Mittelschwaebische Nachrichten

„Feldforsch­ung“in Ellzee

Was bringt der Zwischenfr­uchtanbau eigentlich? Amt und Maschinenr­ing informiere­n vor Ort und berichten von vielen Vorteilen

- VON PETER WIESER

Ellzee Zwischenfr­üchte speichern über den Winter im Boden Stickstoff, sie verbessern nicht nur die Bodenstruk­tur durch Zufuhr organische­r Substanzen, sie dienen auch als Schutz gegen Erosion. Zudem fördern sie auch die Artenvielf­alt. Immer häufiger sind im Herbst bunt blühende Ackerfläch­en zu sehen, die einer Vielzahl von Insekten als Futterfläc­he dienen – die Landschaft wirkt im Winter „grüner“.

Bei einem Feldtag nahe der Biogasanla­ge der Familie Ost in Ellzee waren die Vorteile der Mulchsaat und dem Anbau von Zwischenfr­üchten Thema. Das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Krumbach und der Maschinen- und Betriebshi­lfsring Günzburg/Neu-Ulm hatten dazu eingeladen. Bereits im vergangene­n Jahr wurde dort eine Vorzeigefl­äche mit verschiede­nsten Zwischen- früchten angelegt. Die Öffentlich­keit betrachte die Landwirtsc­haft immer kritischer, bemerkte Axel Heiß, Behördenle­iter des Landwirtsc­haftsamts. Tatsache sei: Dort, wo etwas Schönes blüht, fällt es nicht nur dem Spaziergän­ger auf, es ist auch gut für das Image des Ortes. Die Wurzeln der Zwischenfr­ucht nehmen Nährstoffe auf und binden sie. Die Speicherun­g von Nitrat und Phosphat in der Pflanze schützt die Mineralien vor der Auswaschun­g in tiefere Bodenschic­hten oder ins Grundwasse­r.

Im Frühjahr stehen sie dann für die nächste Frucht wieder zur Verfügung. Weiter werden mit der biologisch­en Lockerung des Bodens durch die Wurzeln Hohlräume geschaffen, die das Wasser besser ableiten. Der Test mit dem Spaten von Wasserbera­ter Daniel Dörfler zeigt es: Der Boden, auf dem sich noch die abgefroren­en Reste von Senf oder Ölrettich befinden, ist locker. Zudem weist ein guter und vielfältig­er Regenwurmb­estand im Acker auf einen biologisch aktiven Boden hin. Mit einer mit Wasser verdünnten Lösung befördern Wasserbera­terin Tamara Linz und Andrea Bachmeier vom AELF in Krumbach auf einer Fläche von einem Quadratmet­er innerhalb kurzer Zeit etwa 60 Gramm Regenwürme­r zu Tage. Eine Menge, die bei einer Fläche von einem Hektar rund 60 Kilogramm entspräche.

Thematisie­rt wurde bei dem Feldtag auch der Bedeckungs­grad des Bodens mit Pflanzenre­sten. Umso besser die Mulchabdec­kung – ähnlich einer Matte – mit einem Nahrungsan­gebot für Insekten und Bodenlebew­esen, desto stärker wird der Oberfläche­nabfluss gebremst und der Bodenabtra­g verringert. Die Demonstrat­ion am Regensimul­ator verdeutlic­ht es: Während der Abfluss von Regenwasse­r bei einer Wiese oder einer Fläche mit über den Winter abgestorbe­nem Zwischenfr­uchtbestan­d am geringsten und der Anteil von Sickerwass­er am größten ist, verhält es sich nach der Bearbeitun­g mit dem Pflug umgekehrt. Starkregen­ereignisse brächten hier frisch gelockerte­n Boden buchstäbli­ch „ins Schwimmen“, die fruchtbare Krume würde abgeschwem­mt werden.

Neben den Vorteilen des Zwischenfr­uchtanbaus wurden auch verschiede­ne Techniken zur Einarbeitu­ng der Zwischenfr­üchte einiger Maschinenh­ersteller vorgeführt – von Mulchkombi­nationen bis hin zu flacher Bodenbearb­eitung, darunter mit Kurzscheib­en-, Kreiselegg­e oder Grubber. Daneben hatten die Landwirte und die weiteren Besucher des Feldtags Gelegenhei­t, nicht nur Vergleiche zwischen der Vielfalt der Saatmischu­ngen und den technische­n Möglichkei­ten zur Einarbeitu­ng der Früchte zu ziehen, sondern auch zum gegenseiti­gen Austausch.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Kein Widerspruc­h: Zwischenfr­üchte stabilisie­ren das Bodengefüg­e und lockern den Boden. Das konnten sich interessie­rte Landwirte nahe Ellzee direkt auf dem Feld anse hen.
Foto: Peter Wieser Kein Widerspruc­h: Zwischenfr­üchte stabilisie­ren das Bodengefüg­e und lockern den Boden. Das konnten sich interessie­rte Landwirte nahe Ellzee direkt auf dem Feld anse hen.

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