Mittelschwaebische Nachrichten
Bauen in idyllischer Lage
Das Baugebiet „Beatussteig“dürfte eine der schönsten Wohnlagen Thannhausens werden. Im Stadtrat ging es darum, einen Kompromiss zwischen dem Erhalt der Natur und dem Angebot erschwinglicher Grundstücke zu erreichen
Thannhausen Es ist wohl einer der schönsten Flecken in Thannhausen. Oben auf dem Eichberg zwischen Alpenblick und Beatussteig soll ein neues Baugebiet entstehen. Etwa 35 Baugrundstücke für Einfamilienhäuser, einige Doppelhaushälften und eventuell ein Mehrfamilienhaus sind hier geplant. Im Stadtrat wurden zuletzt die im Zuge der Bauleitplanung erforderlichen Stellungnahmen aus der Öffentlichkeitsund Behördenbeteiligung behandelt.
Auf geteiltes Echo im Rat stieß dabei die Empfehlung der Unteren Naturschutzbehörde, drei Teilflächen innerhalb des geplanten Baugebiets aus der Bebauung herauszunehmen. Zum einen kam der Vorschlag, eine Brachfläche im Westen, wo bis vor wenigen Jahren noch das Thannhauser Obdachlosenasyl stand, gewissermaßen als Brücke zwischen zwei Wäldchen wieder der Natur zurückzugeben.
Zwei weitere Flächen seien aus der Perspektive des Artenschutzes interessant für Höhlenbrüter und Eidechsen. Eine davon befindet sich am nördlichen Spitz des Neubaugebiets, hier steht außerdem eine große Eiche, das andere schräg gegenüber des Alpenblicks und des Trinkwasserhochbehälters, wo eine Reihe alter Weiden vor allem Höhlenbrütern als Nistplatz dienen könnten.
„Ich glaube schon, dass wir hier dem Naturschutz Genüge tun müssen. Gerade auch deshalb, weil die Eichen doch typisch für den Eich- berg sind“, äußerte sich Zweiter Bürgermeister Peter Schoblocher (FW). Das sah Bürgermeister Georg Schwarz ganz anders. Die Stadt habe für das Baugebiet bereits Ausgleichsflächen im Umfang von 20 000 Quadratmeter ausgewiesen, das sei nicht gerade wenig, betonte er. „Man muss auch bedenken, was das kostet, wenn wir die Grundstücke aus der Bebauung herausnehmen.“
Dem schloss sich SPD-Fraktionschef Gerd Olbrich an. Er sei nicht dafür, ganze Grundstücke dem Naturschutz zu opfern und betonte: „Wir leiden in Thannhausen nicht an einem Mangel an Grünflächen. Den Bauplatz den wir hier verlieren, erhöht an anderer Stelle den Siedlungsdruck.“Als entschiedene Gegnerin des gesamten Vorhabens entpuppte sich Christine PolleichtnerHornung (CSU). Der Eingriff in die Natur sei durch das Baugebiet ohnehin schon massiv. „Ich halte den Vorschlag der Naturschutzbehörde für sinnvoll.“Die Schönheit der Natur macht ihrer Ansicht nach den besonderen Reiz des Baugebiets aus, bekräftigte sie.
Das wiederum bezweifelte Dr. Markus Wilhelm (Gruppierung Weiß). Es sei natürlich schön, Grünflächen in einem Baugebiet zu haben. Doch sollte man auch den Schattenwurf der mächtigen Eichen in Betracht ziehen. Es sei nicht besonders attraktiv, wenn Baugrundstücke permanent im Schatten stünden, erklärte er. Rudolf Haug (Grüne) bestritt dagegen, dass Schattenwurf, insbesondere in heißen Sommern ein Manko bedeute. „Ich bin heilfroh über meinen Schattenbaum.“Er poche darauf, dem Naturschutz in diesem „Idyll“auf dem Eichberg eine Chance zu geben, obwohl ihm klar sei, dass die Stadt dringend neuen Wohnraum benötige. Als Kompromissvorschlag kristallisierte sich die Anregung Monika Wiesmüller-Schwabs heraus, wenigstens die Bäume in dem kleinen Dreieck am nördlichen Zugang zum Baugebiet stehen zu lassen. Mit drei Gegenstimmen setzte sich dieser Vorschlag durch. Mehrheitlich segnete der Stadtrat anschließend den Vorentwurf in der neuen Fassung und mit den beschlossenen Änderungen ab.
Danach erläuterte Thomas Friderich, vom Ingenieurbüro Thielemann und Friderich, wie die Erschließung des Baugebiets erfolgen soll. Weil der lehmige Untergrund nur an wenigen Stellen eine Versickerung des Regenwassers erlaubt, müsse für den Straßenausbau ein Bodenaustausch vorgenommen werden, so Friderich. Insgesamt summierten sich die Erschließungskosten auf rund 2 Millionen Euro.
Josef Merk kritisierte die seiner Ansicht nach „sehr teure und aufwendige Bauweise.“Er sah etwa Sparpotenzial darin, die Asphaltdecke dünner zu gestalten und die Bord- und Rinnsteine nicht in Granit auszuführen. Friderich argumentierte, dass die Stadt die kommenden 50 Jahre für die Wartung und Instandhaltung der Straßen zuständig sei und mahnte, nicht an der falschen Ecke zu sparen. „Durch die Reduktion der Höhe der Deckschicht sparen sie auch nicht so viel.“Der Betrag bewege sich bei Kosten um die 5000 Euro, was bei Gesamtkosten von rund 2 Millionen wirklich nicht ins Gewicht falle.