Mittelschwaebische Nachrichten

„Rennfahren bedeutet mir alles“

Mick Schumacher gibt am Freitag sein Debüt in der Formel 3. Der Sohn von Michael Schumacher spricht über seine Leidenscha­ft, seine Wünsche und sein großes Ziel

-

Mick, auf deiner Homepage liest man, dass dir auf dem Rennrad besonders „das Spiel mit dem Windschatt­en“Spaß macht, „wenn man zu mehreren fährt, vor allem bergab“. Magst du das Risiko auch auf dem Rad? Schumacher: Mittlerwei­le fahre ich lieber bergauf, das ist mir doch lieber. Aber eigentlich macht mir alles Spaß, was schnell ist.

Mountainbi­ken in der Natur, Skifahren in den Bergen, Wakeboarde­n auf dem See – macht dir etwas besonders viel Spaß? Schumacher: Rennradfah­ren macht mir am meisten Spaß, und es ist auch ein gutes Ausdauertr­aining.

Windschatt­en fahren bedeutet aber, erst mal hinter einem herzufahre­n. Wie sehr nervt es dich, Zweiter zu werden? Schumacher: Beim Rennradfah­ren wechselt man sich ab, einmal bin ich vorne, einmal mein Trainer. Wenn man im Windschatt­en fährt, ist es einfacher, dadurch kann man sich die Kraft einteilen. Wenn ich aber im Auto sitze, will ich immer Erster sein, da nervt es mich auf jeden Fall, wenn ich Zweiter bin.

Hast du dann lange schlechte Laune? Schumacher: Eigentlich nicht. Wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorgenomme­n habe, gucke ich auf das nächste Event und schaue, dass ich mich da besser vorbereite und es dann optimal läuft.

Wieviel trainierst du? Schumacher: Jeden Tag, wenn ich kann. Der Aufwand ist schon sehr groß, der wird größer, je höher man in der Skala geht. Deshalb versuche ich mich immer schon auf den nächsten Schritt vorzuberei­ten, bevor es eigentlich soweit ist.

Was bedeutet dir das Rennfahren an sich? Schumacher: Es bedeutet mir alles. Ich mache es, seitdem ich ein Kind bin. Ohne Rennen zu fahren, könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen.

Du hast bislang noch keine Serie gewonnen, weder im Kart noch in der Formel 4. Wurmt dich das? Schumacher: Das hat bisher noch nicht geklappt, wahrschein­lich bin ich noch nicht konstant genug. Mein Ziel in den nächsten Jahren ist es aber, natürlich zu gewinnen.

Nach zwei Jahren Formel 4 startest du nun in der Formel 3. Wie schnell willst du dort Siege holen? Schumacher: Ich muss mir erst mal einen Überblick verschaffe­n. Nach dem ersten Rennen werde ich vielleicht sehen können, wie sehr ich noch an mir arbeiten muss, damit es in der Zukunft klappt.

Alles in der Formel 3 ist etwas profession­eller, hat sich deine Vorbereitu­ng grundlegen­d geändert? Schumacher: Es ist anspruchsv­oller geworden. Man muss noch intensiver mit den Ingenieure­n zusammenar­beiten, man muss sich mit noch stärkeren Fahrern messen, es sind ja 20 sehr starke Fahrer.

Gefällt dir etwas nicht an der Arbeit? Schumacher: Die Arbeit ist ähnlich wie in der Formel 4, nur noch profession­eller. Es gibt nichts, wo ich mich quälen muss, weil es einfach Spaß macht.

Hast du dein Pensum erhöhen müssen? Schumacher: Mit dem Training habe ich schon Ende der Saison im letzten Jahr begonnen, um mich zu 100 Prozent auf die Formel-3-Saison vorzuberei­ten. Alles ist ein Stück schwerer, dafür muss man auch härter trainieren.

Eine gewisse Erwartungs­haltung ist für dich nichts Neues. Spürst du vor dieser Saison aber besonders Druck? Schumacher: Es ist mein erstes Jahr, für mich geht es ums Lernen und möglichst vorne dabei zu sein in der Rookie-Wertung.

Gleichaltr­ige wie Lance Stroll oder Max Verstappen fahren schon in der Formel 1. Verfolgst du sie ganz besonders, weil sie schon da sind, wo du einmal hin möchtest? Schumacher: Sie haben den Schritt gewählt, früh in die Formel 1 zu gehen, ich bin noch nicht bereit dafür. Ich mache mein Ding. Ich muss mich als Fahrer erst noch beweisen und noch ein Stück weit verbessern.

Dein Ziel ist die Formel 1. Hast du dir einen Plan zurechtgel­egt, wann du die Superlizen­z haben willst? Schumacher: Es gibt keinen Plan. Ich bin fest davon überzeugt, dass man den Schritt erst machen muss, wenn man sich bereit dafür fühlt.

Verstappen oder du sind sehr jung. Gleichaltr­ige gehen auf Partys, sind nicht immer disziplini­ert – hast du das Gefühl, auf viel für deine Motorsport­karriere verzichten zu müssen? Schumacher: Das ist mein Leben, davon träume ich, das mache ich extrem gerne. Deshalb vermisse ich nichts.

Der langjährig­e Formel-1-Chefvermar­kter Bernie Ecclestone würde sich freuen, dich einmal in der Formel 1 zu haben. Ferrari hätte dich gerne in seiner Akademie, für Mercedes trittst du schon als Markenbots­chafter auf – schmeichel­t dir das große Interesse? Schumacher: Ja, weil es bedeutet, dass ich im Moment in den Rennen etwas richtig mache. Deshalb probiere ich immer, mein Bestes zu geben. Ich will mich mit den Besten messen, und die sind alle in der Formel 1.

Gewöhnst du dich immer besser an das große Interesse an dir? Schumacher: Ich bin ja jetzt auch älter (lacht). Das gehört zum Sport dazu. Es ist besser, wenn ich mich jetzt daran gewöhne, als später, wenn das Interesse vielleicht doppelt so hoch ist.

Interview: Claas Hennig, dpa

 ?? Foto: Ronald Wittek, dpa ?? Mick Schumacher will wie sein Vater in die Formel 1.
Foto: Ronald Wittek, dpa Mick Schumacher will wie sein Vater in die Formel 1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany