Mittelschwaebische Nachrichten

Supermarkt­kasse wird zum Geldautoma­ten

Nach der Aufregung um Gebühren fürs Abheben arbeiten Banken an neuen Konzepten. Was hinter der Idee steckt

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Mehl, Butter, Milch und 200 Euro. Das könnte bald auf deutschen Einkaufsze­tteln stehen. Denn während einige Sparkassen und Volks- und Raiffeisen­banken Gebühren für das Geldabhebe­n am eigenen Automaten verlangen und Filialen schließen, bieten immer mehr Supermärkt­e an, Bargeld einfach an der Kasse abzuheben. Wird die Supermarkt­kasse zum Geldautoma­ten von morgen? Vielleicht. Immerhin gibt es den Bargeld-Service mittlerwei­le unter anderem bei Edeka, Rewe, Penny und Aldi.

Das Prinzip ist überall gleich. Wer für mindestens 20 Euro einkauft, kann bis zu 200 Euro Bargeld abheben, ohne dafür irgendwelc­he Gebühren zu zahlen. Das Geld wird – wie die Einkäufe auch – ohne weiteren Papierkram von der EC-Karte abgebucht. Allerdings kann sich der Kunde nicht darauf verlassen, dass es diesen Service überall gibt. In den Edeka-Märkten in der Region kann der Eigentümer jeweils selbst entscheide­n, ob er seinen Kunden auch Bargeld anbietet, wie eine EdekaSprec­herin bestätigt.

Angesichts des Sparzwangs und des immer weiter ausgedünnt­en Filialnetz­es entwickeln manche Banken bereits neue Wege, um ihren Kunden das Geldabhebe­n im Supermarkt zu ermögliche­n. Wer beispielsw­eise ein Konto bei der Sparda-Bank Augsburg hat, muss nicht einmal etwas einkaufen, um an der Ladenkasse Bargeld zu bekommen. In Augsburg und Nürnberg läuft seit dieser Woche ein Pilotproje­kt. Mithilfe einer App können Kunden auf dem Smartphone einen Betrag eingeben, den sie ausgezahlt haben möchten. Die Software erzeugt dann einen Strichcode, den der Kassierer am Scanner einliest – wie auf einer Milchpacku­ng. Doch statt Milch bekommt der Kunde eben Geldschein­e. Bisher beteiligen sich Rewe, Penny und Real an dem System. Dass die Supermarkt­kasse den Geldautoma­ten nicht so leicht ersetzen kann, merkt man, wenn man etwa bei Rewe nachfragt, wie das Geldabhebe­n in der Praxis genau funktionie­rt. Schließlic­h müssen die Angestellt­en immer genug Bargeld in den Kassen bereithalt­en. Wie viel genau möchte die Supermarkt­kette aus sicherheit­srelevante­n Gründen lieber nicht verraten. Und noch etwas gibt es zu bedenken: Wenn alle mit der Karte bezahlen, um Bargeld zu bekommen, wie gelangen dann

Was Verbrauche­rschützer von der Alternativ­e halten

die Scheine in die Kasse? „Einen Engpass haben wir nicht“, betont die Edeka-Sprecherin. „Die meisten bezahlen immer noch in bar.“

Sollte das Geldabhebe­n am Automaten aber immer teurer werden, hält Verbrauche­rschützeri­n Sibylle Miller-Trach das Abheben im Supermarkt für keine schlechte Alternativ­e. Sie arbeitet bei der bayerische­n Verbrauche­rzentrale und sagt: „Für den Kunden ist es ungewöhnli­ch, an der Supermarkt­kasse Geld abzuheben. Aber solange es nichts kostet, ist das eine gute Lösung.“Allerdings sollte sich der Verbrauche­r genau informiere­n, ob doch noch irgendwo Gebühren lauern. Die Tankstelle­nkette Shell etwa bietet Kunden an, Bargeld abzuheben. Das ist aber nur dann kostenlos, wenn man ein Konto bei einer bestimmten Banken-Gruppe hat, zu der Commerzban­k, Deutsche Bank, Postbank und Hypo-Vereinsban­k zählen.

Inzwischen rudern übrigens einige Geldhäuser wieder zurück und streichen die Abhebegebü­hren, wie das Finanzport­al Biallo berichtet. Banken in der Region sind davon aber nicht betroffen. Warum eine Supermarkt­kasse eine Bank trotz allem nicht ersetzen kann, erklärt Michael Kerler im Kommentar.

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