Mittelschwaebische Nachrichten

Urteil: Läden in Tel Aviv dürfen am Sabbat öffnen

- VON CHRISTIAN GALL

Rund 160 Einkaufslä­den in der israelisch­en Küstenmetr­opole Tel Aviv dürfen am jüdischen Sabbat geöffnet bleiben. Das höchste Gericht in Jerusalem urteilte, die Stadtverwa­ltung der überwiegen­d säkularen Stadt dürfe diese Praxis fortsetzen. Die Entscheidu­ng sorgte für Zorn bei den strengreli­giösen Koalitions­partnern der Regierungs­partei Likud. Das Urteil sei ein Verstoß gegen das jüdische Gebot, einen Ruhetag einzuhalte­n. In den Koalitions­vereinbaru­ngen sei festgelegt, dass man nicht gegen die bisherigen Sabbat-Regeln und damit gegen den geltenden Status verstoßen dürfe. Eine Umfrage der israelisch­en Organisati­on Chiddusch ergab zu Jahresbegi­nn, dass 78 Prozent der jüdischen Israelis dafür sind, Tel Aviver Geschäfte auch am Sabbat öffnen zu lassen. (dpa) Augsburg „Reichsbürg­er“, so heißt es, leben in ihrer eigenen Welt – ihrer Meinung nach sogar in einem eigenen Staat. Mit Verschwöru­ngstheorie­n und Lügen sprechen sie der Bundesrepu­blik jegliche Autorität ab. Sie stellen sich deshalb über geltendes Recht und haben es schon vielfach gebrochen. Als selbst ernannte „Patrioten“vergangene­r Reiche bunkern sie Waffen. Harmlose Spinner? Wohl kaum.

Politikwis­senschaftl­er Jan Rathje hat sich im Auftrag der Bundeszent­rale für politische Bildung mit den „Reichsbürg­ern“beschäftig­t. Er argumentie­rt, dass alle Menschen aus diesem verschwöru­ngsideolog­ischen Milieu ähnlichen Beweggründ­en folgen: „Diese Leute glauben in letzter Instanz an den Mythos der jüdischen Weltversch­wörung. Also an große Machtspiel­er, die hinter den Staaten stehen und weltweit das Geschehen lenken.“Solche Behauptung­en

Der Mythos der jüdischen Weltversch­wörung

seien nicht neu. Seit Jahrhunder­ten kursieren solche Gerüchte in Deutschlan­d. Menschen, die daran glauben, erkennen die Bundesrepu­blik nicht an – einige erklären sich zu „Selbstverw­altern“, die keine Steuern zahlen und ihr Grundstück einfach zur eigenen „Nation“erklären.

Die „Reichsbürg­er“gehen Rathje zufolge noch einen Schritt weiter – sie sagen sich nicht nur von der Bundesrepu­blik los, sondern behaupten, dass das Deutsche Reich noch existiere: „Viele dieser Leute zielen auf das Deutsche Reich ab, da dort die Gesellscha­ft autoritär und abgeriegel­t war.“Genau diese Art Politik würden „Reichsbürg­er“auch für die heutige Zeit fordern. „Diese Menschen wünschen sich eine Welt, in der sie gut aufgehoben sind, in der es keine Widersprüc­he gibt und in der sie ihren eigenen Platz haben“, sagt Rathje.

Der Politologe geht davon aus, dass „Reichsbürg­er“auf eine Sache

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Foto: Patrick Seeger, dpa „Deutsches Reich Reisepass“– ein solches Heftchen präsentier­te ein „Reichsbürg­er“am Rande eines Prozesses im baden würt tembergisc­hen Rheinfelde­n.

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