Mittelschwaebische Nachrichten

Immer locker bleiben

Die beste Ausgangspo­sition im Titelkampf hat nicht Bayern München, sondern Ulm. Dort haben die Amerikaner wenig Ehrfurcht vor dem großen Vereinsnam­en des Gegners

- VON PIT MEIER

Ulm Chris Babb begrüßt die wartenden Journalist­en mit einem lässigen „Servus“. Damit sind die deutschen Sprachkenn­tnisse des Basketball­profis von Ratiopharm Ulm aber schon wieder erschöpft. Über der Deutschen liebsten Sport Fußball weiß Babb auch nicht viel und seine spärlichen Kenntnisse hat er sich als Zocker an der Playstatio­n angeeignet. Irgendwie gebricht es Babb vor dem Heimspiel von Ratiopharm Ulm gegen den FC Bayern München am Samstag (18 Uhr) deswegen auch an Ehrfurcht. „Das wird schwer“, sagt immerhin der Distanzsch­ütze aus Kansas, der vor drei Jahren ein kurzes Gastspiel beim NBA-Verein Boston Celtics gegeben hat. Sein Trainer Thorsten Leibenath hat großes Verständni­s für die Gelassenhe­it seines Schützling­s: „Die Historie der Fußballer des FC Bayern München sagt ja nichts über die Basketball­mannschaft aus. Trainer und Spieler wissen das und ticken ein bisschen anders als Journalist­en und Fans.“

Die Basketball­mannschaft von Bayern München ist gut, aber eben in dieser Saison nicht ganz so gut wie die von Ratiopharm Ulm. Der deutsche Vizemeiste­r hat am zweiten Weihnachts­feiertag schon das Hinrundens­piel im Münchener AudiDome mit 87:79 gewonnen und Bamberg in dieser Saison zweimal besiegt. Anfang April sind die Ulmer deswegen immer noch ungeschlag­ener Tabellenfü­hrer der Bundesliga und wenn sie heute ein weiteres Mal gegen die Bayern gewinnen, dann dürften sie sicher als Erster in die Play-offs gehen. Babb sagt: „Dass wir in dieser Phase der Saison in dieser Position sind, das konnte niemand erwarten. Aber jetzt wollen wir unseren Platz natürlich verteidige­n.“

Ebenso wie sein Mannschaft­skamerad Raymar Morgan beteuert Babb, dass bei den Ulmern auch intern niemand über die Meistersch­aft redet. Das tun dafür andere. Nach 84:79-Sieg beim Titelverte­idiger vor zwei Wochen sagte der Bamberger Trainer Andrea Trinchieri: „Jetzt sind die Ulmer natürlich Favorit auf den Titel.“Eine Aussage, die der Ulmer Manager Thomas Stoll mit der Bemerkung konterte: „Er ist halt ein lustiger Italiener und wollte mal ein Späßchen machen.“Auf der Homepage der Bayern wird aber jetzt auch Trinchieri­s Kollege Sasa Djordjevic zitiert mit den Worten: „Ulm spielt zurzeit den wahrschein­lich besten Basketball in der Bundesliga und ist der größte Favorit auf den Titel.“Der Trainer des FC Bayern München und der serbischen Nationalma­nnschaft ist eigentlich nicht als ausgeprägt­e Frohnatur bekannt.

In jedem Fall haben die Ulmer die beste Ausgangspo­sition und möglicherw­eise wird die Chance auf den ersten Titel in der Vereinsges­chichdem te in absehbarer Zeit nicht mehr so groß sein. Die Verträge von Babb und dem besten Bundesliga­spieler Morgan laufen im Sommer aus, ihre Namen dürften längst auch sehr gut betuchte Vereine aus den europäisch­en Topligen oder gar der amerikanis­chen NBA auf dem Zettel haben. Die Ulmer könnten dann nicht mehr mitbieten. Anders als im Fußball könnten das nicht einmal die Bayern.

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Foto: Horst Hörger Chris Babb ist einer der Spieler, die Ratiopharm Ulm in dieser Saison so erfolgreic­h machen. Den Namen des Amerikaner­s dürften längst auch gut betuchte Vereine aus den europäisch­en Topligen oder gar der NBA auf dem Zettel haben.

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