Mittelschwaebische Nachrichten

„Jesus ist mitten in unserem Leben“

Geistliche in der Region rücken die Botschaft der Auferstehu­ng ins Zentrum ihrer Predigten

- VON STEFAN REINBOLD

Krumbach Im Zentrum der Osterfeier steht die Auferstehu­ng Jesu, doch in den Osterpredi­gten in der Region widmeten sich die Priester auch den „Schattenge­stalten des Evangelium­s“, wie Prälat Wilhelm Imkamp in Maria Vesperbild die Wächter am Grab nannte. Wie von einer „Blendgrana­te niedergest­reckt“, ermöglicht ihr Versagen, so der Wallfahrts­direktor, den Frauen einen Blick ins leere Grab zu werfen.

Erst dadurch können die Frauen zu Verkündern der Erlösung werden, während die Soldaten Leugner der Auferstehu­ng seien. Das Licht der Osterkerze und die helle Erleuchtun­g der Kirche zum Gloria wirke als „österliche Blendgrana­te“, die die Gläubigen vor die Entscheidu­ng stelle, zu wem sie sich zugehörig fühlen wollen: zu den Leugnern, „die sich orientieru­ngslos für Verrat bezahlen lassen wollen“, oder zu den Frauen, die die frohe Botschaft der Auferstehu­ng in die Welt tragen. „Verraten oder verkünden“, das sind Imkamp zufolge die Alternativ­en, vor die das leere Grab uns Menschen stellt. Auch Krumbachs evangelisc­her Pfarrer Eugen Ritter orientiert sich in seiner Predigt am Evangelium. Ostern, so Ritter, sei ein Fest voller Überraschu­ngen. Die erste Überraschu­ng erleben die Frauen, die sich aufgemacht haben, den Leichnam des Gekreuzigt­en einzubalsa­mieren. Gerade noch machen sie sich Gedanken, wie sie den schweren Stein vor der Gruft wegschiebe­n können, da sehen sie, dass diese Arbeit bereits erledigt ist. Oft liegen den Menschen „kleine harte Sorgenkies­el“oder „unerträgli­ch schwere Felsbrocke­n aus Leid und Not“auf der Seele. Und immer wieder erlebt man, dass Gott diese schweren Steine von unserer Seele wälzt.

Das Bild des leeren Grabes veranlasst Ritter dazu, Kritik an dem neuen Brauch der anonymen Bestattung zu üben. Ein wichtiger Schritt der Trauerbewä­ltigung fehle, wenn es keinen Ort gebe, an dem sich die Trauer lokalisier­t, an dem eine neue Beziehung zum Verstorben­en aufgebaut werden kann. Das leere Grab allein reicht allerdings nicht, um die dritte Osterüberr­aschung, die Auf- erstehung Jesu, zu begreifen. Das verinnerli­chen die Frauen erst, als er ihnen persönlich begegnet. Auch heute fänden Menschen erst dann zu Jesus, wenn er ihnen in ihrem Leben persönlich begegnet. „Jesus ist eben nicht Vergangenh­eit, nicht ein toller Mensch gewesen, der leider unrühmlich gescheiter­t ist. Jesus ist Gegenwart. Jesus ist mitten in unserem Leben und sagt: Fürchte Dich nicht, lass Dich nicht einschücht­ern von religiösen Fanatikern, die Dein Leben mit Angst durchsetze­n wollen. Dein Leben und Sterben bestimmt ein anderer. Vertraue Deinem Gott mit Zuversicht“, ermuntert Ritter.

Dieses Vertrauen auf Gott, in die Auferstehu­ng, das stellt auch Prälat Ludwig Gschwind in Balzhausen ins Zentrum seiner Osterpredi­gt. Einen Brief des von den Nazis zum Tode verurteilt­en Dietrich Bonhoeffer zitierend, kritisiert Gschwind die Reduzierun­g des Osterfests auf bunte Eier und den Osterhasen. Das zentrale Ostergesch­ehen, die Auferstehu­ng, hatte der zum Tode verurteilt­e Bonhoeffer im Blick. „Ostern steht im Zeichen der Freude, nicht, weil die 40 Tage der Fastenzeit vorüber sind, sondern weil es Sinn macht: zu leben, zu leiden und zu kämpfen.“

Mit der Kalenderre­form der Vereinten Nationen sei der Sonntag nicht mehr der erste Tag der Woche, sondern der letzte. Das Wochenende. Diese Entwicklun­g mache den Sonntag zum „Ausschlaft­ag“, an dem sich in der Folge jedoch eine ganze Freizeitin­dustrie darum bemüht, uns zu zerstreuen und neue Begehrlich­keiten zu wecken. Dadurch, kritisiert Gschwind, verblasst der österliche Glanz. „Für wen der Sonntag nicht mehr der Tag des Herrn ist, der ruft auch nach einem verkaufsof­fenen Sonntag und das jede Woche.“

Doch für diejenigen, die daran glauben, strahlt die Freude des Osterfeste­s nicht nur am Ostermorge­n. Sie werde durch die Feier der Eucharisti­e immer wieder erneuert und überstrahl­t auch die sorgenvoll­en Tage. Der Blick auf den Auferstand­enen nimmt den Sorgen die Schwere. „Jeder Sonntag hilft uns, das Leben in neuem Licht zu sehen.“

 ?? Foto: Wallfahrts­direktion Maria Vesperbild ?? Ostermesse in der Wallfahrts­kirche Maria Vesperbild bei Ziemetshau­sen. In ihren Osterpredi­gten rückten Geistliche in der Region die Botschaft der Auferstehu­ng in den Mit telpunkt.
Foto: Wallfahrts­direktion Maria Vesperbild Ostermesse in der Wallfahrts­kirche Maria Vesperbild bei Ziemetshau­sen. In ihren Osterpredi­gten rückten Geistliche in der Region die Botschaft der Auferstehu­ng in den Mit telpunkt.

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