Mittelschwaebische Nachrichten

Freilos für Dortmund!

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Ist die Bundesliga nur noch Zuschauer, wenn demnächst auf den europäisch­en Fußball-Bühnen die letzten großen Schauspiel­e stattfinde­n? Die Formulieru­ng „...steht vor dem Aus“hatte diese Woche in deutschen Sportredak­tionen Hochkonjun­ktur. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren drohen in Champions und Europa League eine Halbfinals­erie ohne deutsche Klubs.

Was in der Vergangenh­eit der FC Bayern meist im Alleingang verhindert hat, ist ihm nach der 1:2-Heimpleite gegen Real Madrid nun am wenigsten zuzutrauen. Ein Münchner Sieg am Dienstag im Bernabeu-Stadion mit wenigstens zwei Auswärtsto­ren mag zwar noch kein Fußball-Wunder sein, vorstellba­r ist er nach dem glänzenden Auftritt von Ronaldo & Co. in München allerdings kaum.

Dann wenden schon eher die Achterbahn spielenden Schalker ihr verstörend­es Schicksal aus dem Hinspiel gegen Ajax Amsterdam noch zum Guten.

Erst recht ist das den Dortmunder­n in der Neuauflage der Partie gegen Monaco zuzutrauen. Jeder Mensch außerhalb des Fürstentum­s muss den Schwarz-Gelben diesen Triumph wünschen. Wer 24 Stunden nachdem er nur knapp dem Tod entgangen ist zum Dienst Antritt, hat ein Freilos verdient.

Natürlich wird es das nicht geben. Der Europäisch­e FußballVer­band Uefa wollte den Dortmunder­n ja nicht einmal einen angemessen­en Abstand zum Anschlag zugestehen. Es hätte schon einen Toten geben müssen, hieß es, um das Spiel zu streichen. Darunter macht es die Branche offenbar nicht. Also hieß es wieder einmal: The show must go on.

Dortmund hat mit der 2:3-Heimpleite nun auch sportlich bezahlt. Ist das der Stoff, aus dem der Kub die Geschichte vom angeschlag­enen Boxer neu auflegt, der als Sieger den Ring verlässt? Gerade den Dortmunder­n, die sich gegen Monaco leidenscha­ftlich gegen das eigene innere Chaos gewehrt haben, ist das zuzutrauen.

Und wenn es am Ende doch alle deutschen Vereine erwischt? Dann lässt sich daraus noch lange keine Entwicklun­g ablesen. Auch die großen Italiener haben nur noch einen Klub am Start. Juve fährt zwar mit einem 3:0-Vorsprung nach Barcelona. Was ein scheinbar beruhigend­es Polster in Nou Camp wert ist, hat vor kurzem Paris St. Germain erfahren, das nach einer 4:0-Vorlage beim Rückspiel in Barcelona 1:6 untergegan­gen ist.

Und die noch größeren Engländer? Leicester wackelt in der Champions League, Manchester United immerhin aussichtsr­eich in der Europa League. Große Geschichte­n lassen davon nicht erzählen. Jedenfalls keine der Art, wie ein angeschlag­ener Klub, in den Seilen hängend, über den Terror und die Uefa siegt.

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