Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Anschlag schockt Schweden
Wie im Dezember in Berlin rast ein Attentäter in Stockholm mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge. Es gibt mindestens vier Tote. Die Polizei fahndet nach dem Täter
Stockholm Nur wenige Tage nach dem Attentat in der U-Bahn von St. Petersburg schockt der nächste Terroranschlag Europa. Auf einer zentralen Einkaufsstraße in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist ein Lastwagen in eine Menschenmenge und anschließend in ein Kaufhaus gerast. Mindestens vier Menschen wurden getötet und 15 weitere verletzt. Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven sagte: „Schweden ist angegriffen worden. Alles deutet auf eine Terrortat hin.“
Am späten Abend fahndete die Polizei weiter nach dem Täter. Ein zunächst in einem Vorort festgenommener Mann sei nicht der Fahrer des Lastwagens, sagte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz. Er ähnele zwar dem Mann, der von einer Überwachungskamera nahe dem Tatort gefilmt worden war, habe aber den Lkw nicht gelenkt. Ob er trotzdem mit dem Attentat in Verbindung steht, war unklar. Die veröffentlichten Videoaufnahmen zeigen einen jüngeren Mann mit schwarzer Kapuze und olivgrüner Jacke.
Der Lastwagen raste kurz vor 15 an der Kreuzung zweier Einkaufsstraßen in eine Menschenmenge. Dann setzte er seine Fahrt fort und krachte in das Kaufhaus. Reporter des Fernsehsenders SVT berichteten von einem Brand auf der Einkaufsstraße und völligem Chaos. Die Vorgehensweise erinnert stark an die Attentate von Nizza und Berlin im vergangenen Jahr.
Der Lastwagen stammt offenbar von der Brauerei Spendrups. Ein Firmensprecher sagte, der Fahrer habe gerade ein Restaurant im Zen- trum beliefern wollen. Er habe hinten am Laster gestanden, um ihn aufzuschließen, als ein Maskierter vorne in die Fahrerkabine gesprungen und mit dem Wagen weggefahren sei. Der Brauerei-Fahrer habe versucht, den Mann zu stoppen, wurde dabei angefahren, habe aber keine ernsten Verletzungen erlitten.
Die schwedischen Sicherheitsbehörden riegelten wichtige Gebäude in der Innenstadt ab. Auch der Sitz der Regierung, das Parlamentsgebäude und das Königsschloss wurUhr den abgesperrt. Der Hauptbahnhof wurde geräumt. Ministerpräsident Löfven ordnete verstärkte Grenzkontrollen an. Die Polizei bat die Bevölkerung, in geschlossenen Räumen zu bleiben und sich vom Zentrum fernzuhalten.
Die Bundesregierung versicherte der schwedischen Bevölkerung ihre Solidarität. Auch die Europäische Union reagierte bestürzt. „Ein Angriff auf einen unserer Mitgliedstaaten ist ein Angriff auf uns alle“, sagte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Das Auswärtige Amt riet Reisenden, vorerst in ihren Unterkünften zu bleiben. (dpa, afp)
Mit dem Anschlag in Stockholm beschäftigt sich auch der Kommentar von Michael Pohl. Eine Reportage aus der schwedischen Hauptstadt finden Sie in der Politik.