Mittelschwaebische Nachrichten
Süßer die Glocken nie klingen
Die Orgel in der Krumbacher Stadtpfarrkirche St. Michael wartet mit einer ungewöhnlichen Neuerung auf. Erstmals zu hören sein wird das Glockenspiel in der kommenden Osternacht
Krumbach Beim Wort „Glockenspiel“denkt man in erster Linie an ein Musikinstrument, im weiteren Sinne vielleicht an die Vorrichtung in historischen Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten, die zu bestimmten Zeiten erklingen. Von den Melodien, die diese Glockenspiele in verschiedenen Variationen spielen, sind die Zuhörer immer wieder fasziniert. Genauso erfreut und begeistert dürften künftig die Gottesdienstbesucher in der Stadtpfarrkirche St. Michael in Krumbach über eine Besonderheit in der Orgel sein. Im Zuge der seit einem Jahr laufenden Generalsanierung installierte der Orgelbauer Hermann Weber aus Leutkirch zwischen den Metallund Holzpfeifen ein spezielles Glockenspiel. Dabei handelt es sich um ein Schalenglockenspiel, das aus 39 in zwei Reihen angeordneten Glocken besteht. Diese können von der Orgelklaviatur aus gespielt werden und bereichern mit dem besonderen Klang beim Betätigen des Registers „Glockenspiel“durch den Organisten alle Orgelwerke einschließlich der bekannten Lieder aus dem Gesangbuch.
Somit ist Kirchenmusiker und Assistent des Domkapellmeisters bei den Augsburger Domsingknaben, Michael Dolp, nicht nur Herr über 3280 Pfeifen und den unterschiedlichsten Registern, sondern über eine außergewöhnliche Klangfarbe auf der Orgel, die in den Jahren von 1962 bis 1966 von Maximilian Offner aus Kissing gebaut wurde. Die Kombination mit den vertrauten Tönen der Orgelpfeifen und einem solchen Glockenspiel gibt es deutschlandweit nur in großen Orgeln, in unserer Region in der Klosterkirche Roggenburg und in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg. Es ist deshalb außergewöhnlich, dass diese Einrichtung jetzt in der Stadtpfarrkirche St. Michael auf Wunsch von Michael Dolp verwirklicht wurde. Anfänglich war Dolp skeptisch, ob das ganze Zusammenspiel in Einklang gebracht werden könne. Doch inzwischen ist die Orgel gut bespielbar, einsatzbereit und steht – wenn auch noch nicht zu 100 Prozent – für die musikalische Umrahmung der Gottesdienste zur Verfügung.
Um den Kirchenhaushalt neben der laufenden Orgelsanierung, die rund 130 000 Euro verschlingt, nicht zu belasten, kümmerte er sich persönlich um die Finanzierung des Glockenspiels. Innerhalb von sechs Wochen hat Dolp Sponsoren gewinnen können, die in Spendenbeträgen von 40 bis 5000 Euro die Kosten von etwa 14 000 Euro für das Glockenspiel abdecken.
In besonderer Weise hat sich auch Mesner Gerhard Heinisch als Kirchenmaler bei der Orgelrenovierung eingebracht. Er gab den Holzteilen einen hellen Anstrich, wodurch der ganze Orgelprospekt samt der neu aufpolierten Pfeifen ein helles und freundliches Aussehen erhielt und dem Gesimse im Langschiff farblich angepasst ist. Für eine weitere Überraschung bei einem Probelauf sorgte Dolp mit einer Einrichtung, die ebenfalls in die Orgel integriert ist und wohl eine Seltenheit darstellt.
Von seinem neuen, fahrbaren und mit zahlreichen technischen Raffinessen ausgestatteten Spieltisch aus kann er bei Bedarf täuschend echtes Vogelgezwitscher in sein Orgelstück einblenden. Das Glockenspiel und die weitere Neuerung wird erstmals in der Osternacht am 16. April um 5 Uhr und in den folgenden Ostergottesdiensten zu hören sein. Dolp freut sich schon auf diesen Moment: „Ich danke allen, die mir geholfen haben, dass unserer Stadtpfarrei dieses besondere Geschenk gemacht werden konnte.“