Mittelschwaebische Nachrichten
Skandal im überfüllten Flieger
Fluglinie verkauft zu viele Tickets und befördert Kunden rabiat hinaus
Doktor aus der Sitzreihe. Wie einen Schwerverbrecher schleiften sie den Mann rücklings aus dem Flieger. Das Video dokumentiert die entsetzten Reaktionen der Mitreisenden. „Das ist fürchterlich“, ruft einer. Der Passagier blutet, seine Brille hängt wie von der Nase geschlagen im Gesicht. Kurz darauf stürmt der Arzt zurück in die Kabine. „Ich muss nach Hause“, brüllt er. Eine Gruppe Highschool-Studenten verlässt angewidert vom Handeln der Fluggesellschaft die Maschine. Dann müssen alle Passagiere raus. Der Arzt wird ein zweites Mal gewaltsam hinausbefördert.
United übernehme die volle Verantwortung für den Vorfall, erklärte Vorstandschef Oscar Munoz. Er versprach, so etwas werde nicht wieder passieren. Munoz entschuldigte sich für den Vorfall.
Millionenschwere Schmerzensgeldund Schadenersatz-Forderungen dürften nun trotzdem auf die Airline zukommen. In China, einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für die Fluggesellschaft, gibt es zahllose Aufrufe, United zu meiden. Auf Twitter überschütten die seit langem von schlechtem Service und viel zu enger Bestuhlung frustrierten Passagiere United mit Spott. Ein chinesischer Kunde textet: „Wenn wir unsere Wettbewerber nicht schlagen können, dann schlagen wir unsere Kunden.“
Nach EU-Recht haben Fluggäste in überbuchten Flügen eine ganze Reihe von Rechten. Bleiben sie unfreiwillig am Boden, muss die Airline den Flugpreis zurückerstatten oder einen Ersatzflug finden. Außerdem haben Reisende wegen der Nichtbeförderung Anspruch auf eine Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro, je nach Flugdistanz. Viele Unternehmen bieten unabhängig von der Buchungsklasse eine Gegenleistung an, wenn sich Passagiere freiwillig melden und auf ihren Platz verzichten. (mit dpa)