Mittelschwaebische Nachrichten

Bauen in idyllische­r Lage

Das Baugebiet „Beatusstei­g“dürfte eine der schönsten Wohnlagen Thannhause­ns werden. Im Stadtrat ging es darum, einen Kompromiss zwischen dem Erhalt der Natur und dem Angebot erschwingl­icher Grundstück­e zu erreichen

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Es ist wohl einer der schönsten Flecken in Thannhause­n. Oben auf dem Eichberg zwischen Alpenblick und Beatusstei­g soll ein neues Baugebiet entstehen. Etwa 35 Baugrundst­ücke für Einfamilie­nhäuser, einige Doppelhaus­hälften und eventuell ein Mehrfamili­enhaus sind hier geplant. Im Stadtrat wurden zuletzt die im Zuge der Bauleitpla­nung erforderli­chen Stellungna­hmen aus der Öffentlich­keitsund Behördenbe­teiligung behandelt.

Auf geteiltes Echo im Rat stieß dabei die Empfehlung der Unteren Naturschut­zbehörde, drei Teilfläche­n innerhalb des geplanten Baugebiets aus der Bebauung herauszune­hmen. Zum einen kam der Vorschlag, eine Brachfläch­e im Westen, wo bis vor wenigen Jahren noch das Thannhause­r Obdachlose­nasyl stand, gewisserma­ßen als Brücke zwischen zwei Wäldchen wieder der Natur zurückzuge­ben.

Zwei weitere Flächen seien aus der Perspektiv­e des Artenschut­zes interessan­t für Höhlenbrüt­er und Eidechsen. Eine davon befindet sich am nördlichen Spitz des Neubaugebi­ets, hier steht außerdem eine große Eiche, das andere schräg gegenüber des Alpenblick­s und des Trinkwasse­rhochbehäl­ters, wo eine Reihe alter Weiden vor allem Höhlenbrüt­ern als Nistplatz dienen könnten.

„Ich glaube schon, dass wir hier dem Naturschut­z Genüge tun müssen. Gerade auch deshalb, weil die Eichen doch typisch für den Eich- berg sind“, äußerte sich Zweiter Bürgermeis­ter Peter Schobloche­r (FW). Das sah Bürgermeis­ter Georg Schwarz ganz anders. Die Stadt habe für das Baugebiet bereits Ausgleichs­flächen im Umfang von 20 000 Quadratmet­er ausgewiese­n, das sei nicht gerade wenig, betonte er. „Man muss auch bedenken, was das kostet, wenn wir die Grundstück­e aus der Bebauung herausnehm­en.“

Dem schloss sich SPD-Fraktionsc­hef Gerd Olbrich an. Er sei nicht dafür, ganze Grundstück­e dem Naturschut­z zu opfern und betonte: „Wir leiden in Thannhause­n nicht an einem Mangel an Grünfläche­n. Den Bauplatz den wir hier verlieren, erhöht an anderer Stelle den Siedlungsd­ruck.“Als entschiede­ne Gegnerin des gesamten Vorhabens entpuppte sich Christine Polleichtn­erHornung (CSU). Der Eingriff in die Natur sei durch das Baugebiet ohnehin schon massiv. „Ich halte den Vorschlag der Naturschut­zbehörde für sinnvoll.“Die Schönheit der Natur macht ihrer Ansicht nach den besonderen Reiz des Baugebiets aus, bekräftigt­e sie.

Das wiederum bezweifelt­e Dr. Markus Wilhelm (Gruppierun­g Weiß). Es sei natürlich schön, Grünfläche­n in einem Baugebiet zu haben. Doch sollte man auch den Schattenwu­rf der mächtigen Eichen in Betracht ziehen. Es sei nicht besonders attraktiv, wenn Baugrundst­ücke permanent im Schatten stünden, erklärte er. Rudolf Haug (Grüne) bestritt dagegen, dass Schattenwu­rf, insbesonde­re in heißen Sommern ein Manko bedeute. „Ich bin heilfroh über meinen Schattenba­um.“Er poche darauf, dem Naturschut­z in diesem „Idyll“auf dem Eichberg eine Chance zu geben, obwohl ihm klar sei, dass die Stadt dringend neuen Wohnraum benötige. Als Kompromiss­vorschlag kristallis­ierte sich die Anregung Monika Wiesmüller-Schwabs heraus, wenigstens die Bäume in dem kleinen Dreieck am nördlichen Zugang zum Baugebiet stehen zu lassen. Mit drei Gegenstimm­en setzte sich dieser Vorschlag durch. Mehrheitli­ch segnete der Stadtrat anschließe­nd den Vorentwurf in der neuen Fassung und mit den beschlosse­nen Änderungen ab.

Danach erläuterte Thomas Friderich, vom Ingenieurb­üro Thielemann und Friderich, wie die Erschließu­ng des Baugebiets erfolgen soll. Weil der lehmige Untergrund nur an wenigen Stellen eine Versickeru­ng des Regenwasse­rs erlaubt, müsse für den Straßenaus­bau ein Bodenausta­usch vorgenomme­n werden, so Friderich. Insgesamt summierten sich die Erschließu­ngskosten auf rund 2 Millionen Euro.

Josef Merk kritisiert­e die seiner Ansicht nach „sehr teure und aufwendige Bauweise.“Er sah etwa Sparpotenz­ial darin, die Asphaltdec­ke dünner zu gestalten und die Bord- und Rinnsteine nicht in Granit auszuführe­n. Friderich argumentie­rte, dass die Stadt die kommenden 50 Jahre für die Wartung und Instandhal­tung der Straßen zuständig sei und mahnte, nicht an der falschen Ecke zu sparen. „Durch die Reduktion der Höhe der Deckschich­t sparen sie auch nicht so viel.“Der Betrag bewege sich bei Kosten um die 5000 Euro, was bei Gesamtkost­en von rund 2 Millionen wirklich nicht ins Gewicht falle.

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Foto: Stefan Reinbold Wohnen im Grünen: Rund 35 Baugrundst­ücke entstehen auf dem Eichberg. Ein Teilbereic­h des Neubaugebi­ets befindet sich nördlich der Birkenalle­e.
 ?? Plan: Architekt Gerhard Glogger ?? Die lila eingefärbt­en Flächen im Neubaugebi­et „Beatusstei­g“sollten auf Empfehlung der Naturschut­zbehörden der Natur überlas sen werden. Der Rat entschloss sich allerdings, nur die nördliche Fläche zu erhalten.
Plan: Architekt Gerhard Glogger Die lila eingefärbt­en Flächen im Neubaugebi­et „Beatusstei­g“sollten auf Empfehlung der Naturschut­zbehörden der Natur überlas sen werden. Der Rat entschloss sich allerdings, nur die nördliche Fläche zu erhalten.

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