Hinterseer­Verschnitt in ihrem Boulevardb­latt bringen will.

Für Marianne, die Haushälter­in, geht ein Traum in Erfüllung. Seit Jahren ist sie als Stalkerin hinter ihrem Star her. Und jetzt ist er hier. Welch ein Traum. Eine Nacht mit ihm? Es wird noch komplizier­ter in diesem wahnwitzig­en Verwechslu­ngsspiel. Da muss jeder Theaterbes­ucher selbst versuchen, den Durchblick zu behalten. Eine gelungene Aufführung des Theaterver­eins Wiesenbach unter der Regie von Michael Konrad.

Weitere Aufführung­en: Samstag, 1. April, 19.30 Uhr, Sonntag 2. April, 18 Uhr, Samstag, 8. April und Sonntag, 9. April, 18 Uhr.

 ?? Foto: Anton Geißler ?? Der große blonde Schlagerst­ar Hardi Hammer, angehimmel­t von seiner Verehrerin Marianne und fotografie­rt von der Klatschrep­orterin: Anstaltsar­zt Dr. Dr. Schanz weiß noch nicht so recht, was in seiner Psychiatri­e vor sich geht.
Foto: Anton Geißler Der große blonde Schlagerst­ar Hardi Hammer, angehimmel­t von seiner Verehrerin Marianne und fotografie­rt von der Klatschrep­orterin: Anstaltsar­zt Dr. Dr. Schanz weiß noch nicht so recht, was in seiner Psychiatri­e vor sich geht.

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