Mittelschwaebische Nachrichten

„Wollte mich nur wichtig machen“

Nach seiner Freilassun­g gibt der Verdächtig­te im Fall Bögerl erstmals ein Interview

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Augsburg Der 47-Jährige, der im Mordfall Bögerl zwischenze­itlich unter Tatverdach­t stand, hat sich in einem Interview mit der Bild-Zeitung erstmals öffentlich geäußert. So habe er sich nur wichtig machen wollen und alle Informatio­nen zur Tötung der Bankiersga­ttin der Zeitung entnommen.

Am Mittwoch hatte die Polizei mittels einer Tonbandauf­nahme nach dem vermeintli­chen Täter gesucht. Ein Hinweis nach der ZDFFernseh­sendung „Aktenzeich­en XY“führte noch in der Nacht zur Festnahme des Königsbron­ners. Al- fiel ein DNA-Abgleich mit Spuren aus dem Tatfahrzeu­g nur wenig später negativ aus, sodass der Mann noch am Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Im Juli 2016 hatte er in einem Hagener Krankenhau­s damit geprahlt, Maria Bögerl umgebracht zu haben. Patienten nahmen Teile des Gesprächs auf und schalteten die Polizei ein. „Ich hab so getan, als hätte ich was mit dem Mord zu tun“, sagt er. „Ich wollte mich nur wichtig machen.“Nach der Verhaftung sei er von der Polizei zum Video-Verhör nach Ulm gebracht worden – danach hätten ihn Beamte in eine Zelle gesperrt, berichtete der Mann der Bild. Schon kurz nach der Festnahme waren in der Nachbarsch­aft seines Wohnortes Königsbron­n Zweifel aufgekomme­n, ob er tatsächlic­h der Täter ist. „Mir war klar, dass er das nicht ist“, sagte beispielsw­eise Anwohner David Deffener unserer Zeitung. Auch eine polizeilic­he Durchsuchu­ng der Wohlerding­s nung des Verdächtig­en lieferte keine neuen Beweise für eine Verstricku­ng des Mannes in den Mordfall. Die 54-jährige Maria Bögerl war 2010 erstochen in einem Waldstück nahe ihres Hauses aufgefunde­n worden, nachdem eine Lösegeldüb­ergabe gescheiter­t war. Der Entführer hatte von ihrem Mann, dem damaligen Heidenheim­er Sparkassen-Chef Thomas Bögerl, 300 000 Euro gefordert. Zwischenze­itlich war auch die Familie der Toten in Verdacht geraten, etwas mit dem Mord zu tun zu haben, was sich jedoch wenig später als haltlos herausstel­lte. (sib) ärgert, der sie als „das beste Pferd im Stall“bezeichnet.

Die Krimi-Aspekte treten zurück zugunsten der Beobachtun­g von Menschen, die sich in einem Niemandsla­nd befinden, so wie der 16-jährige Syrer Basem (Mohamed Issa), der sich mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) anfreundet, ohne zu wissen, dass der angebliche Tschetsche­ne verdeckt ermittelt. Allmählich entsteht zwischen dem Hauptkommi­ssar und dem Jungen fast eine Art Freundscha­ft.

Die Botschaft dieser „Tatort“-Folge“ist ein schönes Plädoyer für Menschenre­chte und dafür, wie der Blick auf andere Kulturen auch unser Leben bereichert. In Ordnung. Aber muss ein Macho-Kleingangs­ter unter den Flüchtling­en auf einen jungen Deutschnat­ionalen treffen, nur damit jeder dem jeweiligen Klischee entspricht?

In einem Zitat, das den ungewöhnli­chen Titel erklärt, heißt es: „Am Ende gehen wir so wie wir gekommen sind: Am Ende geht man nackt – das macht uns doch zu Brüdern.“Irgendwie kommt man sich vor, als sei die Sonntagspr­edigt vom Morgen in den „Tatort“hinein verlängert worden. Rupert Huber

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Foto: BR, Rat Pack Fimprodukt­ion GmbH, Bernd Schuller Voss (Fabian Hinrichs) ermittelt under cover.
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Maria Bögerl †

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