Mittelschwaebische Nachrichten
Viel Gegenwind
Auf FCA-Trainer Manuel Baum prasselt momentan jede Menge Kritik ein, aber der Niederbayer kann damit gut umgehen. Am Sonntag gastiert Augsburg in Berlin
Augsburg Manuel Baum pfeift der Wind derzeit stürmisch ins Gesicht. Auch gestern musste sich der Trainer des Bundesligisten FC Augsburg bei der Pressekonferenz ein Kreuzverhör gefallen lassen. Doch eines muss man dem Niederbayer, bei allem was auf ihn derzeit einprasselt, lassen: Er bleibt sachlich, freundlich und moderat. Seine Gefühlswelt scheint stabil zu sein und der 37-jährige Fußball-Lehrer hat schnell gelernt, mit Kritik umzugehen: „Wenn man sich für diesen Job entscheidet, dann weiß man, dass es Phasen gibt, in denen es gut läuft und Phasen, in denen es weniger gut läuft. Weil man das weiß, kann ich auch gut damit umgehen. Ich brenne jetzt dann darauf, auf den Platz zu gehen, um die Mannschaft für das Spiel in Berlin vorzubereiten.“
Die Lage vor der Partie bei Hertha BSC am Sonntag (15.30 Uhr/ Sky) ist prekär. Mannschaft und Trainer haben sich mit der 2:3-Niederlage gegen Ingolstadt in eine völlig überflüssige Situation geritten. Ärgerlich war neben der Niederlage am vergangenen Mittwoch auch, dass dieses 2:3 gegen die „Schanzer“von den FCA-Verantwortlichen teilweise schöngeredet wurde. Doch bei einer weiteren Niederlage und einem Ingolstädter Sieg gegen Darmstadt, wäre der FCA nur noch einen Punkt von einem direkten Abstiegsplatz entfernt. Vieles, was gesprochen wird, klingt deshalb eher nach Durchhalteparolen. „Es gibt zwei ganz wichtige Sachen. Wir müssen defensiv deutlich stabiler werden. Wir haben zu einfache Gegentore bekommen. Zum anderen müssen wir zielstrebiger in Richtung Tor werden“, sagt Baum. Es wiederholt sich momentan vieles gebetsmühlenartig. Einfache Gegentore hat der FCA in jüngster Vergangenheit immer wieder bekommen –
siehe Mainz, Schalke oder nicht zuletzt Bayern. Und die Zielstrebigkeit hat in diesen Spielen auch gefehlt. Die häufigen Fehler bei Standards sind eine weitere Großbaustelle. Für Baum ist das „ein Mentalitätsproblem“. Aber auch das hält er für „lösbar“. Da drängt allerdings die Zeit. Das Motto lautet „die Köpfe freikriegen“. Deshalb trafen sich Mannschaft und Trainerteam gestern auch zu einem gemeinschaftlichen Mittagessen. Anschließend wollte man sich auch über Fehlerquellen unterhalten. Das versteht Baum jetzt auch unter „enger zusammenrücken“.
„Die Mannschaft muss das jetzt regeln“, sagt FCA-Spieler Philipp Max. Thematisiert wurde auf der Pressekonferenz auch die Rolle von Manager Stefan Reuter. Ob der, der während des Spiels gerne an der Seitenlinie Kommandos gibt, nicht etwas die Autorität des Trainers untergräbt. Darüber muss Baum schmunzeln und schüttelt energisch den Kopf: „Ich finde, mit dieser Geschichte sollte man schon sorgsamer umgehen. Ich will ja, dass die Bank mitlebt. Das gehört zu den Emotionen. Ich finde das schon seltsam, dass man jetzt dieses Thema aufgreift.“Auch zuvor bei den Trainern Markus Weinzierl oder Dirk Schuster hat Reuter an der Seitenlinie schon „Betrieb“gemacht. Allerdings bei allem Krisengeschrei – der FCA ist noch lange nicht abgestiegen, auch wenn man sich momentan noch nicht so richtig vorstellen kann, wo Punkte geholt werden können. Jetzt in Berlin?
„Die Situation in der vergangenen Saison war genauso verfahren, dann haben wir am 29. Spieltag in Bremen gewonnen und am Ende unser Ziel doch noch erreicht“, erinnert sich Philipp Max. Wenigstens ein kleiner Strohhalm. Irgendwie muss man sich derzeit an jeden klammern.