Mittelschwaebische Nachrichten

Ein etwas anderer Kreuzweg

Wie fünf Stationen am Todestag Christi zum Nachdenken anhalten können und besinnlich­e Stunden ermögliche­n. Auf der Tour in den Wäldern südlich und östlich von Edenhausen wird dies sichtbar

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Metern rechts die Hasel auf einer Brücke zu überqueren. Dort steht übrigens eine Tafel, die uns über die gemeine Flussmusch­el informiert, die dort landkreisw­eit einmalig lebte. Heute gibt es lediglich noch einen kleinen Bestand im Silbersee nahe Remshart. Wir gehen weiter nach Osten zur Ruhebank am Waldrand und von dort auf geschotter­tem Weg gut 15 Minuten bergauf. Auf der Höhe erreichen wir bei einer auf dem Wegdreieck stehenden Eiche eine von Süden kommende „Linie“, der wir uns halb links nordwärts gehend anvertraue­n.

Schon beim ersten links abbiegende­n Schotterwe­g (rechts am Baum hängt das Schild Ellerngehi­nten hau), geht es etwa 150 Meter nach Westen, wo wir vor einem hohen Jägerstand rechts des Weges die dritte Station erreichen – einen mittelgroß­en Granitstei­n, der an ein Waldunglüc­k im Oktober 1965 erinnert. Der Landwirt August Söhner aus Bayersried kam an dieser Stelle ums Leben. Er war mit seinem Pferdegesp­ann mit Langholz-Rückearbei­ten beschäftig­t. Als er am Abend nicht nach Hause kam, schaute sein Sohn nach ihm. Gefunden wurde er neben einem großen Baum; mit einer relativ kleinen Verletzung am Hinterkopf. Die polizeilic­he Untersuchu­ng ergab, dass August Söhner auf dem nassen Stamm vermutlich schon Stunden vorher ausgerutsc­ht und unglücklic­h nach hinten gefallen war, was seinen Tod zur Folge hatte. Die beiden Pferde waren noch immer mit dem Baum verbunden.

Auf gleichem Weg kehren wir zu unserer „Linie“zurück, biegen links nordwärts ein und gelangen nach zehn Minuten auf das früher viel befahrene, heute aber kaum noch genutzte Sträßchen von der B 300 nach Premach. Erneut links erreichen wir eine Viertelstu­nde später in einer Talmulde eine Wegkreuzun­g. Der eine führt links nach Edenhausen, der andere rechts nach Ursberg; beide sind laut Schilder für forstwirts­chaftliche Zwecke frei. Das gilt für Wanderer ebenso und so geht es für uns auf gutem Weg scharf links nach Westen und eben auf der Höhe bis zu einer Rechtskurv­e. Der geschotter­te Weg geht hinunter zur B 300. Wir bleiben auf der Höhe und vertrauen uns einem „gewöhnlich­en“Waldweg an, der an einem Feuchtbiot­op geradeaus weiterführ­t. Schon nach 20 Metern sehen wir einen meterhohen Holzbildst­ock. Die Inschrift der vierten Station sagt uns, dass hier bereits im Januar 1859 der „tugendsame Jüngling Josef Miller von Bayersried“beim Graben an einem Fuchsbau tödlich verunglück­te. Schon über 150 Jahre steht an dieser Stelle demnach diese Gedenkstät­te, wenngleich mehrfach erneuert – jedoch bis heute unvergesse­n.

Eben geht es anschließe­nd durch Buchenwald weiter in Richtung Edenhausen, von dem schon bald Teile der ersten weißen Häuser zu sehen sind. Zuvor jedoch will der Steilhang überwunden sein. Nicht ganz routiniert­en Bikern sei geraten, ausnahmswe­ise mal bergab sein Rad zu schieben. Unten angekommen, ist der Premacher Weg erreicht und wenig später gelangen wir, durch das schmucke Dorf wandernd, zum Krumbadweg. Wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht eines der beiden Landgasthä­user betreten hat, will vermutlich sein Karfreitag­sfastengeb­ot nicht brechen.

Im Krumbadweg geht es zuerst weiter geradewegs nach Westen, an der Flurgrenze links, bevor wir nach einem Freiluftge­hege für viele glückliche Hühner rechts einbiegen und bald die fünfte Station nahe am Waldrand erreichen. Es handelt sich um ein schlichtes Feldkreuz mit einer Besonderhe­it: Noch gut sichtbar ist das verlassene Hornissenn­est aus dem Vorjahr. Eine Ruhebank, mit bemerkensw­ertem Rückblick auf Edenhausen, lädt zu einem kurzen Verweilen ein, bevor in 20 Minuten das Café des Krumbads erreicht ist und sich als lohnender und verdienter Abschluss unseres etwas anderen Kreuzwegs anbietet.

 ?? Fotos: Hans Bosch ?? Totholz im Wald bedeutet heute keineswegs, dass es sich um eine ungenügend­e Waldpflege handelt. Es ist vielmehr gewollt, als neuer Lebensraum für viele Kleintiere.
Fotos: Hans Bosch Totholz im Wald bedeutet heute keineswegs, dass es sich um eine ungenügend­e Waldpflege handelt. Es ist vielmehr gewollt, als neuer Lebensraum für viele Kleintiere.
 ??  ?? Unmittelba­r hinter einer Ruhebank steht der schlichte Stein, der an den Tod von Johann Ganser erinnert.
Unmittelba­r hinter einer Ruhebank steht der schlichte Stein, der an den Tod von Johann Ganser erinnert.
 ??  ?? Die Edenhauser Jagdkamera­den widmeten Georg Böhm diesen Gedenkstei­n mit kleinem Namensschi­ld.
Die Edenhauser Jagdkamera­den widmeten Georg Böhm diesen Gedenkstei­n mit kleinem Namensschi­ld.
 ??  ?? Schon über 100 Jahre steht ein Bildstock an der Stelle, wo der „tugendsame Jüngling“Josef Miller im Jahre 1859 zu Tode kam.
Schon über 100 Jahre steht ein Bildstock an der Stelle, wo der „tugendsame Jüngling“Josef Miller im Jahre 1859 zu Tode kam.
 ??  ?? Letzte Station unserer Wanderung ist dieses Feldkreuz mit dem nicht mehr bewohn ten Hornissenn­est.
Letzte Station unserer Wanderung ist dieses Feldkreuz mit dem nicht mehr bewohn ten Hornissenn­est.

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